haben können. Mad. Veit geht fast gar nicht aus und stillt beständig, befindet sich aber a merveille! Jonas war wirklich charmant, und ist es immer, wenn sie ihn nicht verderben. Adieu, Herr Veit.
Leben Sie wohl, lieber Veit, und haben Sie recht Ver- gnügen, denn Sie haben's für mich mit, weil ich welches da- von habe. Wann kommen Sie wieder -- wie ist das, so etwas will ich wissen. -- -- Vielen Dank. --
Apropos, lieber Veit, ich habe mir für vier Groschen ein halb Buch fein Papier gekauft, und schneide mir mit Ihrem Federmesser die Feder selbst. Imaginez.
An Gustav von Brinckmann, in Berlin.
Freienwalde, den 23. Juli 1793.
Heute, Herr von Brinckmann, hab' ich Ihren Brief mit den Versen erhalten, ihn gelesen, auf den Brunnen gegangen, der Fr. gelesen, zu Haus gegangen, und nun die Verse gele- sen, mit denen ich diesen Augenblick fertig bin; ich hab' ver- gessen, welche Sie für die besten halten, und Ihren Brief hab' ich nicht. (Ich versprech' Ihnen, es soll sie keiner als höchstens die Fr. lesen.) Ich denke also in meinem Sinn, die an den Grafen Hatzfeldt und die von der Rose sind die be- sten; doch kann ich mich sehr irren, Sie wissen, Geschriebnes les' ich das erstemal sehr flüchtig. Der Brief aber, den Sie in meinem Sinn und Namen gedichtet haben, ist meisterhaft -- und so würd' ich die Dinge gewiß ausdrücken, wenn ich im Stande wär, manche zu denken, die Sie, ich weiß es wohl,
haben können. Mad. Veit geht faſt gar nicht aus und ſtillt beſtändig, befindet ſich aber à merveille! Jonas war wirklich charmant, und iſt es immer, wenn ſie ihn nicht verderben. Adieu, Herr Veit.
Leben Sie wohl, lieber Veit, und haben Sie recht Ver- gnügen, denn Sie haben’s für mich mit, weil ich welches da- von habe. Wann kommen Sie wieder — wie iſt das, ſo etwas will ich wiſſen. — — Vielen Dank. —
Apropos, lieber Veit, ich habe mir für vier Groſchen ein halb Buch fein Papier gekauft, und ſchneide mir mit Ihrem Federmeſſer die Feder ſelbſt. Imaginez.
An Guſtav von Brinckmann, in Berlin.
Freienwalde, den 23. Juli 1793.
Heute, Herr von Brinckmann, hab’ ich Ihren Brief mit den Verſen erhalten, ihn geleſen, auf den Brunnen gegangen, der Fr. geleſen, zu Haus gegangen, und nun die Verſe gele- ſen, mit denen ich dieſen Augenblick fertig bin; ich hab’ ver- geſſen, welche Sie für die beſten halten, und Ihren Brief hab’ ich nicht. (Ich verſprech’ Ihnen, es ſoll ſie keiner als höchſtens die Fr. leſen.) Ich denke alſo in meinem Sinn, die an den Grafen Hatzfeldt und die von der Roſe ſind die be- ſten; doch kann ich mich ſehr irren, Sie wiſſen, Geſchriebnes leſ’ ich das erſtemal ſehr flüchtig. Der Brief aber, den Sie in meinem Sinn und Namen gedichtet haben, iſt meiſterhaft — und ſo würd’ ich die Dinge gewiß ausdrücken, wenn ich im Stande wär, manche zu denken, die Sie, ich weiß es wohl,
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haben können. Mad. Veit geht faſt gar nicht aus und ſtillt
beſtändig, befindet ſich aber à merveille! Jonas war wirklich
charmant, und iſt es immer, wenn ſie ihn nicht verderben.
Adieu, Herr Veit.
Leben Sie wohl, lieber Veit, und haben Sie recht Ver-
gnügen, denn Sie haben’s für mich mit, weil ich welches da-
von habe. Wann kommen Sie wieder — wie iſt das, ſo
etwas will ich wiſſen. — — Vielen Dank. —
Apropos, lieber Veit, ich habe mir für vier Groſchen ein
halb Buch fein Papier gekauft, und ſchneide mir mit Ihrem
Federmeſſer die Feder ſelbſt. Imaginez.
An Guſtav von Brinckmann, in Berlin.
Freienwalde, den 23. Juli 1793.
Heute, Herr von Brinckmann, hab’ ich Ihren Brief mit
den Verſen erhalten, ihn geleſen, auf den Brunnen gegangen,
der Fr. geleſen, zu Haus gegangen, und nun die Verſe gele-
ſen, mit denen ich dieſen Augenblick fertig bin; ich hab’ ver-
geſſen, welche Sie für die beſten halten, und Ihren Brief
hab’ ich nicht. (Ich verſprech’ Ihnen, es ſoll ſie keiner als
höchſtens die Fr. leſen.) Ich denke alſo in meinem Sinn, die
an den Grafen Hatzfeldt und die von der Roſe ſind die be-
ſten; doch kann ich mich ſehr irren, Sie wiſſen, Geſchriebnes
leſ’ ich das erſtemal ſehr flüchtig. Der Brief aber, den Sie
in meinem Sinn und Namen gedichtet haben, iſt meiſterhaft —
und ſo würd’ ich die Dinge gewiß ausdrücken, wenn ich im
Stande wär, manche zu denken, die Sie, ich weiß es wohl,
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/72>, abgerufen am 22.12.2024.
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