men; auch hat ihr ganzer Maintien für mich was ängstliches, und ist er nicht zurückschreckend und ansteckend, so dämmt er doch die Bekanntschafts-Schritte unvermeidlich zurück. Eine jede fremde Mlle. hätt' ich nicht anders als sehr artig nennen müssen, wenn sie mich so wie Marie behandelt hätte, von der aber mußt' ich wohl um Ihrentwillen mehr Untersuchung we- nigstens, und auch Annäherung erwartet haben, denn es fiel mir deutlich auf, die nicht zu finden, um so mehr, da sie mir Frau von Ha. zeigt, wie mich dünkt. -- Ich hab mich recht gefreut, daß Sie mit meinem ersten Brief so zufrieden waren: apropos, freilich haben Sie recht, daß die Männer (und ich sage bei allen) bei den Damen mit gewisser impertinence (ich kann jetzt auf kein schicklich Wort kommen, und schrieb das; ich hab' Ihren Brief nicht bei der Hand) weiter kommen, als durch das erfüllteste Herz, und den vollsten Kopf; mündlich darüber wann und so viel Sie wollen. Bald komm' ich nach Haus, in's weite, breite, staubige, helle, leere Berlin. Leben Sie wohl, und sein Sie mit dem Brief zufrieden. Ich bin sehr müde. Adieu.
An M. Th. Robert, in Berlin.
Breslau, den 8. August 1794.
Mit welchen Worten soll ich das sagen, was ich dir gern mit einem einzigen Schrei mittheilen möchte! Der erste süße Augenblick ist der Brief von euch, den ich jetzt Morgens um 8 schon habe, und gleich beantworte. -- Vier Tage bin ich über Wüsten, Felder und Sand zerstoßen worden, um mich
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men; auch hat ihr ganzer Maintien für mich was ängſtliches, und iſt er nicht zurückſchreckend und anſteckend, ſo dämmt er doch die Bekanntſchafts-Schritte unvermeidlich zurück. Eine jede fremde Mlle. hätt’ ich nicht anders als ſehr artig nennen müſſen, wenn ſie mich ſo wie Marie behandelt hätte, von der aber mußt’ ich wohl um Ihrentwillen mehr Unterſuchung we- nigſtens, und auch Annäherung erwartet haben, denn es fiel mir deutlich auf, die nicht zu finden, um ſo mehr, da ſie mir Frau von Ha. zeigt, wie mich dünkt. — Ich hab mich recht gefreut, daß Sie mit meinem erſten Brief ſo zufrieden waren: apropos, freilich haben Sie recht, daß die Männer (und ich ſage bei allen) bei den Damen mit gewiſſer impertinence (ich kann jetzt auf kein ſchicklich Wort kommen, und ſchrieb das; ich hab’ Ihren Brief nicht bei der Hand) weiter kommen, als durch das erfüllteſte Herz, und den vollſten Kopf; mündlich darüber wann und ſo viel Sie wollen. Bald komm’ ich nach Haus, in’s weite, breite, ſtaubige, helle, leere Berlin. Leben Sie wohl, und ſein Sie mit dem Brief zufrieden. Ich bin ſehr müde. Adieu.
An M. Th. Robert, in Berlin.
Breslau, den 8. Auguſt 1794.
Mit welchen Worten ſoll ich das ſagen, was ich dir gern mit einem einzigen Schrei mittheilen möchte! Der erſte ſüße Augenblick iſt der Brief von euch, den ich jetzt Morgens um 8 ſchon habe, und gleich beantworte. — Vier Tage bin ich über Wüſten, Felder und Sand zerſtoßen worden, um mich
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men; auch hat ihr ganzer Maintien für mich was ängſtliches,
und iſt er nicht zurückſchreckend und anſteckend, ſo dämmt er
doch die Bekanntſchafts-Schritte unvermeidlich zurück. Eine
jede fremde Mlle. hätt’ ich nicht anders als ſehr artig nennen
müſſen, wenn ſie mich ſo wie Marie behandelt hätte, von der
aber mußt’ ich wohl um Ihrentwillen mehr Unterſuchung we-
nigſtens, und auch Annäherung erwartet haben, denn es fiel
mir deutlich auf, die nicht zu finden, um ſo mehr, da ſie mir
Frau von Ha. zeigt, wie mich dünkt. — Ich hab mich recht
gefreut, daß Sie mit meinem erſten Brief ſo zufrieden waren:
apropos, freilich haben Sie recht, daß die Männer (und ich
ſage bei allen) bei den Damen mit gewiſſer impertinence (ich
kann jetzt auf kein ſchicklich Wort kommen, und ſchrieb das;
ich hab’ Ihren Brief nicht bei der Hand) weiter kommen, als
durch das erfüllteſte Herz, und den vollſten Kopf; mündlich
darüber wann und ſo viel Sie wollen. Bald komm’ ich nach
Haus, in’s weite, breite, ſtaubige, helle, leere Berlin. Leben
Sie wohl, und ſein Sie mit dem Brief zufrieden. Ich bin
ſehr müde. Adieu.
An M. Th. Robert, in Berlin.
Breslau, den 8. Auguſt 1794.
Mit welchen Worten ſoll ich das ſagen, was ich dir gern
mit einem einzigen Schrei mittheilen möchte! Der erſte ſüße
Augenblick iſt der Brief von euch, den ich jetzt Morgens um
8 ſchon habe, und gleich beantworte. — Vier Tage bin ich
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/95>, abgerufen am 22.12.2024.
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