schwere Belastung des Herzens und schmerzliche Thränengebete. Ich traute mich nicht, mich zu freuen! O! die ganze Natur ist still: und der kleinlich wüthende Mensch, ohne direkten Willen, stört sie, und den Frieden! Eins ist gewiß, August: ist nur Friede, bleibst du nur leben, und wir haben auch noch so wenig: in einem Thal wie hier, können wir reichlich und glücklich mit einander leben. -- --
An Ernestine Robert, in Brünn.
Prag, Sonnabend den 18. Juni 1813.
Gestern, liebe Ernestine! erhielt ich erst einen Brief aus Reinerz, der neun Tage unterwegs war, von Markus, der mir auch Ihren von Troppau mitbrachte. Ich bin seit vier- zehn Tagen hier: sehr gut aufgenommen -- die Details habe ich zu oft schreiben müssen seit ich hier bin, ohne nur in der Welt zu wissen ob auch die Briefe ankommen. Sie erlassen sie mir also heute --, aber in welcher Seelenverfassung, mö- gen Sie beurtheilen! Vom Lande, von Geldquellen, von Nach- richten, von Freunden abgeschnitten: ohne Heimath (denn ein Quartier habe ich überhaupt nicht), und ohne zu wissen, ob sie sich wieder herstellt. Spät erst erfuhr ich durch Reisende, wo Markus war -- zwei Posten von Reinerz, wo er nun wieder ist -- und durchaus konnte ich nicht ergründen wo Sie geblieben waren; erst vor acht Tagen erfuhr ich es. Stellen Sie sich also vor, wie mich Ihr Brief freut! ich hatte ihn nicht eine Viertelstunde, als mir Louis, mein Bruder, einen von
ſchwere Belaſtung des Herzens und ſchmerzliche Thränengebete. Ich traute mich nicht, mich zu freuen! O! die ganze Natur iſt ſtill: und der kleinlich wüthende Menſch, ohne direkten Willen, ſtört ſie, und den Frieden! Eins iſt gewiß, Auguſt: iſt nur Friede, bleibſt du nur leben, und wir haben auch noch ſo wenig: in einem Thal wie hier, können wir reichlich und glücklich mit einander leben. — —
An Erneſtine Robert, in Brünn.
Prag, Sonnabend den 18. Juni 1813.
Geſtern, liebe Erneſtine! erhielt ich erſt einen Brief aus Reinerz, der neun Tage unterwegs war, von Markus, der mir auch Ihren von Troppau mitbrachte. Ich bin ſeit vier- zehn Tagen hier: ſehr gut aufgenommen — die Details habe ich zu oft ſchreiben müſſen ſeit ich hier bin, ohne nur in der Welt zu wiſſen ob auch die Briefe ankommen. Sie erlaſſen ſie mir alſo heute —, aber in welcher Seelenverfaſſung, mö- gen Sie beurtheilen! Vom Lande, von Geldquellen, von Nach- richten, von Freunden abgeſchnitten: ohne Heimath (denn ein Quartier habe ich überhaupt nicht), und ohne zu wiſſen, ob ſie ſich wieder herſtellt. Spät erſt erfuhr ich durch Reiſende, wo Markus war — zwei Poſten von Reinerz, wo er nun wieder iſt — und durchaus konnte ich nicht ergründen wo Sie geblieben waren; erſt vor acht Tagen erfuhr ich es. Stellen Sie ſich alſo vor, wie mich Ihr Brief freut! ich hatte ihn nicht eine Viertelſtunde, als mir Louis, mein Bruder, einen von
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ſchwere Belaſtung des Herzens und ſchmerzliche Thränengebete.
Ich traute mich nicht, mich zu freuen! O! die ganze Natur
iſt ſtill: und der kleinlich wüthende Menſch, ohne direkten
Willen, ſtört ſie, und den Frieden! Eins iſt gewiß, Auguſt:
iſt nur Friede, bleibſt du nur leben, und wir haben auch noch
ſo wenig: in einem Thal wie hier, können wir reichlich und
glücklich mit einander leben. — —
An Erneſtine Robert, in Brünn.
Prag, Sonnabend den 18. Juni 1813.
Geſtern, liebe Erneſtine! erhielt ich erſt einen Brief aus
Reinerz, der neun Tage unterwegs war, von Markus, der
mir auch Ihren von Troppau mitbrachte. Ich bin ſeit vier-
zehn Tagen hier: ſehr gut aufgenommen — die Details habe
ich zu oft ſchreiben müſſen ſeit ich hier bin, ohne nur in der
Welt zu wiſſen ob auch die Briefe ankommen. Sie erlaſſen
ſie mir alſo heute —, aber in welcher Seelenverfaſſung, mö-
gen Sie beurtheilen! Vom Lande, von Geldquellen, von Nach-
richten, von Freunden abgeſchnitten: ohne Heimath (denn ein
Quartier habe ich überhaupt nicht), und ohne zu wiſſen, ob
ſie ſich wieder herſtellt. Spät erſt erfuhr ich durch Reiſende,
wo Markus war — zwei Poſten von Reinerz, wo er nun
wieder iſt — und durchaus konnte ich nicht ergründen wo Sie
geblieben waren; erſt vor acht Tagen erfuhr ich es. Stellen
Sie ſich alſo vor, wie mich Ihr Brief freut! ich hatte ihn
nicht eine Viertelſtunde, als mir Louis, mein Bruder, einen von
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/106>, abgerufen am 23.11.2024.
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