In der Zeitung, die ihr ausgebt, gefiel mir das über Moreau's Tod; und das sehr gut. Auch ich war's schon zu- frieden, -- obgleich der Schreck mir wahrlich beinah die erste Ohnmacht zugezogen hatte, und einer von denen hier war, die mir am meisten schadeten, -- daß er starb: aber die bas- sesse mit der Amputation hätte er nicht erleben sollen. In solchen Dingen kann man seine Meinung, seinen Schmerz und seine Verzweiflung nur zu Gottes Füßen legen! -- Ich bin noch außer mir darüber. -- Wird auch das Volk, dem eure Zeitung umsonst vertheilt wird, die Sprache verstehen? O! ich möchte es darin in gemeinen Worten, zum Guten, zum Wohlthun, zur Geduld, zur Milde, zum hoffnungsvollen Har- ren, zur Verträglichkeit ermahnen: wie ich es wohl manchmal kann. Möchte ihm anempfehlen, nur immer das Allernächste recht zu thun, gleich gut. Den Weibern besonders, dem über- wundenen Feind zu helfen; und ihm zu sagen, sie sollen es auch so machen; und zu Hause erzählen; und im Felde nicht vergessen!
An M. Th. Robert, in Berlin.
Sonnabend, Prag den 23. Oktober 1813.
Diesen Brief wird dir Hr. Abr. Mendelssohn mitnehmen, mit dem ich hier sehr liirt war, und dessen freundschaftliches Benehmen ich wie das von Bartholdy nicht genug loben kann. Vorgestern nach der Siegesnachricht schrieb ich euch. Ich bin
Donnerstag den 14.
In der Zeitung, die ihr ausgebt, gefiel mir das über Moreau’s Tod; und das ſehr gut. Auch ich war’s ſchon zu- frieden, — obgleich der Schreck mir wahrlich beinah die erſte Ohnmacht zugezogen hatte, und einer von denen hier war, die mir am meiſten ſchadeten, — daß er ſtarb: aber die bas- sesse mit der Amputation hätte er nicht erleben ſollen. In ſolchen Dingen kann man ſeine Meinung, ſeinen Schmerz und ſeine Verzweiflung nur zu Gottes Füßen legen! — Ich bin noch außer mir darüber. — Wird auch das Volk, dem eure Zeitung umſonſt vertheilt wird, die Sprache verſtehen? O! ich möchte es darin in gemeinen Worten, zum Guten, zum Wohlthun, zur Geduld, zur Milde, zum hoffnungsvollen Har- ren, zur Verträglichkeit ermahnen: wie ich es wohl manchmal kann. Möchte ihm anempfehlen, nur immer das Allernächſte recht zu thun, gleich gut. Den Weibern beſonders, dem über- wundenen Feind zu helfen; und ihm zu ſagen, ſie ſollen es auch ſo machen; und zu Hauſe erzählen; und im Felde nicht vergeſſen!
An M. Th. Robert, in Berlin.
Sonnabend, Prag den 23. Oktober 1813.
Dieſen Brief wird dir Hr. Abr. Mendelsſohn mitnehmen, mit dem ich hier ſehr liirt war, und deſſen freundſchaftliches Benehmen ich wie das von Bartholdy nicht genug loben kann. Vorgeſtern nach der Siegesnachricht ſchrieb ich euch. Ich bin
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Donnerstag den 14.
In der Zeitung, die ihr ausgebt, gefiel mir das über
Moreau’s Tod; und das ſehr gut. Auch ich war’s ſchon zu-
frieden, — obgleich der Schreck mir wahrlich beinah die erſte
Ohnmacht zugezogen hatte, und einer von denen hier war,
die mir am meiſten ſchadeten, — daß er ſtarb: aber die bas-
sesse mit der Amputation hätte er nicht erleben ſollen. In
ſolchen Dingen kann man ſeine Meinung, ſeinen Schmerz
und ſeine Verzweiflung nur zu Gottes Füßen legen! — Ich
bin noch außer mir darüber. — Wird auch das Volk, dem eure
Zeitung umſonſt vertheilt wird, die Sprache verſtehen? O!
ich möchte es darin in gemeinen Worten, zum Guten, zum
Wohlthun, zur Geduld, zur Milde, zum hoffnungsvollen Har-
ren, zur Verträglichkeit ermahnen: wie ich es wohl manchmal
kann. Möchte ihm anempfehlen, nur immer das Allernächſte
recht zu thun, gleich gut. Den Weibern beſonders, dem über-
wundenen Feind zu helfen; und ihm zu ſagen, ſie ſollen es
auch ſo machen; und zu Hauſe erzählen; und im Felde
nicht vergeſſen!
An M. Th. Robert, in Berlin.
Sonnabend, Prag den 23. Oktober 1813.
Dieſen Brief wird dir Hr. Abr. Mendelsſohn mitnehmen,
mit dem ich hier ſehr liirt war, und deſſen freundſchaftliches
Benehmen ich wie das von Bartholdy nicht genug loben kann.
Vorgeſtern nach der Siegesnachricht ſchrieb ich euch. Ich bin
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/145>, abgerufen am 27.11.2024.
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