berts Briefe werden Sie sehr amüsiren, mich auch. Ich schreibe ihm sehr schöne Antworten. An Ihrem Brief werde ich sehen ob Sie mir gut sind! bin ich Ihnen gut? Noch weit mehr! denn das ist von Natur: und Sie wissen's lange. Aber ich rechne auf Sie wie auf eine Freundin: das ist übertrieben viel, sehr viel!! das thue ich beinahe nicht mehr. Ich bin immer auf Ihrer Seite, bei allen Fällen des Lebens. Leben Sie wohl, und machen Sie sich Vergnügen, und grüßen Sie alle Polen! Küssen Sie Ferdinand und Moritz.
Ihre R. R.
Den 7. Januar 1814.
-- Hier hab' ich herausgegrübelt: Schicksal und Glück sind mir nicht gut; Gott und Natur lieben mich aber. --
-- Wenn mir Gott Menschen schickt, bei mir ist kein Athemzug, kein Pulsschlag, kein Blick verloren. Drum bin ich so außer mir, wenn mir die Nächsten fehlen. Eltern, Ge- schwister, Geliebte! Weil ich an Gottes reinem Altar jedes niederlegen würde; im frischen reinen Herzen hintragen! --
An A. Mendelssohn-Bartholdy, in Berlin.
Prag, den 10. Januar 1814.
Sollten Sie es wohl denken, lieber M., daß ich nicht schreiben kann, weil ich ein schlimmes Bein habe? Das Sitzen, welches zum Schreiben nöthig ist, kann ich ohne Schmerz nicht exekutiren. Rheumatism hab' ich im rechten Bein. Das ist
berts Briefe werden Sie ſehr amüſiren, mich auch. Ich ſchreibe ihm ſehr ſchöne Antworten. An Ihrem Brief werde ich ſehen ob Sie mir gut ſind! bin ich Ihnen gut? Noch weit mehr! denn das iſt von Natur: und Sie wiſſen’s lange. Aber ich rechne auf Sie wie auf eine Freundin: das iſt übertrieben viel, ſehr viel!! das thue ich beinahe nicht mehr. Ich bin immer auf Ihrer Seite, bei allen Fällen des Lebens. Leben Sie wohl, und machen Sie ſich Vergnügen, und grüßen Sie alle Polen! Küſſen Sie Ferdinand und Moritz.
Ihre R. R.
Den 7. Januar 1814.
— Hier hab’ ich herausgegrübelt: Schickſal und Glück ſind mir nicht gut; Gott und Natur lieben mich aber. —
— Wenn mir Gott Menſchen ſchickt, bei mir iſt kein Athemzug, kein Pulsſchlag, kein Blick verloren. Drum bin ich ſo außer mir, wenn mir die Nächſten fehlen. Eltern, Ge- ſchwiſter, Geliebte! Weil ich an Gottes reinem Altar jedes niederlegen würde; im friſchen reinen Herzen hintragen! —
An A. Mendelsſohn-Bartholdy, in Berlin.
Prag, den 10. Januar 1814.
Sollten Sie es wohl denken, lieber M., daß ich nicht ſchreiben kann, weil ich ein ſchlimmes Bein habe? Das Sitzen, welches zum Schreiben nöthig iſt, kann ich ohne Schmerz nicht exekutiren. Rheumatism hab’ ich im rechten Bein. Das iſt
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berts Briefe werden Sie ſehr amüſiren, mich auch. Ich ſchreibe
ihm ſehr ſchöne Antworten. An Ihrem Brief werde ich ſehen
ob Sie mir gut ſind! bin ich Ihnen gut? Noch weit mehr!
denn das iſt von Natur: und Sie wiſſen’s lange. Aber ich
rechne auf Sie wie auf eine Freundin: das iſt übertrieben
viel, ſehr viel!! das thue ich beinahe nicht mehr. Ich bin
immer auf Ihrer Seite, bei allen Fällen des Lebens. Leben
Sie wohl, und machen Sie ſich Vergnügen, und grüßen Sie
alle Polen! Küſſen Sie Ferdinand und Moritz.
Ihre R. R.
Den 7. Januar 1814.
— Hier hab’ ich herausgegrübelt: Schickſal und Glück
ſind mir nicht gut; Gott und Natur lieben mich aber. —
— Wenn mir Gott Menſchen ſchickt, bei mir iſt kein
Athemzug, kein Pulsſchlag, kein Blick verloren. Drum bin
ich ſo außer mir, wenn mir die Nächſten fehlen. Eltern, Ge-
ſchwiſter, Geliebte! Weil ich an Gottes reinem Altar jedes
niederlegen würde; im friſchen reinen Herzen hintragen! —
An A. Mendelsſohn-Bartholdy, in Berlin.
Prag, den 10. Januar 1814.
Sollten Sie es wohl denken, lieber M., daß ich nicht
ſchreiben kann, weil ich ein ſchlimmes Bein habe? Das Sitzen,
welches zum Schreiben nöthig iſt, kann ich ohne Schmerz nicht
exekutiren. Rheumatism hab’ ich im rechten Bein. Das iſt
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/166>, abgerufen am 25.11.2024.
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