Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

zahlen, so wie ich nur kann. Gott ist mein Zeuge, daß nicht
jetzt, sondern immer dies mein heimlichstes Gebet ist. Ich
erliege dieser Art zu nehmen. Daß macht für diesen Januar
die Summe von ... die ich bekomme. Wenn mir niemand
in der Fremde etwas voraus schicken will. Quittungen will ich
geben. Auch gab ich sie jeden Monat bis zu meiner Flucht
hierher. Schütze Gott euch vor dem, was ich erfahre! Und
preßt mir hohes Leid und herbe, harte Krankheit jetzt den
Brief aus, der sonst mein Herz heimlich beizt, so verzeiht es
meinem großen Elend. Mir pufft das Herz nur so! Keiner
von euch hat mich zum Fall der Noth nur irgend hier em-
pfohlen. Hans schreibt mir ganz kalt, ich solle künftig nur
Moritz selbst schreiben, er gäbe konfuse Antworten. Das glaub'
ich wohl. Für einen Dritten kann man wohl besser sprechen;
aber niemand will thätig sein. Ich spräche gewiß für jeden
von euch. Ich weiß auch, daß ihr meint, ihr meint es gut;
und tadelt mich, wenn ich es nicht so finde. Auch ist es viel,
für geben, was Moritz giebt: doch wurde untern andern Um-
ständen so abgeschlossen: und ich in der größten Prosperität
hätte mich ewig für verpflichtet gehalten. --

Die Torgauer Erklärung habe ich schon zweimal mit dei-
nem Namen in dem Wiener Beobachter gelesen. Auch mir
wird's noch gut gehen; oder Gott läßt mich wirklich abho-
len. Ich war sehr krank, und bin es noch. Glaube nicht,
daß Geld verlegenheit aus mir spricht. Nein! Abrah. Men-
delssohn hat mir ungefordert einen Kredit gemacht. Aber
Wohlwollen und zarte Sorgfalt von den angebornen Freun-
den thut wohl; und Fahrlässigkeit weh.


zahlen, ſo wie ich nur kann. Gott iſt mein Zeuge, daß nicht
jetzt, ſondern immer dies mein heimlichſtes Gebet iſt. Ich
erliege dieſer Art zu nehmen. Daß macht für dieſen Januar
die Summe von … die ich bekomme. Wenn mir niemand
in der Fremde etwas voraus ſchicken will. Quittungen will ich
geben. Auch gab ich ſie jeden Monat bis zu meiner Flucht
hierher. Schütze Gott euch vor dem, was ich erfahre! Und
preßt mir hohes Leid und herbe, harte Krankheit jetzt den
Brief aus, der ſonſt mein Herz heimlich beizt, ſo verzeiht es
meinem großen Elend. Mir pufft das Herz nur ſo! Keiner
von euch hat mich zum Fall der Noth nur irgend hier em-
pfohlen. Hans ſchreibt mir ganz kalt, ich ſolle künftig nur
Moritz ſelbſt ſchreiben, er gäbe konfuſe Antworten. Das glaub’
ich wohl. Für einen Dritten kann man wohl beſſer ſprechen;
aber niemand will thätig ſein. Ich ſpräche gewiß für jeden
von euch. Ich weiß auch, daß ihr meint, ihr meint es gut;
und tadelt mich, wenn ich es nicht ſo finde. Auch iſt es viel,
für geben, was Moritz giebt: doch wurde untern andern Um-
ſtänden ſo abgeſchloſſen: und ich in der größten Proſperität
hätte mich ewig für verpflichtet gehalten. —

Die Torgauer Erklärung habe ich ſchon zweimal mit dei-
nem Namen in dem Wiener Beobachter geleſen. Auch mir
wird’s noch gut gehen; oder Gott läßt mich wirklich abho-
len. Ich war ſehr krank, und bin es noch. Glaube nicht,
daß Geld verlegenheit aus mir ſpricht. Nein! Abrah. Men-
delsſohn hat mir ungefordert einen Kredit gemacht. Aber
Wohlwollen und zarte Sorgfalt von den angebornen Freun-
den thut wohl; und Fahrläſſigkeit weh.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0178" n="170"/>
zahlen, &#x017F;o <hi rendition="#g">wie</hi> ich nur kann. Gott i&#x017F;t mein Zeuge, daß nicht<lb/><hi rendition="#g">jetzt</hi>, &#x017F;ondern immer <hi rendition="#g">dies</hi> mein heimlich&#x017F;tes Gebet i&#x017F;t. Ich<lb/>
erliege die&#x017F;er Art zu nehmen. Daß macht für <hi rendition="#g">die&#x017F;en</hi> Januar<lb/>
die Summe von &#x2026; die <hi rendition="#g">ich</hi> bekomme. Wenn mir niemand<lb/>
in der Fremde etwas voraus &#x017F;chicken will. Quittungen will ich<lb/>
geben. Auch gab ich &#x017F;ie jeden Monat bis zu meiner Flucht<lb/>
hierher. Schütze Gott <hi rendition="#g">euch</hi> vor dem, was ich erfahre! Und<lb/>
preßt mir hohes Leid und <hi rendition="#g">herbe</hi>, harte Krankheit jetzt den<lb/>
Brief aus, der &#x017F;on&#x017F;t mein Herz heimlich beizt, &#x017F;o verzeiht es<lb/>
meinem großen Elend. Mir pufft das Herz nur &#x017F;o! Keiner<lb/>
von euch hat mich zum <hi rendition="#g">Fall</hi> der <hi rendition="#g">Noth</hi> nur irgend hier em-<lb/>
pfohlen. Hans &#x017F;chreibt mir ganz kalt, ich &#x017F;olle künftig nur<lb/>
Moritz &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chreiben, er gäbe konfu&#x017F;e Antworten. Das glaub&#x2019;<lb/>
ich wohl. Für einen Dritten kann man wohl be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;prechen;<lb/>
aber niemand will thätig &#x017F;ein. Ich &#x017F;präche gewiß für jeden<lb/>
von euch. Ich weiß auch, daß ihr meint, ihr meint es gut;<lb/>
und tadelt mich, wenn ich es nicht &#x017F;o finde. Auch i&#x017F;t es viel,<lb/>
für <hi rendition="#g">geben</hi>, was Moritz giebt: doch wurde untern andern Um-<lb/>
&#x017F;tänden &#x017F;o abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en: und <hi rendition="#g">ich</hi> in der größten Pro&#x017F;perität<lb/>
hätte mich ewig für verpflichtet gehalten. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Die Torgauer Erklärung habe ich &#x017F;chon zweimal mit dei-<lb/>
nem Namen in dem Wiener Beobachter gele&#x017F;en. Auch mir<lb/>
wird&#x2019;s noch gut gehen; oder Gott läßt mich <hi rendition="#g">wirklich</hi> abho-<lb/>
len. Ich <hi rendition="#g">war &#x017F;ehr</hi> krank, und bin es noch. Glaube nicht,<lb/>
daß Geld <hi rendition="#g">verlegen</hi>heit aus mir &#x017F;pricht. <hi rendition="#g">Nein</hi>! Abrah. Men-<lb/>
dels&#x017F;ohn hat mir ungefordert einen Kredit gemacht. Aber<lb/>
Wohlwollen und zarte Sorgfalt von den <hi rendition="#g">angebornen</hi> Freun-<lb/>
den thut wohl; und Fahrlä&#x017F;&#x017F;igkeit weh.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0178] zahlen, ſo wie ich nur kann. Gott iſt mein Zeuge, daß nicht jetzt, ſondern immer dies mein heimlichſtes Gebet iſt. Ich erliege dieſer Art zu nehmen. Daß macht für dieſen Januar die Summe von … die ich bekomme. Wenn mir niemand in der Fremde etwas voraus ſchicken will. Quittungen will ich geben. Auch gab ich ſie jeden Monat bis zu meiner Flucht hierher. Schütze Gott euch vor dem, was ich erfahre! Und preßt mir hohes Leid und herbe, harte Krankheit jetzt den Brief aus, der ſonſt mein Herz heimlich beizt, ſo verzeiht es meinem großen Elend. Mir pufft das Herz nur ſo! Keiner von euch hat mich zum Fall der Noth nur irgend hier em- pfohlen. Hans ſchreibt mir ganz kalt, ich ſolle künftig nur Moritz ſelbſt ſchreiben, er gäbe konfuſe Antworten. Das glaub’ ich wohl. Für einen Dritten kann man wohl beſſer ſprechen; aber niemand will thätig ſein. Ich ſpräche gewiß für jeden von euch. Ich weiß auch, daß ihr meint, ihr meint es gut; und tadelt mich, wenn ich es nicht ſo finde. Auch iſt es viel, für geben, was Moritz giebt: doch wurde untern andern Um- ſtänden ſo abgeſchloſſen: und ich in der größten Proſperität hätte mich ewig für verpflichtet gehalten. — Die Torgauer Erklärung habe ich ſchon zweimal mit dei- nem Namen in dem Wiener Beobachter geleſen. Auch mir wird’s noch gut gehen; oder Gott läßt mich wirklich abho- len. Ich war ſehr krank, und bin es noch. Glaube nicht, daß Geld verlegenheit aus mir ſpricht. Nein! Abrah. Men- delsſohn hat mir ungefordert einen Kredit gemacht. Aber Wohlwollen und zarte Sorgfalt von den angebornen Freun- den thut wohl; und Fahrläſſigkeit weh.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/178
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/178>, abgerufen am 24.11.2024.