mal ohne Umschlag und Gurgelei: heute lag ich so; aber schlief nicht: und fühle es sehr! Also viermal habe ich hier schon Fieber gehabt. Im Oktober das erste: und seit dem 17. Ja- nuar bin ich nur wenige Tage, ja nur Stunden aus dem Bette. Denn bei meiner großen Attake hatte ich auch welches: man verheimlichte es nur. Bei meinem Halsübel hatte ich das noch obenein, daß Dore es auch, nur schwächer, hatte, und ich in dieser Noth die noch schonen sollte: wo ewig Einer einem ersticken helfen muß, und ein kühler Umschlag den Tod bringt: etc. Nun ist der Hals wieder gut; und ich wie- der Einmal zum Ausfahren schreitend. Ich stehe viel aus. Verstehe aber mein Übel. Ich sehe ein: daß wenn die heftigen katarrhalischen Zufälle nicht so hintereinander gekommen wä- ren, der bis zur Gicht fast verhärtete Rheumatismus sich nie gelöst hätte. Harte, schwere, entkräftende Heilart. Gott schickt es mir. Ich hatte zu viel Verdruß, gar keine Freude: so lange Jahre: ich sagte es immer zu Varnhagen. Sterben sollte ich nicht; ob ich gleich zweimal, auch den Aussagen nach, gefährlich war: nur tüchtig leiden, und erschwächt wer- den: ich kann nicht dafür! Und wenn ihr mir gut seid, will ich auch noch für uns und mich leben.
Nun, Ohmeken, will ich deinen Brief Punkt vor Punkt beantworten: der mein Herz so heilte auf meinem Kranken- Jammerlager im schrecklichsten Fieber, Krampf- und Stickmo- ment. O! Äußert euch gut gegen mich! Ich bin einmal leidenschaftlich, und nicht nur, wie ich sehe, in der Liebe, wie man's nennt: in allen Affektionen: ja ich bestehe und (jetzt eben ist die Estafette gekommen, daß der Kronprinz von
II. 13
mal ohne Umſchlag und Gurgelei: heute lag ich ſo; aber ſchlief nicht: und fühle es ſehr! Alſo viermal habe ich hier ſchon Fieber gehabt. Im Oktober das erſte: und ſeit dem 17. Ja- nuar bin ich nur wenige Tage, ja nur Stunden aus dem Bette. Denn bei meiner großen Attake hatte ich auch welches: man verheimlichte es nur. Bei meinem Halsübel hatte ich das noch obenein, daß Dore es auch, nur ſchwächer, hatte, und ich in dieſer Noth die noch ſchonen ſollte: wo ewig Einer einem erſticken helfen muß, und ein kühler Umſchlag den Tod bringt: ꝛc. Nun iſt der Hals wieder gut; und ich wie- der Einmal zum Ausfahren ſchreitend. Ich ſtehe viel aus. Verſtehe aber mein Übel. Ich ſehe ein: daß wenn die heftigen katarrhaliſchen Zufälle nicht ſo hintereinander gekommen wä- ren, der bis zur Gicht faſt verhärtete Rheumatismus ſich nie gelöſt hätte. Harte, ſchwere, entkräftende Heilart. Gott ſchickt es mir. Ich hatte zu viel Verdruß, gar keine Freude: ſo lange Jahre: ich ſagte es immer zu Varnhagen. Sterben ſollte ich nicht; ob ich gleich zweimal, auch den Ausſagen nach, gefährlich war: nur tüchtig leiden, und erſchwächt wer- den: ich kann nicht dafür! Und wenn ihr mir gut ſeid, will ich auch noch für uns und mich leben.
Nun, Ohmeken, will ich deinen Brief Punkt vor Punkt beantworten: der mein Herz ſo heilte auf meinem Kranken- Jammerlager im ſchrecklichſten Fieber, Krampf- und Stickmo- ment. O! Äußert euch gut gegen mich! Ich bin einmal leidenſchaftlich, und nicht nur, wie ich ſehe, in der Liebe, wie man’s nennt: in allen Affektionen: ja ich beſtehe und (jetzt eben iſt die Eſtafette gekommen, daß der Kronprinz von
II. 13
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mal ohne Umſchlag und Gurgelei: heute lag ich ſo; aber ſchlief
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Fieber gehabt. Im Oktober das erſte: und ſeit dem 17. Ja-
nuar bin ich nur wenige Tage, ja nur Stunden aus dem
Bette. Denn bei meiner großen Attake hatte ich auch welches:
man verheimlichte es nur. Bei meinem Halsübel hatte ich
das noch obenein, daß Dore es auch, nur ſchwächer, hatte,
und ich in dieſer Noth die noch ſchonen ſollte: wo ewig
Einer einem erſticken helfen muß, und ein kühler Umſchlag den
Tod bringt: ꝛc. Nun iſt der Hals wieder gut; und ich wie-
der Einmal zum Ausfahren ſchreitend. Ich ſtehe viel aus.
Verſtehe aber mein Übel. Ich ſehe ein: daß wenn die heftigen
katarrhaliſchen Zufälle nicht ſo hintereinander gekommen wä-
ren, der bis zur Gicht faſt verhärtete Rheumatismus ſich nie
gelöſt hätte. Harte, ſchwere, entkräftende Heilart. Gott ſchickt
es mir. Ich hatte zu viel Verdruß, gar keine Freude: ſo
lange Jahre: ich ſagte es immer zu Varnhagen. Sterben
ſollte ich nicht; ob ich gleich zweimal, auch den Ausſagen
nach, gefährlich war: nur tüchtig leiden, und erſchwächt wer-
den: ich kann nicht dafür! Und wenn ihr mir gut ſeid, will
ich auch noch für uns und mich leben.
Nun, Ohmeken, will ich deinen Brief Punkt vor Punkt
beantworten: der mein Herz ſo heilte auf meinem Kranken-
Jammerlager im ſchrecklichſten Fieber, Krampf- und Stickmo-
ment. O! Äußert euch gut gegen mich! Ich bin einmal
leidenſchaftlich, und nicht nur, wie ich ſehe, in der Liebe, wie
man’s nennt: in allen Affektionen: ja ich beſtehe und (jetzt
eben iſt die Eſtafette gekommen, daß der Kronprinz von
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/201>, abgerufen am 21.11.2024.
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