auch. Er soll nur vorher wissen, was Robert dort ist, und wen er vor sich hat. Besorge es ja! Ohme. -- Auch hat Ro- bert mir vor wenigen Tagen inliegenden Brief geschickt, den ich gestern im Trouble einzulegen vergaß. In der Nürnberger Zeitung stand vor zwölf Tagen, General Tettenborn sei leicht, und sein Adjutant am Kopf verwundet. Seit vorgestern weiß ich den Zeitungsartikel gewiß. Ich habe in ganz Prag, in der ganzen Welt, an alle Grafen, Fürsten, Gesandten, und Prinzessinen um Nachricht geschrieben seit gestern. Verlangt also nichts von mir! Und seid ruhig über mich. Gestern Abend fing die Schl. ihren Brief so an: "Bin ich die Erste, die Ihnen die Schreckenspost sagt?" ich las nicht weiter; wollte nichts hören! Auguste schrie: es ist nur Marwitz!!! Nur! denkt euch mein Unglück. Nur. Der ist wieder bles- sirt, gefangen und vermißt. Seit dem 14. Februar; sein Schwager schrieb's der Schwester, und Leopold Gerlach schrieb's auch. Ich weiß seit dem 17. Februar nichts von Varnhagen. Wenn ihr also Erbarmen habt, so schreibt Frau von Fouque -- ich kann's nicht mehr, nach Nennhausen bei Rathenau, ob Obrist Pfuel nichts geschrieben hat. Wissen muß ich doch, wo er geblieben ist: ob er lebt, ob er leidet. Das ist kein Geliebter, den man wiederbekommt, das ist ein einziger Freund in der Welt. Ich kann es beweisen. Ein Gemahl. Noch glaub' ich es nicht.
Ich war gestern in Fanchon; heute ausgefahren. Gehen kann ich leider nicht. Mein einziger Trost sonst in Unglück und Angst. Wie lief ich, als Mama todt war, die Russen in Berlin, vor den Thoren etc. Wenn ich ein wenig, welches
auch. Er ſoll nur vorher wiſſen, was Robert dort iſt, und wen er vor ſich hat. Beſorge es ja! Ohme. — Auch hat Ro- bert mir vor wenigen Tagen inliegenden Brief geſchickt, den ich geſtern im Trouble einzulegen vergaß. In der Nürnberger Zeitung ſtand vor zwölf Tagen, General Tettenborn ſei leicht, und ſein Adjutant am Kopf verwundet. Seit vorgeſtern weiß ich den Zeitungsartikel gewiß. Ich habe in ganz Prag, in der ganzen Welt, an alle Grafen, Fürſten, Geſandten, und Prinzeſſinen um Nachricht geſchrieben ſeit geſtern. Verlangt alſo nichts von mir! Und ſeid ruhig über mich. Geſtern Abend fing die Schl. ihren Brief ſo an: „Bin ich die Erſte, die Ihnen die Schreckenspoſt ſagt?“ ich las nicht weiter; wollte nichts hören! Auguſte ſchrie: es iſt nur Marwitz!!! Nur! denkt euch mein Unglück. Nur. Der iſt wieder bleſ- ſirt, gefangen und vermißt. Seit dem 14. Februar; ſein Schwager ſchrieb’s der Schweſter, und Leopold Gerlach ſchrieb’s auch. Ich weiß ſeit dem 17. Februar nichts von Varnhagen. Wenn ihr alſo Erbarmen habt, ſo ſchreibt Frau von Fouqué — ich kann’s nicht mehr, nach Nennhauſen bei Rathenau, ob Obriſt Pfuel nichts geſchrieben hat. Wiſſen muß ich doch, wo er geblieben iſt: ob er lebt, ob er leidet. Das iſt kein Geliebter, den man wiederbekommt, das iſt ein einziger Freund in der Welt. Ich kann es beweiſen. Ein Gemahl. Noch glaub’ ich es nicht.
Ich war geſtern in Fanchon; heute ausgefahren. Gehen kann ich leider nicht. Mein einziger Troſt ſonſt in Unglück und Angſt. Wie lief ich, als Mama todt war, die Ruſſen in Berlin, vor den Thoren ꝛc. Wenn ich ein wenig, welches
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0212"n="204"/>
auch. Er ſoll nur vorher wiſſen, was Robert dort iſt, und<lb/>
wen er vor ſich hat. Beſorge es ja! Ohme. — Auch hat Ro-<lb/>
bert mir vor wenigen Tagen inliegenden Brief geſchickt, den<lb/>
ich geſtern im Trouble einzulegen vergaß. In der Nürnberger<lb/>
Zeitung ſtand vor zwölf Tagen, General Tettenborn ſei leicht,<lb/>
und ſein Adjutant am Kopf verwundet. Seit vorgeſtern weiß<lb/>
ich den Zeitungsartikel gewiß. Ich habe in ganz Prag, in<lb/>
der ganzen Welt, an alle Grafen, Fürſten, Geſandten, und<lb/>
Prinzeſſinen um Nachricht geſchrieben ſeit geſtern. Verlangt<lb/>
alſo nichts von mir! Und ſeid ruhig über mich. Geſtern<lb/>
Abend fing die Schl. ihren Brief <hirendition="#g">ſo</hi> an: „Bin ich die Erſte,<lb/>
die Ihnen die Schreckenspoſt ſagt?“ ich las nicht weiter;<lb/>
wollte nichts hören! Auguſte ſchrie: es iſt <hirendition="#g">nur Marwitz!!!<lb/>
Nur</hi>! denkt euch mein Unglück. <hirendition="#g">Nur</hi>. Der iſt wieder bleſ-<lb/>ſirt, gefangen und vermißt. Seit dem 14. Februar; ſein<lb/>
Schwager ſchrieb’s der Schweſter, und Leopold Gerlach ſchrieb’s<lb/>
auch. Ich weiß ſeit dem 17. Februar nichts von Varnhagen.<lb/>
Wenn ihr alſo Erbarmen habt, ſo ſchreibt Frau von Fouqu<hirendition="#aq">é</hi><lb/>— ich <hirendition="#g">kann’s</hi> nicht mehr, nach Nennhauſen bei Rathenau,<lb/>
ob Obriſt Pfuel nichts geſchrieben hat. <hirendition="#g">Wiſſen</hi> muß ich doch,<lb/>
wo er geblieben iſt: ob er lebt, ob er leidet. Das iſt kein<lb/>
Geliebter, den man wiederbekommt, das iſt ein <hirendition="#g">einziger</hi><lb/>
Freund in der Welt. Ich kann es beweiſen. Ein Gemahl.<lb/>
Noch glaub’ ich es nicht.</p><lb/><p>Ich war geſtern in Fanchon; heute ausgefahren. Gehen<lb/>
kann ich leider nicht. Mein einziger Troſt ſonſt in Unglück<lb/>
und Angſt. Wie lief ich, als Mama todt war, die Ruſſen<lb/>
in Berlin, vor den Thoren ꝛc. Wenn ich ein wenig, welches<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[204/0212]
auch. Er ſoll nur vorher wiſſen, was Robert dort iſt, und
wen er vor ſich hat. Beſorge es ja! Ohme. — Auch hat Ro-
bert mir vor wenigen Tagen inliegenden Brief geſchickt, den
ich geſtern im Trouble einzulegen vergaß. In der Nürnberger
Zeitung ſtand vor zwölf Tagen, General Tettenborn ſei leicht,
und ſein Adjutant am Kopf verwundet. Seit vorgeſtern weiß
ich den Zeitungsartikel gewiß. Ich habe in ganz Prag, in
der ganzen Welt, an alle Grafen, Fürſten, Geſandten, und
Prinzeſſinen um Nachricht geſchrieben ſeit geſtern. Verlangt
alſo nichts von mir! Und ſeid ruhig über mich. Geſtern
Abend fing die Schl. ihren Brief ſo an: „Bin ich die Erſte,
die Ihnen die Schreckenspoſt ſagt?“ ich las nicht weiter;
wollte nichts hören! Auguſte ſchrie: es iſt nur Marwitz!!!
Nur! denkt euch mein Unglück. Nur. Der iſt wieder bleſ-
ſirt, gefangen und vermißt. Seit dem 14. Februar; ſein
Schwager ſchrieb’s der Schweſter, und Leopold Gerlach ſchrieb’s
auch. Ich weiß ſeit dem 17. Februar nichts von Varnhagen.
Wenn ihr alſo Erbarmen habt, ſo ſchreibt Frau von Fouqué
— ich kann’s nicht mehr, nach Nennhauſen bei Rathenau,
ob Obriſt Pfuel nichts geſchrieben hat. Wiſſen muß ich doch,
wo er geblieben iſt: ob er lebt, ob er leidet. Das iſt kein
Geliebter, den man wiederbekommt, das iſt ein einziger
Freund in der Welt. Ich kann es beweiſen. Ein Gemahl.
Noch glaub’ ich es nicht.
Ich war geſtern in Fanchon; heute ausgefahren. Gehen
kann ich leider nicht. Mein einziger Troſt ſonſt in Unglück
und Angſt. Wie lief ich, als Mama todt war, die Ruſſen
in Berlin, vor den Thoren ꝛc. Wenn ich ein wenig, welches
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/212>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.