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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

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delssohn; nächstens werd' ich ihr schreiben; ich vermuthe, der
Mann ist schon weg: er schrieb mir neulich, er würde reisen.
Seid ruhig über mich. Ich bin es oft. Adieu! adieu! R. R.

Clamm stürzte nur, mir es zu sagen!

Was sagt Moritz! "C'est beaucoup pour un simple
soldat",
gefällt mir sehr. Der Senat auch noch. Die Ereig-
nisse sind durchaus größer als die Menschen diesmal.



An M. Th. Robert, in Berlin.


Liebe Kinder! ich bin erlöst! Varnhagen war den 12. bei
Pilat in Paris zu Besuch: von welchem mir Gentz gestern ein
Stück Brief mitschickte, worauf es stand. Dieses Stück Brief
ist meine Friedensfahne. Nun fehlt noch Marwitz. Aber ich
hoffe. Der kommt wieder ganz durchlöchert an Körper und
Wäsche zu mir. Nun muß ich allenthalben den Allarm ein-
stellen und hinschreiben. Besonders an Frau von Humboldt,
die mir alle Tage schrieb, selbst krank ist, und keinen Brief
vom Sohn hat, der bei Montmartre war! Gentz ist ganz
glücklich, mir die Nachricht geben zu können: und hat mir
einen der merkwürdigsten Briefe dieser Zeit geschrieben; den
man aber nicht herumschicken kann! -- Freut euch mit mir!
Gestern war ich an Magenstichen zu Bette: das feuchte
kühle Wetter nach dem Gewitter muß einen rheumatischen
Nervenkranken erschüttern. Adieu! Wenn ich aus könnte im

delsſohn; nächſtens werd’ ich ihr ſchreiben; ich vermuthe, der
Mann iſt ſchon weg: er ſchrieb mir neulich, er würde reiſen.
Seid ruhig über mich. Ich bin es oft. Adieu! adieu! R. R.

Clamm ſtürzte nur, mir es zu ſagen!

Was ſagt Moritz! „C’est beaucoup pour un simple
soldat“,
gefällt mir ſehr. Der Senat auch noch. Die Ereig-
niſſe ſind durchaus größer als die Menſchen diesmal.



An M. Th. Robert, in Berlin.


Liebe Kinder! ich bin erlöſt! Varnhagen war den 12. bei
Pilat in Paris zu Beſuch: von welchem mir Gentz geſtern ein
Stück Brief mitſchickte, worauf es ſtand. Dieſes Stück Brief
iſt meine Friedensfahne. Nun fehlt noch Marwitz. Aber ich
hoffe. Der kommt wieder ganz durchlöchert an Körper und
Wäſche zu mir. Nun muß ich allenthalben den Allarm ein-
ſtellen und hinſchreiben. Beſonders an Frau von Humboldt,
die mir alle Tage ſchrieb, ſelbſt krank iſt, und keinen Brief
vom Sohn hat, der bei Montmartre war! Gentz iſt ganz
glücklich, mir die Nachricht geben zu können: und hat mir
einen der merkwürdigſten Briefe dieſer Zeit geſchrieben; den
man aber nicht herumſchicken kann! — Freut euch mit mir!
Geſtern war ich an Magenſtichen zu Bette: das feuchte
kühle Wetter nach dem Gewitter muß einen rheumatiſchen
Nervenkranken erſchüttern. Adieu! Wenn ich aus könnte im

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[207/0215] delsſohn; nächſtens werd’ ich ihr ſchreiben; ich vermuthe, der Mann iſt ſchon weg: er ſchrieb mir neulich, er würde reiſen. Seid ruhig über mich. Ich bin es oft. Adieu! adieu! R. R. Clamm ſtürzte nur, mir es zu ſagen! Was ſagt Moritz! „C’est beaucoup pour un simple soldat“, gefällt mir ſehr. Der Senat auch noch. Die Ereig- niſſe ſind durchaus größer als die Menſchen diesmal. An M. Th. Robert, in Berlin. Prag, den 26. April 1814. Liebe Kinder! ich bin erlöſt! Varnhagen war den 12. bei Pilat in Paris zu Beſuch: von welchem mir Gentz geſtern ein Stück Brief mitſchickte, worauf es ſtand. Dieſes Stück Brief iſt meine Friedensfahne. Nun fehlt noch Marwitz. Aber ich hoffe. Der kommt wieder ganz durchlöchert an Körper und Wäſche zu mir. Nun muß ich allenthalben den Allarm ein- ſtellen und hinſchreiben. Beſonders an Frau von Humboldt, die mir alle Tage ſchrieb, ſelbſt krank iſt, und keinen Brief vom Sohn hat, der bei Montmartre war! Gentz iſt ganz glücklich, mir die Nachricht geben zu können: und hat mir einen der merkwürdigſten Briefe dieſer Zeit geſchrieben; den man aber nicht herumſchicken kann! — Freut euch mit mir! Geſtern war ich an Magenſtichen zu Bette: das feuchte kühle Wetter nach dem Gewitter muß einen rheumatiſchen Nervenkranken erſchüttern. Adieu! Wenn ich aus könnte im

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/215>, abgerufen am 21.11.2024.