ihre Fürsten. O! ich fühle alles in meiner Noth. Gott schickt sie mir. Ich küsse das Kreuz. Er hat gewiß Recht. Lebt wohl. Grüßt die Kinder und Alle! Jetzt kann ich niemanden schreiben, das müssen Alle einsehen. Ihr hört posttäglich von von mir. Ich gehe aus, lebe, schlafe. Adieu! Fanny, l'aea- demicienne, je te felicite. Daß Jette sang, freute mich sehr. Verwahrt mir ja Roberts Briefe.
R. R.
An M. Th. Robert, in Berlin.
Freitag den 22. April 1814.
Liebe Geschwister, bloß um euch über mich zu beruhigen: ich habe wohl nun zwanzig Briefe in der Welt herum ge- schrieben, viermal an General Tettenborn und an Obrist Pfuel. Ich bin ziemlich gesund, schlafe aus Angst; gehe aus, in die Luft; nehme Bäder. Die mir der Arzt, weil es nun gewittert hat, wieder untersagt hat. Ich kann nie recht zu den Bädern kommen. Auch hat er mir heute Töplitz verordnet. Ach! diesmal mein Gräuel!!! Mit Dore allein. Besucht mich ja! Kommt auch hin! Seit vorgestern hab' ich einen Schim- mer von Hoffnung. Graf Clamm-Gallas hat vom 7. einen Brief von Paris mit allem Neuen; was ihr wißt; und der Nachricht, daß Tettenborn dort unverwundet ist: nun hoffe ich auch für Varnhagen. Aber Marwitz. Das bleibt. Aber das war nicht möglich! mit einem Arm hinzugehen, mit dem man nicht fechten und kein Pferd regieren kann. -- Morgen früh geht die Post. Ich grüße euch. Grüßt ihr Mad. Men-
ihre Fürſten. O! ich fühle alles in meiner Noth. Gott ſchickt ſie mir. Ich küſſe das Kreuz. Er hat gewiß Recht. Lebt wohl. Grüßt die Kinder und Alle! Jetzt kann ich niemanden ſchreiben, das müſſen Alle einſehen. Ihr hört poſttäglich von von mir. Ich gehe aus, lebe, ſchlafe. Adieu! Fanny, l’aea- démicienne, je te félicite. Daß Jette ſang, freute mich ſehr. Verwahrt mir ja Roberts Briefe.
R. R.
An M. Th. Robert, in Berlin.
Freitag den 22. April 1814.
Liebe Geſchwiſter, bloß um euch über mich zu beruhigen: ich habe wohl nun zwanzig Briefe in der Welt herum ge- ſchrieben, viermal an General Tettenborn und an Obriſt Pfuel. Ich bin ziemlich geſund, ſchlafe aus Angſt; gehe aus, in die Luft; nehme Bäder. Die mir der Arzt, weil es nun gewittert hat, wieder unterſagt hat. Ich kann nie recht zu den Bädern kommen. Auch hat er mir heute Töplitz verordnet. Ach! diesmal mein Gräuel!!! Mit Dore allein. Beſucht mich ja! Kommt auch hin! Seit vorgeſtern hab’ ich einen Schim- mer von Hoffnung. Graf Clamm-Gallas hat vom 7. einen Brief von Paris mit allem Neuen; was ihr wißt; und der Nachricht, daß Tettenborn dort unverwundet iſt: nun hoffe ich auch für Varnhagen. Aber Marwitz. Das bleibt. Aber das war nicht möglich! mit einem Arm hinzugehen, mit dem man nicht fechten und kein Pferd regieren kann. — Morgen früh geht die Poſt. Ich grüße euch. Grüßt ihr Mad. Men-
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ihre Fürſten. O! ich fühle alles in meiner Noth. Gott ſchickt
ſie mir. Ich küſſe das Kreuz. Er hat gewiß Recht. Lebt
wohl. Grüßt die Kinder und Alle! Jetzt kann ich niemanden
ſchreiben, das müſſen Alle einſehen. Ihr hört poſttäglich von
von mir. Ich gehe aus, lebe, ſchlafe. Adieu! Fanny, l’aea-
démicienne, je te félicite. Daß Jette ſang, freute mich ſehr.
Verwahrt mir ja Roberts Briefe.
R. R.
An M. Th. Robert, in Berlin.
Freitag den 22. April 1814.
Liebe Geſchwiſter, bloß um euch über mich zu beruhigen:
ich habe wohl nun zwanzig Briefe in der Welt herum ge-
ſchrieben, viermal an General Tettenborn und an Obriſt Pfuel.
Ich bin ziemlich geſund, ſchlafe aus Angſt; gehe aus, in die
Luft; nehme Bäder. Die mir der Arzt, weil es nun gewittert
hat, wieder unterſagt hat. Ich kann nie recht zu den Bädern
kommen. Auch hat er mir heute Töplitz verordnet. Ach!
diesmal mein Gräuel!!! Mit Dore allein. Beſucht mich
ja! Kommt auch hin! Seit vorgeſtern hab’ ich einen Schim-
mer von Hoffnung. Graf Clamm-Gallas hat vom 7. einen
Brief von Paris mit allem Neuen; was ihr wißt; und der
Nachricht, daß Tettenborn dort unverwundet iſt: nun hoffe
ich auch für Varnhagen. Aber Marwitz. Das bleibt. Aber
das war nicht möglich! mit einem Arm hinzugehen, mit dem
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/214>, abgerufen am 21.11.2024.
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