ter seinen Broschüren hatte; Kohlrausch will er sich schaffen. Heute will ich nach Tharant, Abschied von der Grotthuß zu nehmen. --
Von den -- schen Geschichten kein Wort weiter! Die Eifersucht, die Konfusion, die Lügen: eklen mich bis zum Er- starren: ich bin erschrocken, daß es so etwas giebt, und man in solcher Säuerei die Namen und Worte gebraucht, die bei uns die Zeichen des reinsten Lebens sind: ich schäme mich, dergleichen zu hören, und fühle mich wie beschmutzt: und kann dem Allmächtigen gar nicht genug mit erhabenem und reinen Herzen danken, -- ich meine, mein Herz ist hier gar nicht erhaben und rein genug zum Dank, zu diesem Dank --, für das Glück deines Besitzes, dich gefunden zu haben; nur wissen kann ich es! O August, welch ein Glücksfall. Solch einen Freund, dem man alles sagen, alles zeigen kann. Dies war mein Ideal. Du besitzest es auch. Im hohen Grade bei mir. Dies ist meine ganze Schönheit, muß sie vorstellen. --
-- Viel Menschen allenthalben; Staat und Putz; und das Ganze ruppig, wie alles nach dem Krieg. -- Die Brühl'sche Terrasse hat durch die Repnin'sche Treppe sehr gewonnen. -- Es macht Repnin Ehre, jetzt gleich zu verbessern und ver- schönern. Komm' es künftig wie es wolle! -- Über den ge- sprengten Bogen der Brücke weinte ich. Ein organisches, mühevolles Werk der Kunst, des Wohlstandes, des Fleißes und des Friedens zu schänden! bezeugt eine Gräuelzeit; und ist so roh, daß man sich fürchtet, und gespannt wird, ihr so nah zu leben: und sie noch auf den Hacken zu haben! Was mich faßt, spannt mich, dann muß ich weinen. Auch habe
ter ſeinen Broſchüren hatte; Kohlrauſch will er ſich ſchaffen. Heute will ich nach Tharant, Abſchied von der Grotthuß zu nehmen. —
Von den — ſchen Geſchichten kein Wort weiter! Die Eiferſucht, die Konfuſion, die Lügen: eklen mich bis zum Er- ſtarren: ich bin erſchrocken, daß es ſo etwas giebt, und man in ſolcher Säuerei die Namen und Worte gebraucht, die bei uns die Zeichen des reinſten Lebens ſind: ich ſchäme mich, dergleichen zu hören, und fühle mich wie beſchmutzt: und kann dem Allmächtigen gar nicht genug mit erhabenem und reinen Herzen danken, — ich meine, mein Herz iſt hier gar nicht erhaben und rein genug zum Dank, zu dieſem Dank —, für das Glück deines Beſitzes, dich gefunden zu haben; nur wiſſen kann ich es! O Auguſt, welch ein Glücksfall. Solch einen Freund, dem man alles ſagen, alles zeigen kann. Dies war mein Ideal. Du beſitzeſt es auch. Im hohen Grade bei mir. Dies iſt meine ganze Schönheit, muß ſie vorſtellen. —
— Viel Menſchen allenthalben; Staat und Putz; und das Ganze ruppig, wie alles nach dem Krieg. — Die Brühl’ſche Terraſſe hat durch die Repnin’ſche Treppe ſehr gewonnen. — Es macht Repnin Ehre, jetzt gleich zu verbeſſern und ver- ſchönern. Komm’ es künftig wie es wolle! — Über den ge- ſprengten Bogen der Brücke weinte ich. Ein organiſches, mühevolles Werk der Kunſt, des Wohlſtandes, des Fleißes und des Friedens zu ſchänden! bezeugt eine Gräuelzeit; und iſt ſo roh, daß man ſich fürchtet, und geſpannt wird, ihr ſo nah zu leben: und ſie noch auf den Hacken zu haben! Was mich faßt, ſpannt mich, dann muß ich weinen. Auch habe
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ter ſeinen Broſchüren hatte; Kohlrauſch will er ſich ſchaffen.
Heute will ich nach Tharant, Abſchied von der Grotthuß zu
nehmen. —
Von den — ſchen Geſchichten kein Wort weiter! Die
Eiferſucht, die Konfuſion, die Lügen: eklen mich bis zum Er-
ſtarren: ich bin erſchrocken, daß es ſo etwas giebt, und
man in ſolcher Säuerei die Namen und Worte gebraucht, die
bei uns die Zeichen des reinſten Lebens ſind: ich ſchäme mich,
dergleichen zu hören, und fühle mich wie beſchmutzt: und kann
dem Allmächtigen gar nicht genug mit erhabenem und reinen
Herzen danken, — ich meine, mein Herz iſt hier gar nicht
erhaben und rein genug zum Dank, zu dieſem Dank —, für
das Glück deines Beſitzes, dich gefunden zu haben; nur
wiſſen kann ich es! O Auguſt, welch ein Glücksfall. Solch
einen Freund, dem man alles ſagen, alles zeigen kann. Dies
war mein Ideal. Du beſitzeſt es auch. Im hohen Grade bei
mir. Dies iſt meine ganze Schönheit, muß ſie vorſtellen. —
— Viel Menſchen allenthalben; Staat und Putz; und
das Ganze ruppig, wie alles nach dem Krieg. — Die Brühl’ſche
Terraſſe hat durch die Repnin’ſche Treppe ſehr gewonnen. —
Es macht Repnin Ehre, jetzt gleich zu verbeſſern und ver-
ſchönern. Komm’ es künftig wie es wolle! — Über den ge-
ſprengten Bogen der Brücke weinte ich. Ein organiſches,
mühevolles Werk der Kunſt, des Wohlſtandes, des Fleißes
und des Friedens zu ſchänden! bezeugt eine Gräuelzeit; und
iſt ſo roh, daß man ſich fürchtet, und geſpannt wird, ihr ſo
nah zu leben: und ſie noch auf den Hacken zu haben! Was
mich faßt, ſpannt mich, dann muß ich weinen. Auch habe
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/247>, abgerufen am 16.02.2025.
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