gleich. Nur die Nichte unserer Königin, Therese Esterhazy, war anders und besser: ein Häubchen von Krepp mit Gold; und einen solchen Hut, weiß befedert, und passend, niedlich und aufgeklappt, drüber oder dran, und blau in Sammt. Schön! Lady Castlereagh (nicht hübsch, nicht jung, aber ko- lossal) in Gelb mit einem rasenden Schal drüber. Julie Zichy, kirschbraun, sehr schön, eine Brünette, unserer Königin ähnlich. Gräfin Fuchs, ponceau. Alle sehr geschmückt, dies war das Schönste. Dreimal sah ich sie bei Tage am nämlichen Fenster äußerst bequem mit einem Perspektiv. Die Vorreiter waren auch in verschiedenen Farben. Die Herren in Uniform. Der König sehr gut: und die hübscheste Dame. Das Volk schrie ihn sehr an: ich glaube von ungefähr. Es freute mich doch. Den Vicekönig Eugen, mit einer rosa sehr schönen Gräfin Appony, schrie es auch an. Aus der Schlittenfahrt ist der noch nicht heraus. - - - - An Ludwigs XIV. Hof trauerten sie um Cromwell, schreibt Mlle. de Montpensier, die Kousine Ludwigs selbst. Es war alles schon da, es liegt bloß am schlechten Gedächtniß. --
An Moritz Robert, in Berlin.
Wien, Montag den 30. Januar 1815. Morgens 11 Uhr.
Vor einer Stunde erhielt ich durch einen Geheimrath S. einen Brief von dir und Ohme, worin ihr mir von einem Brief von mir den 15. datirt sprecht. Liebe Kinder! habt ihr denn seit vierzehn Tagen nicht mehr Briefe? Ich schreibe mit je-
II. 17
gleich. Nur die Nichte unſerer Königin, Thereſe Eſterhazy, war anders und beſſer: ein Häubchen von Krepp mit Gold; und einen ſolchen Hut, weiß befedert, und paſſend, niedlich und aufgeklappt, drüber oder dran, und blau in Sammt. Schön! Lady Caſtlereagh (nicht hübſch, nicht jung, aber ko- loſſal) in Gelb mit einem raſenden Schal drüber. Julie Zichy, kirſchbraun, ſehr ſchön, eine Brünette, unſerer Königin ähnlich. Gräfin Fuchs, ponceau. Alle ſehr geſchmückt, dies war das Schönſte. Dreimal ſah ich ſie bei Tage am nämlichen Fenſter äußerſt bequem mit einem Perſpektiv. Die Vorreiter waren auch in verſchiedenen Farben. Die Herren in Uniform. Der König ſehr gut: und die hübſcheſte Dame. Das Volk ſchrie ihn ſehr an: ich glaube von ungefähr. Es freute mich doch. Den Vicekönig Eugen, mit einer roſa ſehr ſchönen Gräfin Appony, ſchrie es auch an. Aus der Schlittenfahrt iſt der noch nicht heraus. ‒ ‒ ‒ ‒ An Ludwigs XIV. Hof trauerten ſie um Cromwell, ſchreibt Mlle. de Montpenſier, die Kouſine Ludwigs ſelbſt. Es war alles ſchon da, es liegt bloß am ſchlechten Gedächtniß. —
An Moritz Robert, in Berlin.
Wien, Montag den 30. Januar 1815. Morgens 11 Uhr.
Vor einer Stunde erhielt ich durch einen Geheimrath S. einen Brief von dir und Ohme, worin ihr mir von einem Brief von mir den 15. datirt ſprecht. Liebe Kinder! habt ihr denn ſeit vierzehn Tagen nicht mehr Briefe? Ich ſchreibe mit je-
II. 17
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0265"n="257"/>
gleich. Nur die Nichte unſerer Königin, Thereſe Eſterhazy,<lb/>
war anders und beſſer: ein Häubchen von Krepp mit Gold;<lb/>
und einen ſolchen Hut, weiß befedert, und paſſend, niedlich<lb/>
und aufgeklappt, drüber oder dran, und blau in Sammt.<lb/>
Schön! Lady Caſtlereagh (nicht hübſch, nicht jung, aber ko-<lb/>
loſſal) in Gelb mit einem raſenden Schal drüber. Julie Zichy,<lb/>
kirſchbraun, ſehr ſchön, eine Brünette, unſerer Königin ähnlich.<lb/>
Gräfin Fuchs, ponceau. Alle ſehr geſchmückt, dies war das<lb/>
Schönſte. Dreimal ſah ich ſie bei Tage am nämlichen Fenſter<lb/>
äußerſt bequem mit einem Perſpektiv. Die Vorreiter waren<lb/>
auch in verſchiedenen Farben. Die Herren in Uniform. Der<lb/>
König ſehr gut: und die hübſcheſte Dame. Das Volk ſchrie<lb/>
ihn ſehr an: ich glaube von ungefähr. Es freute mich doch.<lb/>
Den Vicekönig Eugen, mit einer roſa ſehr ſchönen Gräfin<lb/>
Appony, ſchrie es auch an. Aus der Schlittenfahrt iſt der<lb/>
noch nicht heraus. ‒‒‒‒ An Ludwigs <hirendition="#aq">XIV.</hi> Hof trauerten<lb/>ſie um Cromwell, ſchreibt Mlle. de Montpenſier, die Kouſine<lb/>
Ludwigs ſelbſt. Es war alles ſchon da, es liegt bloß am<lb/>ſchlechten Gedächtniß. —</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>An Moritz Robert, in Berlin.</head><lb/><divn="3"><dateline><hirendition="#et">Wien, Montag den 30. Januar 1815. Morgens 11 Uhr.</hi></dateline><lb/><p>Vor einer Stunde erhielt ich durch einen Geheimrath S.<lb/>
einen Brief von dir und Ohme, worin ihr mir von einem Brief<lb/>
von mir den 15. datirt ſprecht. Liebe Kinder! habt ihr denn<lb/>ſeit vierzehn Tagen nicht mehr Briefe? Ich ſchreibe mit je-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">II.</hi> 17</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[257/0265]
gleich. Nur die Nichte unſerer Königin, Thereſe Eſterhazy,
war anders und beſſer: ein Häubchen von Krepp mit Gold;
und einen ſolchen Hut, weiß befedert, und paſſend, niedlich
und aufgeklappt, drüber oder dran, und blau in Sammt.
Schön! Lady Caſtlereagh (nicht hübſch, nicht jung, aber ko-
loſſal) in Gelb mit einem raſenden Schal drüber. Julie Zichy,
kirſchbraun, ſehr ſchön, eine Brünette, unſerer Königin ähnlich.
Gräfin Fuchs, ponceau. Alle ſehr geſchmückt, dies war das
Schönſte. Dreimal ſah ich ſie bei Tage am nämlichen Fenſter
äußerſt bequem mit einem Perſpektiv. Die Vorreiter waren
auch in verſchiedenen Farben. Die Herren in Uniform. Der
König ſehr gut: und die hübſcheſte Dame. Das Volk ſchrie
ihn ſehr an: ich glaube von ungefähr. Es freute mich doch.
Den Vicekönig Eugen, mit einer roſa ſehr ſchönen Gräfin
Appony, ſchrie es auch an. Aus der Schlittenfahrt iſt der
noch nicht heraus. ‒ ‒ ‒ ‒ An Ludwigs XIV. Hof trauerten
ſie um Cromwell, ſchreibt Mlle. de Montpenſier, die Kouſine
Ludwigs ſelbſt. Es war alles ſchon da, es liegt bloß am
ſchlechten Gedächtniß. —
An Moritz Robert, in Berlin.
Wien, Montag den 30. Januar 1815. Morgens 11 Uhr.
Vor einer Stunde erhielt ich durch einen Geheimrath S.
einen Brief von dir und Ohme, worin ihr mir von einem Brief
von mir den 15. datirt ſprecht. Liebe Kinder! habt ihr denn
ſeit vierzehn Tagen nicht mehr Briefe? Ich ſchreibe mit je-
II. 17
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/265>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.