auch wohl an meinen wenigen Prätensionen liegen, und daran liegen, daß ich unzufrieden mit mir bin." Höre nur dieses Bedingen und Wenden des schon Bedingten! So bin ich leider auch, und nur darum kein gemeinster Harpagon, weil mein Geist, mein Urtheil über mich selbst die Oberhand, oder das letzte Wort behält. Denn was ist wohl anders Geiz, Kargheit der Handlungsweise, als ein ungroßmüthiges ewiges Erwägen des schon Erwägten; und dem Glücke mit seinen Satrapen, den Umständen, gar keinen Kredit, am allerwenig- sten einen sorglosen geben wollen, den allein es verlangt, und wofür allein es Interessen spendet. Aber das mag der "Fürst der Hölle" -- wie Friedrich Schlegel in seinen neuesten Vor- lesungen höflich den Teufel nennt -- können; moi je suis payee pour etre de la mefiance la plus outree gegen die Für- stin der Erde! (will ich nun die antike Fortuna aus Rück- wirkung nennen.) Du hast Recht, Bruder Harpagon; ich weiß es nun, wir bleiben Harpagone: und daß wir noch etwas komisch sind, können sie uns nicht genug danken, und gar nicht nachmachen: weil dazu eine andere Natur zum gemeinen Leben gehört, als man eine hat, und die bes- sere den Pagliasso, und den Tiefsinn, den Hochsinn und den Unsinn übernimmt; Jean Paul, Shakespeare, Hamlet mit Einem Wort!
Freitag, den 3. März 1815.
-- Der Besen im Zauberlehrling. Der Meister muß kom- men! Kennt ihr einen? Ich fürchte jeden. Was sagt ihr zu den Spaniern, wie die die Indianer behandlen! Das soll
auch wohl an meinen wenigen Prätenſionen liegen, und daran liegen, daß ich unzufrieden mit mir bin.“ Höre nur dieſes Bedingen und Wenden des ſchon Bedingten! So bin ich leider auch, und nur darum kein gemeinſter Harpagon, weil mein Geiſt, mein Urtheil über mich ſelbſt die Oberhand, oder das letzte Wort behält. Denn was iſt wohl anders Geiz, Kargheit der Handlungsweiſe, als ein ungroßmüthiges ewiges Erwägen des ſchon Erwägten; und dem Glücke mit ſeinen Satrapen, den Umſtänden, gar keinen Kredit, am allerwenig- ſten einen ſorgloſen geben wollen, den allein es verlangt, und wofür allein es Intereſſen ſpendet. Aber das mag der „Fürſt der Hölle“ — wie Friedrich Schlegel in ſeinen neueſten Vor- leſungen höflich den Teufel nennt — können; moi je suis payée pour être de la méfiance la plus outrée gegen die Für- ſtin der Erde! (will ich nun die antike Fortuna aus Rück- wirkung nennen.) Du haſt Recht, Bruder Harpagon; ich weiß es nun, wir bleiben Harpagone: und daß wir noch etwas komiſch ſind, können ſie uns nicht genug danken, und gar nicht nachmachen: weil dazu eine andere Natur zum gemeinen Leben gehört, als man eine hat, und die beſ- ſere den Pagliaſſo, und den Tiefſinn, den Hochſinn und den Unſinn übernimmt; Jean Paul, Shakeſpeare, Hamlet mit Einem Wort!
Freitag, den 3. März 1815.
— Der Beſen im Zauberlehrling. Der Meiſter muß kom- men! Kennt ihr einen? Ich fürchte jeden. Was ſagt ihr zu den Spaniern, wie die die Indianer behandlen! Das ſoll
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auch wohl an meinen wenigen Prätenſionen liegen, und
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nur dieſes Bedingen und Wenden des ſchon Bedingten! So
bin ich leider auch, und nur darum kein gemeinſter Harpagon,
weil mein Geiſt, mein Urtheil über mich ſelbſt die Oberhand,
oder das letzte Wort behält. Denn was iſt wohl anders Geiz,
Kargheit der Handlungsweiſe, als ein ungroßmüthiges ewiges
Erwägen des ſchon Erwägten; und dem Glücke mit ſeinen
Satrapen, den Umſtänden, gar keinen Kredit, am allerwenig-
ſten einen ſorgloſen geben wollen, den allein es verlangt, und
wofür allein es Intereſſen ſpendet. Aber das mag der „Fürſt
der Hölle“ — wie Friedrich Schlegel in ſeinen neueſten Vor-
leſungen höflich den Teufel nennt — können; moi je suis
payée pour être de la méfiance la plus outrée gegen die Für-
ſtin der Erde! (will ich nun die antike Fortuna aus Rück-
wirkung nennen.) Du haſt Recht, Bruder Harpagon; ich
weiß es nun, wir bleiben Harpagone: und daß wir noch
etwas komiſch ſind, können ſie uns nicht genug danken,
und gar nicht nachmachen: weil dazu eine andere Natur
zum gemeinen Leben gehört, als man eine hat, und die beſ-
ſere den Pagliaſſo, und den Tiefſinn, den Hochſinn und den
Unſinn übernimmt; Jean Paul, Shakeſpeare, Hamlet mit
Einem Wort!
Freitag, den 3. März 1815.
— Der Beſen im Zauberlehrling. Der Meiſter muß kom-
men! Kennt ihr einen? Ich fürchte jeden. Was ſagt ihr
zu den Spaniern, wie die die Indianer behandlen! Das ſoll
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/269>, abgerufen am 21.11.2024.
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