gen machen, mit ihr zu baden, weil ich sie von Kindheit an persönlich sehr liebe; und sie mich schwimmen lehrt, welches ein göttliches Vergnügen ist. Nun kann ich die Bäder nicht ertragen: -- also kann ich das Vergnügen auch nicht haben. (Aber welches andere hab' ich!) Dies alles war Datum. Nun kommt von meinem Glück, und Vergnügen! Gestern erhielt ich deinen ersten Brief aus Berlin. -- Ich schäme mich vor Gott, August, solche Briefe zu bekommen. Es freut sich unser Herz, und unsere Seele, wenn wir erkannt, anerkannt, und geliebt werden: aber so Großes verdien' ich nicht. Wenn du mich recht lieb hast, so habe ich lange mein Theil; du liebst was du schätzest, Wahrheit, Natur; Unschuld im Sehen, Streben, und Meinen; und einige ursprüngliche Gaben; und meine Geschichte, denn das sind wir selbst. Aber so sehr, herz geliebter Freund, mußt du mich nicht beschämen! dich liebt' ich in dem Brief, und in dem Lob und Ruhm. Dich. Einen, der so etwas in seine Seele schließen kann, in sein Herz kann übergehen lassen, in sein Dasein aufnehmen kann. Du weißt warum, und wie ich dich liebe, du hast es mir selbst geschrie- ben: und besser will ich von solchen Briefen werden. Ich bin nicht von schlechtem Teige; mich bringt solch Lob zu mir selbst; führt mich zur Untersuchung, meines Werthes; und dem, was ich leisten kann, und macht mich wirklich besser, weil es mich aufmerksam, rege, und fleißig macht: allert in vormaliger Sprache. Ganz über allen Ausdruck freut es mich, daß ich dir nach unserer Verheirathung güter sein kann, als vorher. Sonst konnt' ich doch noch vergnügt in dem Ge- danken, mit einem Plane sein, der mich von dir entfernt ge-
gen machen, mit ihr zu baden, weil ich ſie von Kindheit an perſönlich ſehr liebe; und ſie mich ſchwimmen lehrt, welches ein göttliches Vergnügen iſt. Nun kann ich die Bäder nicht ertragen: — alſo kann ich das Vergnügen auch nicht haben. (Aber welches andere hab’ ich!) Dies alles war Datum. Nun kommt von meinem Glück, und Vergnügen! Geſtern erhielt ich deinen erſten Brief aus Berlin. — Ich ſchäme mich vor Gott, Auguſt, ſolche Briefe zu bekommen. Es freut ſich unſer Herz, und unſere Seele, wenn wir erkannt, anerkannt, und geliebt werden: aber ſo Großes verdien’ ich nicht. Wenn du mich recht lieb haſt, ſo habe ich lange mein Theil; du liebſt was du ſchätzeſt, Wahrheit, Natur; Unſchuld im Sehen, Streben, und Meinen; und einige urſprüngliche Gaben; und meine Geſchichte, denn das ſind wir ſelbſt. Aber ſo ſehr, herz geliebter Freund, mußt du mich nicht beſchämen! dich liebt’ ich in dem Brief, und in dem Lob und Ruhm. Dich. Einen, der ſo etwas in ſeine Seele ſchließen kann, in ſein Herz kann übergehen laſſen, in ſein Daſein aufnehmen kann. Du weißt warum, und wie ich dich liebe, du haſt es mir ſelbſt geſchrie- ben: und beſſer will ich von ſolchen Briefen werden. Ich bin nicht von ſchlechtem Teige; mich bringt ſolch Lob zu mir ſelbſt; führt mich zur Unterſuchung, meines Werthes; und dem, was ich leiſten kann, und macht mich wirklich beſſer, weil es mich aufmerkſam, rege, und fleißig macht: allert in vormaliger Sprache. Ganz über allen Ausdruck freut es mich, daß ich dir nach unſerer Verheirathung güter ſein kann, als vorher. Sonſt konnt’ ich doch noch vergnügt in dem Ge- danken, mit einem Plane ſein, der mich von dir entfernt ge-
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gen machen, mit ihr zu baden, weil ich ſie von Kindheit an
perſönlich ſehr liebe; und ſie mich ſchwimmen lehrt, welches
ein göttliches Vergnügen iſt. Nun kann ich die Bäder nicht
ertragen: — alſo kann ich das Vergnügen auch nicht haben.
(Aber welches andere hab’ ich!) Dies alles war Datum.
Nun kommt von meinem Glück, und Vergnügen! Geſtern
erhielt ich deinen erſten Brief aus Berlin. — Ich ſchäme mich
vor Gott, Auguſt, ſolche Briefe zu bekommen. Es freut ſich
unſer Herz, und unſere Seele, wenn wir erkannt, anerkannt,
und geliebt werden: aber ſo Großes verdien’ ich nicht. Wenn
du mich recht lieb haſt, ſo habe ich lange mein Theil; du
liebſt was du ſchätzeſt, Wahrheit, Natur; Unſchuld im Sehen,
Streben, und Meinen; und einige urſprüngliche Gaben; und
meine Geſchichte, denn das ſind wir ſelbſt. Aber ſo ſehr, herz
geliebter Freund, mußt du mich nicht beſchämen! dich liebt’
ich in dem Brief, und in dem Lob und Ruhm. Dich. Einen,
der ſo etwas in ſeine Seele ſchließen kann, in ſein Herz kann
übergehen laſſen, in ſein Daſein aufnehmen kann. Du weißt
warum, und wie ich dich liebe, du haſt es mir ſelbſt geſchrie-
ben: und beſſer will ich von ſolchen Briefen werden. Ich
bin nicht von ſchlechtem Teige; mich bringt ſolch Lob zu mir
ſelbſt; führt mich zur Unterſuchung, meines Werthes; und
dem, was ich leiſten kann, und macht mich wirklich beſſer,
weil es mich aufmerkſam, rege, und fleißig macht: allert in
vormaliger Sprache. Ganz über allen Ausdruck freut es mich,
daß ich dir nach unſerer Verheirathung güter ſein kann, als
vorher. Sonſt konnt’ ich doch noch vergnügt in dem Ge-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/307>, abgerufen am 22.11.2024.
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