Andre zu tadeln sich in stupider Frechheit erkühnen. Mit sündhafter, karger Sittlichkeit, auswendig gelernter, der selbst sie noch in jedem Augenblick untreu sind. Echtes Krob! Mir thut keiner nichts; glaube es nicht: aber sie sich, und einer dem andern; und die verfaulte fleißige Ekellüge! Solche zusammen, tadeln Goethe, wollen Solches richten. Verste- hen nicht, was sein letzter Pöbel, nur zum Beispiel, im Egmont sagt. Lumpen; deren "kahlen, schuldigen Scheitel" die Sonne, die hohe, große, in andern Geschäften -- be- scheint --! Mündlich gebe ich dir Belege für meine Empörung; was sie alles sagen, thun, erzählen: in dem Wahn, ich soll es bewundern!!! --
Zwischen Mölk und Linz, den 28. Juli 1815. zwischen Pulverwagen.
Immer dasselbe, oder immer etwas anderes lieben, heißt beständig lieben. Nichts lieben können, ist unbeständig sein.
An Varnhagen, in Paris.
Frankfurt a. M. den 20. August 1815. Sonntag Abend, ein Viertel auf 11.
Nein, August, welches Glück! Ich kann auch nicht zu Bette gehen, ohne es dir zu melden: wie weinte und bangte meine Seele schon, daß du es nicht mitgenossest. Gestern, in einem Brief, den ich dem Chevalier Capadoce-Pereira mitgab, und den du spätestens Mittwoch erhältst, referirte ich dir doch
Andre zu tadeln ſich in ſtupider Frechheit erkühnen. Mit ſündhafter, karger Sittlichkeit, auswendig gelernter, der ſelbſt ſie noch in jedem Augenblick untreu ſind. Echtes Krob! Mir thut keiner nichts; glaube es nicht: aber ſie ſich, und einer dem andern; und die verfaulte fleißige Ekellüge! Solche zuſammen, tadeln Goethe, wollen Solches richten. Verſte- hen nicht, was ſein letzter Pöbel, nur zum Beiſpiel, im Egmont ſagt. Lumpen; deren „kahlen, ſchuldigen Scheitel“ die Sonne, die hohe, große, in andern Geſchäften — be- ſcheint —! Mündlich gebe ich dir Belege für meine Empörung; was ſie alles ſagen, thun, erzählen: in dem Wahn, ich ſoll es bewundern!!! —
Zwiſchen Mölk und Linz, den 28. Juli 1815. zwiſchen Pulverwagen.
Immer daſſelbe, oder immer etwas anderes lieben, heißt beſtändig lieben. Nichts lieben können, iſt unbeſtändig ſein.
An Varnhagen, in Paris.
Frankfurt a. M. den 20. Auguſt 1815. Sonntag Abend, ein Viertel auf 11.
Nein, Auguſt, welches Glück! Ich kann auch nicht zu Bette gehen, ohne es dir zu melden: wie weinte und bangte meine Seele ſchon, daß du es nicht mitgenoſſeſt. Geſtern, in einem Brief, den ich dem Chevalier Capadoce-Pereira mitgab, und den du ſpäteſtens Mittwoch erhältſt, referirte ich dir doch
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Andre zu tadeln ſich in ſtupider Frechheit erkühnen. Mit
ſündhafter, karger Sittlichkeit, auswendig gelernter, der ſelbſt
ſie noch in jedem Augenblick untreu ſind. Echtes Krob! Mir
thut keiner nichts; glaube es nicht: aber ſie ſich, und einer
dem andern; und die verfaulte fleißige Ekellüge! Solche
zuſammen, tadeln Goethe, wollen Solches richten. Verſte-
hen nicht, was ſein letzter Pöbel, nur zum Beiſpiel, im
Egmont ſagt. Lumpen; deren „kahlen, ſchuldigen Scheitel“
die Sonne, die hohe, große, in andern Geſchäften — be-
ſcheint —! Mündlich gebe ich dir Belege für meine Empörung;
was ſie alles ſagen, thun, erzählen: in dem Wahn, ich ſoll
es bewundern!!! —
Zwiſchen Mölk und Linz, den 28. Juli 1815.
zwiſchen Pulverwagen.
Immer daſſelbe, oder immer etwas anderes lieben, heißt
beſtändig lieben. Nichts lieben können, iſt unbeſtändig ſein.
An Varnhagen, in Paris.
Frankfurt a. M. den 20. Auguſt 1815.
Sonntag Abend, ein Viertel auf 11.
Nein, Auguſt, welches Glück! Ich kann auch nicht zu
Bette gehen, ohne es dir zu melden: wie weinte und bangte
meine Seele ſchon, daß du es nicht mitgenoſſeſt. Geſtern, in
einem Brief, den ich dem Chevalier Capadoce-Pereira mitgab,
und den du ſpäteſtens Mittwoch erhältſt, referirte ich dir doch
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/322>, abgerufen am 22.11.2024.
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