aus seinen Briefen, und sagt: "Enthusiastisch wie ich war, hatte ich diesen Mann öfters verbindlich grüßen lassen, seine glückliche Naturgabe gerühmt, und den Wunsch ihn kennen zu lernen geäußert." Enthusiastisch nennt er dies jetzt. August! wer ist noch so? O! wie freut mich das! Enthusiastisch nennen so etwas immer die andern Leute! "Und dem gebund- nen Gespräch folget das traurige Spiel!" So sind die an- dern Leute; so nennt, so tadelt er sie noch oft. So waren sie ihm von je. Zu meinem Trost.
S. 257. Göttlich ist der Schuster beschrieben. Mit sol- chen eigenen Worten, in so schöner Erinnerung, in weiter, ruhiger Vergangenheit, und in regester Lebendigkeit; herrlich; und unversehens ist er mitbeschrieben.
S. 282. Unendlich schön über seine Gesundheit.
S. 292. Wunderschön, über Freundschaft, und Religions- bedürfniß und Religionszustand.
S. 458. Las ich wegen Friedrich Schlegel, der Goethe'n boshaft über Herder nannte, mit der größten Aufmerksamkeit. Kein Gedanke! Sehr frappirt scheint ihn der Zustand zu ha- ben, in welchen ihn Herder versetzte; denn ehe er ihn in sei- nem Benehmen beschreibt, sagt er schon: "Und so hatte ich von Glück zu sagen, daß, durch eine unerwartete Bekannt- schaft, alles was in mir von Selbstgefälligkeit, Bespiegelungs- lust, Eitelkeit, Stolz und Hochmuth ruhen oder wirken mochte, einer sehr harten Prüfung ausgesetzt ward, die in ihrer Art einzig, der Zeit keineswegs gemäß und nur desto eindringender und empfindlicher war." Diese von mir unterstrichenen Worte sind mir sehr aufgefallen. Der
aus ſeinen Briefen, und ſagt: „Enthuſiaſtiſch wie ich war, hatte ich dieſen Mann öfters verbindlich grüßen laſſen, ſeine glückliche Naturgabe gerühmt, und den Wunſch ihn kennen zu lernen geäußert.“ Enthuſiaſtiſch nennt er dies jetzt. Auguſt! wer iſt noch ſo? O! wie freut mich das! Enthuſiaſtiſch nennen ſo etwas immer die andern Leute! „Und dem gebund- nen Geſpräch folget das traurige Spiel!“ So ſind die an- dern Leute; ſo nennt, ſo tadelt er ſie noch oft. So waren ſie ihm von je. Zu meinem Troſt.
S. 257. Göttlich iſt der Schuſter beſchrieben. Mit ſol- chen eigenen Worten, in ſo ſchöner Erinnerung, in weiter, ruhiger Vergangenheit, und in regeſter Lebendigkeit; herrlich; und unverſehens iſt er mitbeſchrieben.
S. 282. Unendlich ſchön über ſeine Geſundheit.
S. 292. Wunderſchön, über Freundſchaft, und Religions- bedürfniß und Religionszuſtand.
S. 458. Las ich wegen Friedrich Schlegel, der Goethe’n boshaft über Herder nannte, mit der größten Aufmerkſamkeit. Kein Gedanke! Sehr frappirt ſcheint ihn der Zuſtand zu ha- ben, in welchen ihn Herder verſetzte; denn ehe er ihn in ſei- nem Benehmen beſchreibt, ſagt er ſchon: „Und ſo hatte ich von Glück zu ſagen, daß, durch eine unerwartete Bekannt- ſchaft, alles was in mir von Selbſtgefälligkeit, Beſpiegelungs- luſt, Eitelkeit, Stolz und Hochmuth ruhen oder wirken mochte, einer ſehr harten Prüfung ausgeſetzt ward, die in ihrer Art einzig, der Zeit keineswegs gemäß und nur deſto eindringender und empfindlicher war.“ Dieſe von mir unterſtrichenen Worte ſind mir ſehr aufgefallen. Der
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aus ſeinen Briefen, und ſagt: „Enthuſiaſtiſch wie ich war,
hatte ich dieſen Mann öfters verbindlich grüßen laſſen, ſeine
glückliche Naturgabe gerühmt, und den Wunſch ihn kennen zu
lernen geäußert.“ Enthuſiaſtiſch nennt er dies jetzt. Auguſt!
wer iſt noch ſo? O! wie freut mich das! Enthuſiaſtiſch
nennen ſo etwas immer die andern Leute! „Und dem gebund-
nen Geſpräch folget das traurige Spiel!“ So ſind die an-
dern Leute; ſo nennt, ſo tadelt er ſie noch oft. So waren
ſie ihm von je. Zu meinem Troſt.
S. 257. Göttlich iſt der Schuſter beſchrieben. Mit ſol-
chen eigenen Worten, in ſo ſchöner Erinnerung, in weiter,
ruhiger Vergangenheit, und in regeſter Lebendigkeit; herrlich;
und unverſehens iſt er mitbeſchrieben.
S. 282. Unendlich ſchön über ſeine Geſundheit.
S. 292. Wunderſchön, über Freundſchaft, und Religions-
bedürfniß und Religionszuſtand.
S. 458. Las ich wegen Friedrich Schlegel, der Goethe’n
boshaft über Herder nannte, mit der größten Aufmerkſamkeit.
Kein Gedanke! Sehr frappirt ſcheint ihn der Zuſtand zu ha-
ben, in welchen ihn Herder verſetzte; denn ehe er ihn in ſei-
nem Benehmen beſchreibt, ſagt er ſchon: „Und ſo hatte ich
von Glück zu ſagen, daß, durch eine unerwartete Bekannt-
ſchaft, alles was in mir von Selbſtgefälligkeit, Beſpiegelungs-
luſt, Eitelkeit, Stolz und Hochmuth ruhen oder wirken mochte,
einer ſehr harten Prüfung ausgeſetzt ward, die in ihrer
Art einzig, der Zeit keineswegs gemäß und nur
deſto eindringender und empfindlicher war.“ Dieſe
von mir unterſtrichenen Worte ſind mir ſehr aufgefallen. Der
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/354>, abgerufen am 22.11.2024.
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