wünscht's für mich: ist mir behülflich dazu. Leidet aber drun- ter. Hat niemanden als mich. -- --
An Rose, im Haag.
Donnerstag, Karlsruhe, den 22. Mai 1817.
Schlechtes, kühles, unbeständiges Regenwetter: gegen Abrnd viel Nebel.
Liebe Rosentochter! Nun kann es nicht mehr aufgescho- ben werden, nun muß ich dir endlich schreiben, sonst denkst du wirklich, mein Herz ist so steif geworden, wie ich und meine Laune. -- Vor ungefähr vierzehn Tagen kam Ludwig Robert mit Herrn J. aus Stuttgart hier zusammen an; Robert brachte mir ihn den zweiten Abend zum Thee, wo Herr J. auch nicht ein Wort mehr sprach, als das allernothwendigste Antworten auf meine Fragen; das Gespräch ging mit den andern Besuchern seinen Gang, Herr J. um 10 stumm nach Hause. Ich ließ ihn durch Robert, der mit ihm wohnte, zum nächsten Mittag einladen; Robert kam um 3 Uhr mit dem Bedeuten, Herr J. sei für den Mittag schon versagt. Den andern Tag erhielt ich eine Karte von ihm mit seinem Na- men; ich denke also, ich werde ihn noch sprechen; weg war er! Er spendirte mir nicht einmal auf seiner Karte das p. p. c.; das ist zu stumm! -- Den Itzig, der im Krieg geblieben ist, hatte ich in Prag als preußischen Jäger aufzusuchen und zu verpflegen: das Erste kostete mich die unendlichste Mühe, das Zweite gelang mir nicht, weil er durchaus nicht sprach, und auch nicht wiederkam. Denk nur also nicht, lieb Röselein!
wünſcht’s für mich: iſt mir behülflich dazu. Leidet aber drun- ter. Hat niemanden als mich. — —
An Roſe, im Haag.
Donnerstag, Karlsruhe, den 22. Mai 1817.
Schlechtes, kühles, unbeſtändiges Regenwetter: gegen Abrnd viel Nebel.
Liebe Roſentochter! Nun kann es nicht mehr aufgeſcho- ben werden, nun muß ich dir endlich ſchreiben, ſonſt denkſt du wirklich, mein Herz iſt ſo ſteif geworden, wie ich und meine Laune. — Vor ungefähr vierzehn Tagen kam Ludwig Robert mit Herrn J. aus Stuttgart hier zuſammen an; Robert brachte mir ihn den zweiten Abend zum Thee, wo Herr J. auch nicht ein Wort mehr ſprach, als das allernothwendigſte Antworten auf meine Fragen; das Geſpräch ging mit den andern Beſuchern ſeinen Gang, Herr J. um 10 ſtumm nach Hauſe. Ich ließ ihn durch Robert, der mit ihm wohnte, zum nächſten Mittag einladen; Robert kam um 3 Uhr mit dem Bedeuten, Herr J. ſei für den Mittag ſchon verſagt. Den andern Tag erhielt ich eine Karte von ihm mit ſeinem Na- men; ich denke alſo, ich werde ihn noch ſprechen; weg war er! Er ſpendirte mir nicht einmal auf ſeiner Karte das p. p. c.; das iſt zu ſtumm! — Den Itzig, der im Krieg geblieben iſt, hatte ich in Prag als preußiſchen Jäger aufzuſuchen und zu verpflegen: das Erſte koſtete mich die unendlichſte Mühe, das Zweite gelang mir nicht, weil er durchaus nicht ſprach, und auch nicht wiederkam. Denk nur alſo nicht, lieb Röſelein!
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wünſcht’s für mich: iſt mir behülflich dazu. Leidet aber drun-
ter. Hat niemanden als mich. — —
An Roſe, im Haag.
Donnerstag, Karlsruhe, den 22. Mai 1817.
Schlechtes, kühles, unbeſtändiges Regenwetter: gegen
Abrnd viel Nebel.
Liebe Roſentochter! Nun kann es nicht mehr aufgeſcho-
ben werden, nun muß ich dir endlich ſchreiben, ſonſt denkſt
du wirklich, mein Herz iſt ſo ſteif geworden, wie ich und meine
Laune. — Vor ungefähr vierzehn Tagen kam Ludwig Robert
mit Herrn J. aus Stuttgart hier zuſammen an; Robert
brachte mir ihn den zweiten Abend zum Thee, wo Herr J.
auch nicht ein Wort mehr ſprach, als das allernothwendigſte
Antworten auf meine Fragen; das Geſpräch ging mit den
andern Beſuchern ſeinen Gang, Herr J. um 10 ſtumm nach
Hauſe. Ich ließ ihn durch Robert, der mit ihm wohnte, zum
nächſten Mittag einladen; Robert kam um 3 Uhr mit dem
Bedeuten, Herr J. ſei für den Mittag ſchon verſagt. Den
andern Tag erhielt ich eine Karte von ihm mit ſeinem Na-
men; ich denke alſo, ich werde ihn noch ſprechen; weg war
er! Er ſpendirte mir nicht einmal auf ſeiner Karte das p. p. c.;
das iſt zu ſtumm! — Den Itzig, der im Krieg geblieben iſt,
hatte ich in Prag als preußiſchen Jäger aufzuſuchen und zu
verpflegen: das Erſte koſtete mich die unendlichſte Mühe, das
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auch nicht wiederkam. Denk nur alſo nicht, lieb Röſelein!
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/467>, abgerufen am 25.11.2024.
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