verherrlichen! mit der größten Laune, Wahrheit, Eindring- lichkeit und kunstgewohnt spielen. Der alte vortreffliche Heck, und der ganz eben so gute Müller. So wurde "das Räusch- chen" ein Meisterstück; welches sonst schon ein Nichts war. Heck spielte den Gärtner in Kotzebue's "des Hasses und der Liebe Rache" wohl so, daß man nichts bewunderungswürdi- geres sehen kann. Ganz der Mann, und dessen Stand; un- schuldig, indem er frevelbeflissen ist, kann man sagen; er stellt einem den Ort vor Augen, die Lage, in der er sich befindet; kraß wahr in den kleinsten Zügen; und doch wie durch ein Kunstglas zu sehen.
Karlsruhe, Mai 1817.
-- Ach! Liebe Freundin! Unsere Jugend. Die Linden schienen uns die Welt: dort fühlten wir ihren ganzen Inhalt. Das war's. O könnte man vorher wissen! Wissen und jung zugleich sein. Elend ist der Mensch; sehr elend; und man tadelt das arme Wesen. Eins ist wahr: etwas hat sich ganz verändert. Die Atmosphäre; solche Sommer, Som- merluft, wie in unserer Jugend, giebt's nicht mehr. Wir sag- ten ja oft: wenn's mal ganz anders kommt mit Sonn' und Sternen! -- dies ist wirklich anders gekommen! das fühlt man tief: und dies grade, wo auch Hoffnung, Jugend, Freunde, Situationen, todt hinter uns liegen. Schrecklich!!! Varnhagen besteht immer drauf, wir sollten von der Schweiz zusammen nach dem Como'er See! -- der meint's so gut! der liebt mich. Er genießt ein großes Glück; ich seh's: er sagt's, er fühlt's. Geh' ich aber, so muß ich ihn allein lassen. Er
verherrlichen! mit der größten Laune, Wahrheit, Eindring- lichkeit und kunſtgewohnt ſpielen. Der alte vortreffliche Heck, und der ganz eben ſo gute Müller. So wurde „das Räuſch- chen“ ein Meiſterſtück; welches ſonſt ſchon ein Nichts war. Heck ſpielte den Gärtner in Kotzebue’s „des Haſſes und der Liebe Rache“ wohl ſo, daß man nichts bewunderungswürdi- geres ſehen kann. Ganz der Mann, und deſſen Stand; un- ſchuldig, indem er frevelbefliſſen iſt, kann man ſagen; er ſtellt einem den Ort vor Augen, die Lage, in der er ſich befindet; kraß wahr in den kleinſten Zügen; und doch wie durch ein Kunſtglas zu ſehen.
Karlsruhe, Mai 1817.
— Ach! Liebe Freundin! Unſere Jugend. Die Linden ſchienen uns die Welt: dort fühlten wir ihren ganzen Inhalt. Das war’s. O könnte man vorher wiſſen! Wiſſen und jung zugleich ſein. Elend iſt der Menſch; ſehr elend; und man tadelt das arme Weſen. Eins iſt wahr: etwas hat ſich ganz verändert. Die Atmoſphäre; ſolche Sommer, Som- merluft, wie in unſerer Jugend, giebt’s nicht mehr. Wir ſag- ten ja oft: wenn’s mal ganz anders kommt mit Sonn’ und Sternen! — dies iſt wirklich anders gekommen! das fühlt man tief: und dies grade, wo auch Hoffnung, Jugend, Freunde, Situationen, todt hinter uns liegen. Schrecklich!!! Varnhagen beſteht immer drauf, wir ſollten von der Schweiz zuſammen nach dem Como’er See! — der meint’s ſo gut! der liebt mich. Er genießt ein großes Glück; ich ſeh’s: er ſagt’s, er fühlt’s. Geh’ ich aber, ſo muß ich ihn allein laſſen. Er
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verherrlichen! mit der größten Laune, Wahrheit, Eindring-
lichkeit und kunſtgewohnt ſpielen. Der alte vortreffliche Heck,
und der ganz eben ſo gute Müller. So wurde „das Räuſch-
chen“ ein Meiſterſtück; welches ſonſt ſchon ein Nichts war.
Heck ſpielte den Gärtner in Kotzebue’s „des Haſſes und der
Liebe Rache“ wohl ſo, daß man nichts bewunderungswürdi-
geres ſehen kann. Ganz der Mann, und deſſen Stand; un-
ſchuldig, indem er frevelbefliſſen iſt, kann man ſagen; er ſtellt
einem den Ort vor Augen, die Lage, in der er ſich befindet;
kraß wahr in den kleinſten Zügen; und doch wie durch ein
Kunſtglas zu ſehen.
Karlsruhe, Mai 1817.
— Ach! Liebe Freundin! Unſere Jugend. Die Linden
ſchienen uns die Welt: dort fühlten wir ihren ganzen Inhalt.
Das war’s. O könnte man vorher wiſſen! Wiſſen
und jung zugleich ſein. Elend iſt der Menſch; ſehr elend;
und man tadelt das arme Weſen. Eins iſt wahr: etwas hat
ſich ganz verändert. Die Atmoſphäre; ſolche Sommer, Som-
merluft, wie in unſerer Jugend, giebt’s nicht mehr. Wir ſag-
ten ja oft: wenn’s mal ganz anders kommt mit Sonn’ und
Sternen! — dies iſt wirklich anders gekommen! das fühlt
man tief: und dies grade, wo auch Hoffnung, Jugend,
Freunde, Situationen, todt hinter uns liegen. Schrecklich!!!
Varnhagen beſteht immer drauf, wir ſollten von der Schweiz
zuſammen nach dem Como’er See! — der meint’s ſo gut! der
liebt mich. Er genießt ein großes Glück; ich ſeh’s: er ſagt’s,
er fühlt’s. Geh’ ich aber, ſo muß ich ihn allein laſſen. Er
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/466>, abgerufen am 22.11.2024.
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