Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Freunde, Nichten, Geschwister nicht verschmerzen! und beson-
ders, wenn ich Schönes sah, und Mittheilungswerthes, mußte
ich weinen, oder zum wenigsten mein Herz! So ist mein Le-
ben, welches benannt werden kann. --

-- Die Gesellschaft hier ist nicht unfreundlich, nicht un-
zufrieden mit mir: aber man sieht sich hier durchaus nicht
häuslich, und wie in Norddeutschland, oder auch andern Hö-
fen. Sondern gebeten, geputzt, mit Vielen. Dazu bin ich
nicht jung, nicht gesund, und nicht reich genug. Hier ist ein
Kleiderluxus wie am größten Hof; und überhaupt, wie jetzt
allenthalben, bei der gespannten Finanznoth. Nun ich älter
bin: nun soll ich die Dame vorstellen: nun alle Eitelkeit aus
meinem Herzen gemerzt ist. Diese Klage par parenthese. --
Zu sparen weiß ich nur an mir selbst. Ungeneröse, und hart-
herzig jetzt, kann ich mich nicht machen. Nun kein Wort
mehr! Heute kommt Robert von Stuttgart, das freut mich;
in wenigen Tagen Tettenborns von Mannheim, das freut
mich auch. -- (Hier war ich lange unterbrochen von Fräulein
Reden; diese Familie, Vater, Mutter, zwei Töchter, ist mir
hier ein großer Trost.) --




Phantasus. Von Tieck. Bd. 3. S. 518. "Wir
haben also in Deutschland, sagte Manfred, treffliche Künstler
gehabt, besitzen noch einige, und hoffentlich werden neue ent-
stehn." Meinem theuern, vielgeliebten Tieck schreib' ich hier
noch hinzu, daß wir jetzt noch in Mannheim zwei Meister
besitzen, die, auf Flecks Weise, sonst unbedeutende Lustspiele

Freunde, Nichten, Geſchwiſter nicht verſchmerzen! und beſon-
ders, wenn ich Schönes ſah, und Mittheilungswerthes, mußte
ich weinen, oder zum wenigſten mein Herz! So iſt mein Le-
ben, welches benannt werden kann. —

— Die Geſellſchaft hier iſt nicht unfreundlich, nicht un-
zufrieden mit mir: aber man ſieht ſich hier durchaus nicht
häuslich, und wie in Norddeutſchland, oder auch andern Hö-
fen. Sondern gebeten, geputzt, mit Vielen. Dazu bin ich
nicht jung, nicht geſund, und nicht reich genug. Hier iſt ein
Kleiderluxus wie am größten Hof; und überhaupt, wie jetzt
allenthalben, bei der geſpannten Finanznoth. Nun ich älter
bin: nun ſoll ich die Dame vorſtellen: nun alle Eitelkeit aus
meinem Herzen gemerzt iſt. Dieſe Klage par parenthèse.
Zu ſparen weiß ich nur an mir ſelbſt. Ungeneröſe, und hart-
herzig jetzt, kann ich mich nicht machen. Nun kein Wort
mehr! Heute kommt Robert von Stuttgart, das freut mich;
in wenigen Tagen Tettenborns von Mannheim, das freut
mich auch. — (Hier war ich lange unterbrochen von Fräulein
Reden; dieſe Familie, Vater, Mutter, zwei Töchter, iſt mir
hier ein großer Troſt.) —




Phantaſus. Von Tieck. Bd. 3. S. 518. „Wir
haben alſo in Deutſchland, ſagte Manfred, treffliche Künſtler
gehabt, beſitzen noch einige, und hoffentlich werden neue ent-
ſtehn.“ Meinem theuern, vielgeliebten Tieck ſchreib’ ich hier
noch hinzu, daß wir jetzt noch in Mannheim zwei Meiſter
beſitzen, die, auf Flecks Weiſe, ſonſt unbedeutende Luſtſpiele

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0465" n="457"/>
Freunde, Nichten, Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter nicht ver&#x017F;chmerzen! und be&#x017F;on-<lb/>
ders, wenn ich Schönes &#x017F;ah, und Mittheilungswerthes, mußte<lb/>
ich weinen, oder zum wenig&#x017F;ten mein Herz! So i&#x017F;t mein Le-<lb/>
ben, welches benannt werden kann. &#x2014;</p><lb/>
            <p>&#x2014; Die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft hier i&#x017F;t nicht unfreundlich, nicht un-<lb/>
zufrieden mit mir: aber man &#x017F;ieht &#x017F;ich hier durchaus nicht<lb/>
häuslich, und wie in Norddeut&#x017F;chland, oder auch andern Hö-<lb/>
fen. Sondern gebeten, <hi rendition="#g">geputzt</hi>, mit Vielen. Dazu bin ich<lb/>
nicht jung, nicht ge&#x017F;und, und nicht reich genug. Hier i&#x017F;t ein<lb/>
Kleiderluxus wie am größten Hof; und überhaupt, wie jetzt<lb/>
allenthalben, <hi rendition="#g">bei</hi> der ge&#x017F;pannten Finanznoth. Nun ich älter<lb/>
bin: nun &#x017F;oll ich die Dame vor&#x017F;tellen: nun <hi rendition="#g">alle</hi> Eitelkeit aus<lb/>
meinem Herzen <hi rendition="#g">gemerzt</hi> i&#x017F;t. Die&#x017F;e Klage <hi rendition="#aq">par parenthèse.</hi> &#x2014;<lb/>
Zu &#x017F;paren weiß ich nur an mir &#x017F;elb&#x017F;t. Ungenerö&#x017F;e, und hart-<lb/>
herzig jetzt, kann ich mich nicht machen. Nun kein Wort<lb/>
mehr! Heute kommt Robert von Stuttgart, das freut mich;<lb/>
in wenigen Tagen Tettenborns von Mannheim, das freut<lb/>
mich auch. &#x2014; (Hier war ich lange unterbrochen von Fräulein<lb/>
Reden; die&#x017F;e Familie, Vater, Mutter, zwei Töchter, i&#x017F;t mir<lb/>
hier ein großer Tro&#x017F;t.) &#x2014;</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Karlsruhe, den 1. Mai 1817.</hi> </dateline><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Phanta&#x017F;us. Von Tieck. Bd</hi>. 3. S. 518. &#x201E;Wir<lb/>
haben al&#x017F;o in Deut&#x017F;chland, &#x017F;agte Manfred, treffliche Kün&#x017F;tler<lb/>
gehabt, be&#x017F;itzen noch einige, und hoffentlich werden neue ent-<lb/>
&#x017F;tehn.&#x201C; Meinem theuern, vielgeliebten Tieck &#x017F;chreib&#x2019; ich hier<lb/>
noch hinzu, daß wir jetzt noch in Mannheim zwei Mei&#x017F;ter<lb/>
be&#x017F;itzen, die, auf Flecks Wei&#x017F;e, &#x017F;on&#x017F;t unbedeutende Lu&#x017F;t&#x017F;piele<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[457/0465] Freunde, Nichten, Geſchwiſter nicht verſchmerzen! und beſon- ders, wenn ich Schönes ſah, und Mittheilungswerthes, mußte ich weinen, oder zum wenigſten mein Herz! So iſt mein Le- ben, welches benannt werden kann. — — Die Geſellſchaft hier iſt nicht unfreundlich, nicht un- zufrieden mit mir: aber man ſieht ſich hier durchaus nicht häuslich, und wie in Norddeutſchland, oder auch andern Hö- fen. Sondern gebeten, geputzt, mit Vielen. Dazu bin ich nicht jung, nicht geſund, und nicht reich genug. Hier iſt ein Kleiderluxus wie am größten Hof; und überhaupt, wie jetzt allenthalben, bei der geſpannten Finanznoth. Nun ich älter bin: nun ſoll ich die Dame vorſtellen: nun alle Eitelkeit aus meinem Herzen gemerzt iſt. Dieſe Klage par parenthèse. — Zu ſparen weiß ich nur an mir ſelbſt. Ungeneröſe, und hart- herzig jetzt, kann ich mich nicht machen. Nun kein Wort mehr! Heute kommt Robert von Stuttgart, das freut mich; in wenigen Tagen Tettenborns von Mannheim, das freut mich auch. — (Hier war ich lange unterbrochen von Fräulein Reden; dieſe Familie, Vater, Mutter, zwei Töchter, iſt mir hier ein großer Troſt.) — Karlsruhe, den 1. Mai 1817. Phantaſus. Von Tieck. Bd. 3. S. 518. „Wir haben alſo in Deutſchland, ſagte Manfred, treffliche Künſtler gehabt, beſitzen noch einige, und hoffentlich werden neue ent- ſtehn.“ Meinem theuern, vielgeliebten Tieck ſchreib’ ich hier noch hinzu, daß wir jetzt noch in Mannheim zwei Meiſter beſitzen, die, auf Flecks Weiſe, ſonſt unbedeutende Luſtſpiele

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/465
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/465>, abgerufen am 22.11.2024.