recht und Recht, was meine Seele drückte, an sein Licht käme! an eines andren Tages Licht kommt leider nur allzu wenig die eigentliche Bewandtniß, und Verwickelung menschlichen Handlens, und die Gesinnung als Triebfeder! Redlich ist's und sittenbetriebsam, wo möglich Tage herbeizurufen, die dem großen verheißenen vorgehen; und stufenweise, nach unserer Kraft und besten Einsicht, jenes allheilende Licht schon jetzt uns näher zu bringen. Wie können wir jetztzeitig dies an- ders, als durch gedrucktes Wort? vernimmt man uns anders? Es mögen immerhin die redlichen Männer und Weiber die Wahrheit sprechen, wie sie sie wissen; und nach aller Ewigkeit zu, sich einander berichtigen, wo sie nur können; und welcher Ächtgesinnte wünschte nicht noch allgemeiner wirksame Organe, als selbst den Druck, bis jetzt die angemessenste Erfindung für geistbegabte Wesen. Ich schreibe also, was ich über Dinge besser zu wissen glaube, die vorgefallen sind, und über welche ich reden höre und lese. Und warte, um zu widerrufen, was ich schreibe, bis hinwiederum Einer kommen wird, der meine Behauptungen mit Gründen zurückweist. Jeder Gegenstand ist in einem Verhältniß mit allen übrigen; die richtige Be- stimmung, wie er sich zu ihnen verhält, ist die Wahrheit, die man über ihn auszusprechen vermag: also kann über alles geirrt und gelogen werden; dies auch bei dem unwichtigsten Gegenstande zu verhindern, ist ein großer Genuß.
II. 30
recht und Recht, was meine Seele drückte, an ſein Licht käme! an eines andren Tages Licht kommt leider nur allzu wenig die eigentliche Bewandtniß, und Verwickelung menſchlichen Handlens, und die Geſinnung als Triebfeder! Redlich iſt’s und ſittenbetriebſam, wo möglich Tage herbeizurufen, die dem großen verheißenen vorgehen; und ſtufenweiſe, nach unſerer Kraft und beſten Einſicht, jenes allheilende Licht ſchon jetzt uns näher zu bringen. Wie können wir jetztzeitig dies an- ders, als durch gedrucktes Wort? vernimmt man uns anders? Es mögen immerhin die redlichen Männer und Weiber die Wahrheit ſprechen, wie ſie ſie wiſſen; und nach aller Ewigkeit zu, ſich einander berichtigen, wo ſie nur können; und welcher Ächtgeſinnte wünſchte nicht noch allgemeiner wirkſame Organe, als ſelbſt den Druck, bis jetzt die angemeſſenſte Erfindung für geiſtbegabte Weſen. Ich ſchreibe alſo, was ich über Dinge beſſer zu wiſſen glaube, die vorgefallen ſind, und über welche ich reden höre und leſe. Und warte, um zu widerrufen, was ich ſchreibe, bis hinwiederum Einer kommen wird, der meine Behauptungen mit Gründen zurückweiſt. Jeder Gegenſtand iſt in einem Verhältniß mit allen übrigen; die richtige Be- ſtimmung, wie er ſich zu ihnen verhält, iſt die Wahrheit, die man über ihn auszuſprechen vermag: alſo kann über alles geirrt und gelogen werden; dies auch bei dem unwichtigſten Gegenſtande zu verhindern, iſt ein großer Genuß.
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recht und Recht, was meine Seele drückte, an ſein Licht käme!
an eines andren Tages Licht kommt leider nur allzu wenig
die eigentliche Bewandtniß, und Verwickelung menſchlichen
Handlens, und die Geſinnung als Triebfeder! Redlich iſt’s
und ſittenbetriebſam, wo möglich Tage herbeizurufen, die dem
großen verheißenen vorgehen; und ſtufenweiſe, nach unſerer
Kraft und beſten Einſicht, jenes allheilende Licht ſchon jetzt
uns näher zu bringen. Wie können wir jetztzeitig dies an-
ders, als durch gedrucktes Wort? vernimmt man uns anders?
Es mögen immerhin die redlichen Männer und Weiber die
Wahrheit ſprechen, wie ſie ſie wiſſen; und nach aller Ewigkeit
zu, ſich einander berichtigen, wo ſie nur können; und welcher
Ächtgeſinnte wünſchte nicht noch allgemeiner wirkſame Organe,
als ſelbſt den Druck, bis jetzt die angemeſſenſte Erfindung für
geiſtbegabte Weſen. Ich ſchreibe alſo, was ich über Dinge
beſſer zu wiſſen glaube, die vorgefallen ſind, und über welche
ich reden höre und leſe. Und warte, um zu widerrufen, was
ich ſchreibe, bis hinwiederum Einer kommen wird, der meine
Behauptungen mit Gründen zurückweiſt. Jeder Gegenſtand
iſt in einem Verhältniß mit allen übrigen; die richtige Be-
ſtimmung, wie er ſich zu ihnen verhält, iſt die Wahrheit, die
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geirrt und gelogen werden; dies auch bei dem unwichtigſten
Gegenſtande zu verhindern, iſt ein großer Genuß.
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/473>, abgerufen am 22.11.2024.
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