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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

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bis auf des Menschen Natur hinkommen, sehr viel. Ihr
alter Onkel gefiel mir auch! Es ist ein Glück für's Herz ei-
nen alten Verwandten zu haben, den man ehren kann, lie-
ben thut man ihn schon von selbst; das heißt, lieben möchte
man ihn ohnedies schon gerne, kann es aber nur, wenn man
ihn ehren muß. Wär' ich reich, so führ' ich nach Straßburg,
und er sollte noch die Freude haben, neue Bekannte in alten
Freunden von Ihnen zu finden: auf alter Leute Leben, die
noch ein Herz haben, möchte ich gerne noch viele reiche Ereig-
nisse häufen; Genuß schaffen. Ich anticipire ihren Zustand
in meiner Seele. -- Es thut mir leid, daß Sie nicht früher
kommen können, weil ich den 10. schon vielleicht in Heidelberg
bin; aber da kommen Sie mir dann gleich nach: das erfah-
ren Sie in meinem Hause, wo ich Ihnen ein Wort zurück-
lasse. Genug! Sie finden Freunde: Menschen, die nur Gutes
wollen, und meinen, und unablässig weiter an sich arbeiten,
ohne die geringste Pedanterie: und bleiben Sie auch nicht in
Einer Stadt mit uns, so haben Sie doch den Trost, uns nah
zu haben: und ich den, Sie gefunden und auch nah zu ha-
ben. Auch ich grüße Veit! Wenigstens soll er, so lange wir
leben, nicht todt sein. Er verschlechterte sich meines Wissens
in Hamburg nicht: aber ich weiß, an meiner Seite hätte er
sich ewig verbessert, seine bessere Seite herausgekehrt, oder
vielmehr an das Bewußtsein hinan gebracht; ausgearbeitet,
und spielen lassen! Er war ein komplet gebildeter Mensch,
weil er über seine Natur hinaus war, sah, und sie beurtheilen
konnte. Wir wollen uns recht über ihn aussprechen: und ihn
leben lassen! und uns der "lieberwärmten Stätte" als Leben-

bis auf des Menſchen Natur hinkommen, ſehr viel. Ihr
alter Onkel gefiel mir auch! Es iſt ein Glück für’s Herz ei-
nen alten Verwandten zu haben, den man ehren kann, lie-
ben thut man ihn ſchon von ſelbſt; das heißt, lieben möchte
man ihn ohnedies ſchon gerne, kann es aber nur, wenn man
ihn ehren muß. Wär’ ich reich, ſo führ’ ich nach Straßburg,
und er ſollte noch die Freude haben, neue Bekannte in alten
Freunden von Ihnen zu finden: auf alter Leute Leben, die
noch ein Herz haben, möchte ich gerne noch viele reiche Ereig-
niſſe häufen; Genuß ſchaffen. Ich anticipire ihren Zuſtand
in meiner Seele. — Es thut mir leid, daß Sie nicht früher
kommen können, weil ich den 10. ſchon vielleicht in Heidelberg
bin; aber da kommen Sie mir dann gleich nach: das erfah-
ren Sie in meinem Hauſe, wo ich Ihnen ein Wort zurück-
laſſe. Genug! Sie finden Freunde: Menſchen, die nur Gutes
wollen, und meinen, und unabläſſig weiter an ſich arbeiten,
ohne die geringſte Pedanterie: und bleiben Sie auch nicht in
Einer Stadt mit uns, ſo haben Sie doch den Troſt, uns nah
zu haben: und ich den, Sie gefunden und auch nah zu ha-
ben. Auch ich grüße Veit! Wenigſtens ſoll er, ſo lange wir
leben, nicht todt ſein. Er verſchlechterte ſich meines Wiſſens
in Hamburg nicht: aber ich weiß, an meiner Seite hätte er
ſich ewig verbeſſert, ſeine beſſere Seite herausgekehrt, oder
vielmehr an das Bewußtſein hinan gebracht; ausgearbeitet,
und ſpielen laſſen! Er war ein komplet gebildeter Menſch,
weil er über ſeine Natur hinaus war, ſah, und ſie beurtheilen
konnte. Wir wollen uns recht über ihn ausſprechen: und ihn
leben laſſen! und uns der „lieberwärmten Stätte“ als Leben-

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[535/0543] bis auf des Menſchen Natur hinkommen, ſehr viel. Ihr alter Onkel gefiel mir auch! Es iſt ein Glück für’s Herz ei- nen alten Verwandten zu haben, den man ehren kann, lie- ben thut man ihn ſchon von ſelbſt; das heißt, lieben möchte man ihn ohnedies ſchon gerne, kann es aber nur, wenn man ihn ehren muß. Wär’ ich reich, ſo führ’ ich nach Straßburg, und er ſollte noch die Freude haben, neue Bekannte in alten Freunden von Ihnen zu finden: auf alter Leute Leben, die noch ein Herz haben, möchte ich gerne noch viele reiche Ereig- niſſe häufen; Genuß ſchaffen. Ich anticipire ihren Zuſtand in meiner Seele. — Es thut mir leid, daß Sie nicht früher kommen können, weil ich den 10. ſchon vielleicht in Heidelberg bin; aber da kommen Sie mir dann gleich nach: das erfah- ren Sie in meinem Hauſe, wo ich Ihnen ein Wort zurück- laſſe. Genug! Sie finden Freunde: Menſchen, die nur Gutes wollen, und meinen, und unabläſſig weiter an ſich arbeiten, ohne die geringſte Pedanterie: und bleiben Sie auch nicht in Einer Stadt mit uns, ſo haben Sie doch den Troſt, uns nah zu haben: und ich den, Sie gefunden und auch nah zu ha- ben. Auch ich grüße Veit! Wenigſtens ſoll er, ſo lange wir leben, nicht todt ſein. Er verſchlechterte ſich meines Wiſſens in Hamburg nicht: aber ich weiß, an meiner Seite hätte er ſich ewig verbeſſert, ſeine beſſere Seite herausgekehrt, oder vielmehr an das Bewußtſein hinan gebracht; ausgearbeitet, und ſpielen laſſen! Er war ein komplet gebildeter Menſch, weil er über ſeine Natur hinaus war, ſah, und ſie beurtheilen konnte. Wir wollen uns recht über ihn ausſprechen: und ihn leben laſſen! und uns der „lieberwärmten Stätte“ als Leben-

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/543>, abgerufen am 22.11.2024.