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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

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bert, der aus der Allee kommt, er habe die Generale Freistedt
und Neuenstein gesprochen: die Stände seien vertagt; und
Mehreres von Stimmung, und Reden, die dir Robert wieder-
holen wird. Ich dachte nur an deinen Abend, und deine
Nacht. Und auch mitunter, sie könnten ganz ruhig sein. Ich,
legte mich unter tausend Regen, und Dunst, und Gewitter,
die sich wie Zugvögel folgten (ein Kind ertrank hier im Bach;
und Schweine mit ihren Ställen kamen von Lichtenthal an-
geschwommen: vom Rhein erzählt man degats) nach meinem
zweiten Brief an dich ruhig auf den Kanape, um zu ruhen;
etwa eine Stunde, Robert kam, und ich schlug Kaffee vor:
mitten im Wetter fing die Sonne an zauberhaft unterzu-
gehen; wir liefen von einem Fenster zum andern! Sieh da!
Mad. Streckeisen stapelt im größten Regen und Nässe von
der Allee her mit zwei Herren, einem ältlich dicklichen, zu
mir. Das ist ehrlich! schrei ich ihr entgegen, denk' einen Au-
genblick, es ist Streckeisen; doch schien er mir zu klein, und
da die Herren mit in's Haus treten, wundre ich mich etwas:
ich geh hinaus, vor meiner Stubenthür erkenne ich erst den
Großherzog von Weimar. Wir freuten uns sehr. Er sieht
sehr wohl aus: ganz wie sonst in Töplitz: mit vielem Ver-
gnügen sagt' ich ihm das. Der Großherzog stellte sich gleich
an's Fenster, und wollte jeden Menschen von mir wissen,
die alte Neugier: über die Stunde des Kaffee's konnt' er
sich nicht zufrieden geben; den Lotte, und ich getrost, und sie,
als delice, tranken. Ich behauptete, ich könne ihm schon Ap-
petit machen: "Nur mit Kaffee nicht," meinte er, eben hätte
er Schnaps genommen; ich rühmte mein Getränk als pousse-

bert, der aus der Allee kommt, er habe die Generale Freiſtedt
und Neuenſtein geſprochen: die Stände ſeien vertagt; und
Mehreres von Stimmung, und Reden, die dir Robert wieder-
holen wird. Ich dachte nur an deinen Abend, und deine
Nacht. Und auch mitunter, ſie könnten ganz ruhig ſein. Ich,
legte mich unter tauſend Regen, und Dunſt, und Gewitter,
die ſich wie Zugvögel folgten (ein Kind ertrank hier im Bach;
und Schweine mit ihren Ställen kamen von Lichtenthal an-
geſchwommen: vom Rhein erzählt man dégats) nach meinem
zweiten Brief an dich ruhig auf den Kanapé, um zu ruhen;
etwa eine Stunde, Robert kam, und ich ſchlug Kaffee vor:
mitten im Wetter fing die Sonne an zauberhaft unterzu-
gehen; wir liefen von einem Fenſter zum andern! Sieh da!
Mad. Streckeiſen ſtapelt im größten Regen und Näſſe von
der Allee her mit zwei Herren, einem ältlich dicklichen, zu
mir. Das iſt ehrlich! ſchrei ich ihr entgegen, denk’ einen Au-
genblick, es iſt Streckeiſen; doch ſchien er mir zu klein, und
da die Herren mit in’s Haus treten, wundre ich mich etwas:
ich geh hinaus, vor meiner Stubenthür erkenne ich erſt den
Großherzog von Weimar. Wir freuten uns ſehr. Er ſieht
ſehr wohl aus: ganz wie ſonſt in Töplitz: mit vielem Ver-
gnügen ſagt’ ich ihm das. Der Großherzog ſtellte ſich gleich
an’s Fenſter, und wollte jeden Menſchen von mir wiſſen,
die alte Neugier: über die Stunde des Kaffee’s konnt’ er
ſich nicht zufrieden geben; den Lotte, und ich getroſt, und ſie,
als délice, tranken. Ich behauptete, ich könne ihm ſchon Ap-
petit machen: „Nur mit Kaffee nicht,“ meinte er, eben hätte
er Schnaps genommen; ich rühmte mein Getränk als pousse-

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[591/0599] bert, der aus der Allee kommt, er habe die Generale Freiſtedt und Neuenſtein geſprochen: die Stände ſeien vertagt; und Mehreres von Stimmung, und Reden, die dir Robert wieder- holen wird. Ich dachte nur an deinen Abend, und deine Nacht. Und auch mitunter, ſie könnten ganz ruhig ſein. Ich, legte mich unter tauſend Regen, und Dunſt, und Gewitter, die ſich wie Zugvögel folgten (ein Kind ertrank hier im Bach; und Schweine mit ihren Ställen kamen von Lichtenthal an- geſchwommen: vom Rhein erzählt man dégats) nach meinem zweiten Brief an dich ruhig auf den Kanapé, um zu ruhen; etwa eine Stunde, Robert kam, und ich ſchlug Kaffee vor: mitten im Wetter fing die Sonne an zauberhaft unterzu- gehen; wir liefen von einem Fenſter zum andern! Sieh da! Mad. Streckeiſen ſtapelt im größten Regen und Näſſe von der Allee her mit zwei Herren, einem ältlich dicklichen, zu mir. Das iſt ehrlich! ſchrei ich ihr entgegen, denk’ einen Au- genblick, es iſt Streckeiſen; doch ſchien er mir zu klein, und da die Herren mit in’s Haus treten, wundre ich mich etwas: ich geh hinaus, vor meiner Stubenthür erkenne ich erſt den Großherzog von Weimar. Wir freuten uns ſehr. Er ſieht ſehr wohl aus: ganz wie ſonſt in Töplitz: mit vielem Ver- gnügen ſagt’ ich ihm das. Der Großherzog ſtellte ſich gleich an’s Fenſter, und wollte jeden Menſchen von mir wiſſen, die alte Neugier: über die Stunde des Kaffee’s konnt’ er ſich nicht zufrieden geben; den Lotte, und ich getroſt, und ſie, als délice, tranken. Ich behauptete, ich könne ihm ſchon Ap- petit machen: „Nur mit Kaffee nicht,“ meinte er, eben hätte er Schnaps genommen; ich rühmte mein Getränk als pousse-

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/599>, abgerufen am 22.11.2024.