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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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Vorstellungen gleich: und auch eine "persönliche" nicht uner-
läßlich; eine Person wie Gott, das Bewußtsein des Alls,
welches wir nicht sind, kann doch nicht Statt haben. Was
wollen Sie also? daß die Vorstellung zu einer gegebenen
Zeit passe? zu einer? zu Zeit? Uns vor unserm eignen Un-
vermögen beugen, an jeder Gränze von uns Gott finden, ihm
unbegriffen vertrauen; wegen der Pfänder, die wir in Recht,
Vernunft, und Mitgefühl in uns finden: solch Gutes! von
ihm erwarten, daß wir's uns gar nicht vorstellen können,
darum, weil wir uns etwas Gutes vorstellen können; und
alle Tage von neuem fleißig untersuchen: -- das ist Gottes-
furcht und Gottesliebe; auf Wahrhaftigkeit dringen: -- Reli-
gion verbreiten. Aber Bildervorstellungen dahingestellt sein
lassen! Wie Einer kann: aber nicht wie er will! -- Künftig
mehr, jetzt bin ich müde: ich bin mit noch nicht fertig.



(Mündlich.)

J. Was siehst du so grimmig aus? Sanft mußt du
sein; ganz sanft!

R. Ich bin nicht sanft gemacht.

J. Nun, das läßt sich verbessern. Du mußt umgeschmolzen
werden. Ich lasse dich schmelzen, in ganz neue Form gießen.

R. (Nach kleiner Pause, rasch:) Und wenn ich geschmolzen
werde, weißt du, was ich dann thue?

J. Nun?

R. (Mit komischer Keckheit des Trotzbietens:) Dann -- spritz'
ich aus der Pfanne!




Vorſtellungen gleich: und auch eine „perſönliche“ nicht uner-
läßlich; eine Perſon wie Gott, das Bewußtſein des Alls,
welches wir nicht ſind, kann doch nicht Statt haben. Was
wollen Sie alſo? daß die Vorſtellung zu einer gegebenen
Zeit paſſe? zu einer? zu Zeit? Uns vor unſerm eignen Un-
vermögen beugen, an jeder Gränze von uns Gott finden, ihm
unbegriffen vertrauen; wegen der Pfänder, die wir in Recht,
Vernunft, und Mitgefühl in uns finden: ſolch Gutes! von
ihm erwarten, daß wir’s uns gar nicht vorſtellen können,
darum, weil wir uns etwas Gutes vorſtellen können; und
alle Tage von neuem fleißig unterſuchen: — das iſt Gottes-
furcht und Gottesliebe; auf Wahrhaftigkeit dringen: — Reli-
gion verbreiten. Aber Bildervorſtellungen dahingeſtellt ſein
laſſen! Wie Einer kann: aber nicht wie er will! — Künftig
mehr, jetzt bin ich müde: ich bin mit noch nicht fertig.



(Mündlich.)

J. Was ſiehſt du ſo grimmig aus? Sanft mußt du
ſein; ganz ſanft!

R. Ich bin nicht ſanft gemacht.

J. Nun, das läßt ſich verbeſſern. Du mußt umgeſchmolzen
werden. Ich laſſe dich ſchmelzen, in ganz neue Form gießen.

R. (Nach kleiner Pauſe, raſch:) Und wenn ich geſchmolzen
werde, weißt du, was ich dann thue?

J. Nun?

R. (Mit komiſcher Keckheit des Trotzbietens:) Dann — ſpritz’
ich aus der Pfanne!




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[171/0179] Vorſtellungen gleich: und auch eine „perſönliche“ nicht uner- läßlich; eine Perſon wie Gott, das Bewußtſein des Alls, welches wir nicht ſind, kann doch nicht Statt haben. Was wollen Sie alſo? daß die Vorſtellung zu einer gegebenen Zeit paſſe? zu einer? zu Zeit? Uns vor unſerm eignen Un- vermögen beugen, an jeder Gränze von uns Gott finden, ihm unbegriffen vertrauen; wegen der Pfänder, die wir in Recht, Vernunft, und Mitgefühl in uns finden: ſolch Gutes! von ihm erwarten, daß wir’s uns gar nicht vorſtellen können, darum, weil wir uns etwas Gutes vorſtellen können; und alle Tage von neuem fleißig unterſuchen: — das iſt Gottes- furcht und Gottesliebe; auf Wahrhaftigkeit dringen: — Reli- gion verbreiten. Aber Bildervorſtellungen dahingeſtellt ſein laſſen! Wie Einer kann: aber nicht wie er will! — Künftig mehr, jetzt bin ich müde: ich bin mit noch nicht fertig. (Mündlich.) J. Was ſiehſt du ſo grimmig aus? Sanft mußt du ſein; ganz ſanft! R. Ich bin nicht ſanft gemacht. J. Nun, das läßt ſich verbeſſern. Du mußt umgeſchmolzen werden. Ich laſſe dich ſchmelzen, in ganz neue Form gießen. R. (Nach kleiner Pauſe, raſch:) Und wenn ich geſchmolzen werde, weißt du, was ich dann thue? J. Nun? R. (Mit komiſcher Keckheit des Trotzbietens:) Dann — ſpritz’ ich aus der Pfanne! Den 22. September 1824.

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/179>, abgerufen am 24.11.2024.