ses zu verstehen ist, oder nach welcher das Verstehen unnöthig wird; also der Sinn jener noch zu erfindenden Regel ist schon erfunden; nur die Materialien dazu fehlen noch. Daraus folgt nun Demuth, Spekulation u. s. w. --
(Mündlich.)
Es war von Frau von Stael die Rede; Fürst Kosloffsky meinte, sie sei im Grunde auch eine recht gute Frau gewesen, von ächter Herzensgüte; "Oh certainement, sagte Rahel, c'est la tout son esprit!"
Von Talleyrand wurde gesagt, auch er sei eigentlich gut- müthig; seine Eigenheiten abgerechnet, wie die Wechselwir- kung seines Wesens und der Welt sie ihm auferlege, sei er gar nicht böse; "Je le crois bien, sagte Rahel, il n'a pas besoin d'etre mechant, la nature l'a ete pour lui."
Mai 1827.
Ostersonntag, den 14. Mai 1827.
Vetter sagte einmal: Wen wir kennen, den lieben wir. Dies ist auch der Weg, wo das schwere Recht und Unrecht aufhört. Auch was wir kennen, verstehen wir; wir werden auch dies, gleichsam, selbst: und kennen seine Bedingungen des Seins.
Das was wir recht kennen, sind wir selbst: Geist ist Wissen; was der durchdringt, ist er.
Wir sind nur unvollständig, weil wir nicht alles von uns wissen. Durch Organisation weiß man; darum fürchte ich so sehr den unerganisirten Zustand.
III. 18
ſes zu verſtehen iſt, oder nach welcher das Verſtehen unnöthig wird; alſo der Sinn jener noch zu erfindenden Regel iſt ſchon erfunden; nur die Materialien dazu fehlen noch. Daraus folgt nun Demuth, Spekulation u. ſ. w. —
(Mündlich.)
Es war von Frau von Staël die Rede; Fürſt Kosloffsky meinte, ſie ſei im Grunde auch eine recht gute Frau geweſen, von ächter Herzensgüte; „Oh certainement, ſagte Rahel, c’est là tout son esprit!“
Von Talleyrand wurde geſagt, auch er ſei eigentlich gut- müthig; ſeine Eigenheiten abgerechnet, wie die Wechſelwir- kung ſeines Weſens und der Welt ſie ihm auferlege, ſei er gar nicht böſe; „Je le crois bien, ſagte Rahel, il n’a pas besoin d’être méchant, la nature l’a été pour lui.”
Mai 1827.
Oſterſonntag, den 14. Mai 1827.
Vetter ſagte einmal: Wen wir kennen, den lieben wir. Dies iſt auch der Weg, wo das ſchwere Recht und Unrecht aufhört. Auch was wir kennen, verſtehen wir; wir werden auch dies, gleichſam, ſelbſt: und kennen ſeine Bedingungen des Seins.
Das was wir recht kennen, ſind wir ſelbſt: Geiſt iſt Wiſſen; was der durchdringt, iſt er.
Wir ſind nur unvollſtändig, weil wir nicht alles von uns wiſſen. Durch Organiſation weiß man; darum fürchte ich ſo ſehr den unerganiſirten Zuſtand.
III. 18
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ſes zu verſtehen iſt, oder nach welcher das Verſtehen unnöthig
wird; alſo der Sinn jener noch zu erfindenden Regel iſt ſchon
erfunden; nur die Materialien dazu fehlen noch. Daraus
folgt nun Demuth, Spekulation u. ſ. w. —
(Mündlich.)
Es war von Frau von Staël die Rede; Fürſt Kosloffsky
meinte, ſie ſei im Grunde auch eine recht gute Frau geweſen,
von ächter Herzensgüte; „Oh certainement, ſagte Rahel, c’est
là tout son esprit!“
Von Talleyrand wurde geſagt, auch er ſei eigentlich gut-
müthig; ſeine Eigenheiten abgerechnet, wie die Wechſelwir-
kung ſeines Weſens und der Welt ſie ihm auferlege, ſei er
gar nicht böſe; „Je le crois bien, ſagte Rahel, il n’a pas
besoin d’être méchant, la nature l’a été pour lui.”
Mai 1827.
Oſterſonntag, den 14. Mai 1827.
Vetter ſagte einmal: Wen wir kennen, den lieben wir. Dies
iſt auch der Weg, wo das ſchwere Recht und Unrecht aufhört.
Auch was wir kennen, verſtehen wir; wir werden auch dies,
gleichſam, ſelbſt: und kennen ſeine Bedingungen des Seins.
Das was wir recht kennen, ſind wir ſelbſt: Geiſt iſt
Wiſſen; was der durchdringt, iſt er.
Wir ſind nur unvollſtändig, weil wir nicht alles von uns
wiſſen. Durch Organiſation weiß man; darum fürchte ich
ſo ſehr den unerganiſirten Zuſtand.
III. 18
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/281>, abgerufen am 22.11.2024.
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