stinens Kopfweh fragen ließ; Line auch krank! Das Kind bei mir; auf den Hängeboden; dann in den Garten, mit Ka- stanien und Bausteinen; ich die französischen Zeitungen um- sonst mit hinunter genommen: sie ließen mich nicht, ich mußte bauen, befehlen, ordnen. Hinauf; sie wieder auf den Hänge- boden. Gegessen. Ernestine wollte mich um 5 mit den Kin- dern zum Ausfahren abholen: ja! wir fuhren: sehr schön, kein Abendth[a]u, es war bewölkt. Um 7 bei Kranzler präch- tiges Nußeis mit Johannesbeeren melirt. Professor W. mit Schwester, und noch acht Damen, Kinder, und gewiß zehn bis zwölf Offiziere. P. und W. schrieen immer: "Wie in Ita- lien: und auch so gutes Eis!" Braucht man auszureisen?
Wie mich das freut, daß du des Baierkönigs Besuch grade so ansiehst wie ich, ist wirklich nicht zu sagen. Eben, ich die das nie thut, als Deutsche freute es mich so: nicht nur, oder wenig für Goethe: qui regorge d'honneur et d' Anerken- nung. Aber da England und Frankreich auf vielen Bahnen so viel Nationalschritte vor uns voraus haben, so müssen Deutschlands Könige vorschreiten. Heil dir König Ludwig von Baiern! "Bleib gesund!" sagen die Juden. Grüß mir nur ja all die Herren, die so schön meiner gedenken. Ich bin ja ordentlich Eine. -- Gute Nacht, einziger August: ich wün- sche dich, wie du mich! Komme aber nicht zu früh. Sieh Friedrich Schlegel, Goethe, alles, alles! Erfrische, stärke, sehne dich! Das ist auch gut. Wir lieben uns. Adieu. Ehe ich ausfuhr, war Gen. Pfuel hier; er bleibt nach allen Manö- vers noch vierzehn Tage hier, und besucht mich noch nach der
ſtinens Kopfweh fragen ließ; Line auch krank! Das Kind bei mir; auf den Hängeboden; dann in den Garten, mit Ka- ſtanien und Bauſteinen; ich die franzöſiſchen Zeitungen um- ſonſt mit hinunter genommen: ſie ließen mich nicht, ich mußte bauen, befehlen, ordnen. Hinauf; ſie wieder auf den Hänge- boden. Gegeſſen. Erneſtine wollte mich um 5 mit den Kin- dern zum Ausfahren abholen: ja! wir fuhren: ſehr ſchön, kein Abendth[a]u, es war bewölkt. Um 7 bei Kranzler präch- tiges Nußeis mit Johannesbeeren melirt. Profeſſor W. mit Schweſter, und noch acht Damen, Kinder, und gewiß zehn bis zwölf Offiziere. P. und W. ſchrieen immer: „Wie in Ita- lien: und auch ſo gutes Eis!“ Braucht man auszureiſen?
Wie mich das freut, daß du des Baierkönigs Beſuch grade ſo anſiehſt wie ich, iſt wirklich nicht zu ſagen. Eben, ich die das nie thut, als Deutſche freute es mich ſo: nicht nur, oder wenig für Goethe: qui regorge d’honneur et d’ Anerken- nung. Aber da England und Frankreich auf vielen Bahnen ſo viel Nationalſchritte vor uns voraus haben, ſo müſſen Deutſchlands Könige vorſchreiten. Heil dir König Ludwig von Baiern! „Bleib geſund!“ ſagen die Juden. Grüß mir nur ja all die Herren, die ſo ſchön meiner gedenken. Ich bin ja ordentlich Eine. — Gute Nacht, einziger Auguſt: ich wün- ſche dich, wie du mich! Komme aber nicht zu früh. Sieh Friedrich Schlegel, Goethe, alles, alles! Erfriſche, ſtärke, ſehne dich! Das iſt auch gut. Wir lieben uns. Adieu. Ehe ich ausfuhr, war Gen. Pfuel hier; er bleibt nach allen Manö- vers noch vierzehn Tage hier, und beſucht mich noch nach der
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ſtinens Kopfweh fragen ließ; Line auch krank! Das Kind
bei mir; auf den Hängeboden; dann in den Garten, mit Ka-
ſtanien und Bauſteinen; ich die franzöſiſchen Zeitungen um-
ſonſt mit hinunter genommen: ſie ließen mich nicht, ich mußte
bauen, befehlen, ordnen. Hinauf; ſie wieder auf den Hänge-
boden. Gegeſſen. Erneſtine wollte mich um 5 mit den Kin-
dern zum Ausfahren abholen: ja! wir fuhren: ſehr ſchön,
kein Abendthau, es war bewölkt. Um 7 bei Kranzler präch-
tiges Nußeis mit Johannesbeeren melirt. Profeſſor W. mit
Schweſter, und noch acht Damen, Kinder, und gewiß zehn bis
zwölf Offiziere. P. und W. ſchrieen immer: „Wie in Ita-
lien: und auch ſo gutes Eis!“ Braucht man auszureiſen?
Wie mich das freut, daß du des Baierkönigs Beſuch
grade ſo anſiehſt wie ich, iſt wirklich nicht zu ſagen. Eben,
ich die das nie thut, als Deutſche freute es mich ſo: nicht nur,
oder wenig für Goethe: qui regorge d’honneur et d’ Anerken-
nung. Aber da England und Frankreich auf vielen Bahnen
ſo viel Nationalſchritte vor uns voraus haben, ſo müſſen
Deutſchlands Könige vorſchreiten. Heil dir König Ludwig
von Baiern! „Bleib geſund!“ ſagen die Juden. Grüß mir
nur ja all die Herren, die ſo ſchön meiner gedenken. Ich bin
ja ordentlich Eine. — Gute Nacht, einziger Auguſt: ich wün-
ſche dich, wie du mich! Komme aber nicht zu früh. Sieh
Friedrich Schlegel, Goethe, alles, alles! Erfriſche, ſtärke, ſehne
dich! Das iſt auch gut. Wir lieben uns. Adieu. Ehe ich
ausfuhr, war Gen. Pfuel hier; er bleibt nach allen Manö-
vers noch vierzehn Tage hier, und beſucht mich noch nach der
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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