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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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Gedanken und Anreden hättest du, wären sie in Briefe ge-
faßt; die ich dir auf all deine lieben Briefe und Anreden zu-
rufe, und sage, und denke. Theurer Freund, wo soll ich auf
diese Fülle antworten! -- Bartholdy, Willisen, denen ich nur
mittheile, sind ganz hingerissen. Sie, die Mutter -- ich kenne
Menschen besser, finde Herzen immer -- lachte und weinte
darüber, und wie sprach sie! Willisen solltest du hören! die
Bartholdy'schen Mädchen schreiben Felix davon! Treuer, theu-
rer August. Du würdest meine Liebe erobren, und eroberst
sie auch immer von neuem, wie es sein muß. Komm nur
nicht zu früh! ich freue mich so! der vielen Berührungen, die
du erlebst, der vielen Gegenstände, Menschen. Wie dank' ich
dem Hrn. von Baader! für die herrliche Fahrt, für die Un-
terweisung. Ich, theurer Herzensaugust, werde nun nicht
mehr ausreisen. Ich bin wahrlich hier sehr gut; z. B. jetzt
riecht's komplet vom Garten her nach Wald in allen Zim-
mern. Bei Tage waren die Fenster der Hitze wegen zu. Ich
bin so ruhig, kann mich wegen der vielen Damen, die noch
weg sind, der vielen Herren, die fehlen, so schön ruhig unge-
stört halten; die mich, genau genommen, bald hie bald da
stören, unterbrechen; ein bischen dem, ein wenig dem- und
weg ist die Zeit, in der ich leben möchte. Es geht alles sehr
gut
, während es in Freundlichkeit von beiden Seiten ge-
schieht. Unterbleibt's aber, so ruht's aus; dies merke ich eben
wieder bei *, die sich bei mir vortrefflichst amüsirten; aber es
pesirt mich doch, ihrer immer gewärtig zu sein, und sie zu
behandlen. Höre meinen Tag. Rechnungen: Elise um halb
11, vorher schon Gustav mit dem Boten, den ich nach Erne-

Gedanken und Anreden hätteſt du, wären ſie in Briefe ge-
faßt; die ich dir auf all deine lieben Briefe und Anreden zu-
rufe, und ſage, und denke. Theurer Freund, wo ſoll ich auf
dieſe Fülle antworten! — Bartholdy, Williſen, denen ich nur
mittheile, ſind ganz hingeriſſen. Sie, die Mutter — ich kenne
Menſchen beſſer, finde Herzen immer — lachte und weinte
darüber, und wie ſprach ſie! Williſen ſollteſt du hören! die
Bartholdy’ſchen Mädchen ſchreiben Felix davon! Treuer, theu-
rer Auguſt. Du würdeſt meine Liebe erobren, und eroberſt
ſie auch immer von neuem, wie es ſein muß. Komm nur
nicht zu früh! ich freue mich ſo! der vielen Berührungen, die
du erlebſt, der vielen Gegenſtände, Menſchen. Wie dank’ ich
dem Hrn. von Baader! für die herrliche Fahrt, für die Un-
terweiſung. Ich, theurer Herzensauguſt, werde nun nicht
mehr ausreiſen. Ich bin wahrlich hier ſehr gut; z. B. jetzt
riecht’s komplet vom Garten her nach Wald in allen Zim-
mern. Bei Tage waren die Fenſter der Hitze wegen zu. Ich
bin ſo ruhig, kann mich wegen der vielen Damen, die noch
weg ſind, der vielen Herren, die fehlen, ſo ſchön ruhig unge-
ſtört halten; die mich, genau genommen, bald hie bald da
ſtören, unterbrechen; ein bischen dem, ein wenig dem- und
weg iſt die Zeit, in der ich leben möchte. Es geht alles ſehr
gut
, während es in Freundlichkeit von beiden Seiten ge-
ſchieht. Unterbleibt’s aber, ſo ruht’s aus; dies merke ich eben
wieder bei *, die ſich bei mir vortrefflichſt amüſirten; aber es
peſirt mich doch, ihrer immer gewärtig zu ſein, und ſie zu
behandlen. Höre meinen Tag. Rechnungen: Eliſe um halb
11, vorher ſchon Guſtav mit dem Boten, den ich nach Erne-

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[297/0305] Gedanken und Anreden hätteſt du, wären ſie in Briefe ge- faßt; die ich dir auf all deine lieben Briefe und Anreden zu- rufe, und ſage, und denke. Theurer Freund, wo ſoll ich auf dieſe Fülle antworten! — Bartholdy, Williſen, denen ich nur mittheile, ſind ganz hingeriſſen. Sie, die Mutter — ich kenne Menſchen beſſer, finde Herzen immer — lachte und weinte darüber, und wie ſprach ſie! Williſen ſollteſt du hören! die Bartholdy’ſchen Mädchen ſchreiben Felix davon! Treuer, theu- rer Auguſt. Du würdeſt meine Liebe erobren, und eroberſt ſie auch immer von neuem, wie es ſein muß. Komm nur nicht zu früh! ich freue mich ſo! der vielen Berührungen, die du erlebſt, der vielen Gegenſtände, Menſchen. Wie dank’ ich dem Hrn. von Baader! für die herrliche Fahrt, für die Un- terweiſung. Ich, theurer Herzensauguſt, werde nun nicht mehr ausreiſen. Ich bin wahrlich hier ſehr gut; z. B. jetzt riecht’s komplet vom Garten her nach Wald in allen Zim- mern. Bei Tage waren die Fenſter der Hitze wegen zu. Ich bin ſo ruhig, kann mich wegen der vielen Damen, die noch weg ſind, der vielen Herren, die fehlen, ſo ſchön ruhig unge- ſtört halten; die mich, genau genommen, bald hie bald da ſtören, unterbrechen; ein bischen dem, ein wenig dem- und weg iſt die Zeit, in der ich leben möchte. Es geht alles ſehr gut, während es in Freundlichkeit von beiden Seiten ge- ſchieht. Unterbleibt’s aber, ſo ruht’s aus; dies merke ich eben wieder bei *, die ſich bei mir vortrefflichſt amüſirten; aber es peſirt mich doch, ihrer immer gewärtig zu ſein, und ſie zu behandlen. Höre meinen Tag. Rechnungen: Eliſe um halb 11, vorher ſchon Guſtav mit dem Boten, den ich nach Erne-

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/305>, abgerufen am 22.11.2024.