sich nichts draus, liebe Rosa, daß Ihr guter Wille nichts fruch- tete: ich geben alle Monate unnütze Empfehlungsbriefe, die mir schwer sauer werden: ich thue es aber immer wieder; es ist Pflicht, und eine Frucht, eine schöne, des neuern Lebens. --
Ich nehme großen Antheil an Ihrem kurzen Landleben mit den lieben Kinderchen: es war aber bei weitem zu kurz. Konnten Sie da nicht länger bleiben? da sie doch Assing alle Tage sahen. Ein wenig inkommodirt hätte er immer noch bleiben können: sonst wird man zu früh alt: wenn einem das nicht manchmal geboten wird. Haben Sie noch so viele Blumentöpfe? ich habe einen artigen schönen Garten, in dem ich spaziren gehen kann, hinter meinem Hause, aber nicht die Erlaubniß mich mit Gästen zu etabliren; und habe une pe- tite niece, Nichtenkind, welches wir vergöttern! und wel- ches ich viel bei mir habe, Elischen; drei Jahr und ein Vier- tel. Varnh. schreibt ihr ganze Seiten lang. Ich führe ihr die Hand, und lasse sie auf das Siegel drücken. Kindern ihre Freude. Adieu lieben Freunde! Treu und anhänglich.
Fr. Varnhagen. Auch Rahel.
An Varnhagen, in München.
Abends 11 Uhr, nachdem Willisen und Gr. Yorck weg sind, den 12. September 1827. Mittwoch. Ganz warmes Wetter, eben tritt der Mond hervor.
Im Beisein der Gesellschaft erhielt ich deinen fünften Brief aus München. -- Welch eine Bibliothek von lieben
ſich nichts draus, liebe Roſa, daß Ihr guter Wille nichts fruch- tete: ich geben alle Monate unnütze Empfehlungsbriefe, die mir ſchwer ſauer werden: ich thue es aber immer wieder; es iſt Pflicht, und eine Frucht, eine ſchöne, des neuern Lebens. —
Ich nehme großen Antheil an Ihrem kurzen Landleben mit den lieben Kinderchen: es war aber bei weitem zu kurz. Konnten Sie da nicht länger bleiben? da ſie doch Aſſing alle Tage ſahen. Ein wenig inkommodirt hätte er immer noch bleiben können: ſonſt wird man zu früh alt: wenn einem das nicht manchmal geboten wird. Haben Sie noch ſo viele Blumentöpfe? ich habe einen artigen ſchönen Garten, in dem ich ſpaziren gehen kann, hinter meinem Hauſe, aber nicht die Erlaubniß mich mit Gäſten zu etabliren; und habe une pe- tite nièce, Nichtenkind, welches wir vergöttern! und wel- ches ich viel bei mir habe, Elischen; drei Jahr und ein Vier- tel. Varnh. ſchreibt ihr ganze Seiten lang. Ich führe ihr die Hand, und laſſe ſie auf das Siegel drücken. Kindern ihre Freude. Adieu lieben Freunde! Treu und anhänglich.
Fr. Varnhagen. Auch Rahel.
An Varnhagen, in München.
Abends 11 Uhr, nachdem Williſen und Gr. Yorck weg ſind, den 12. September 1827. Mittwoch. Ganz warmes Wetter, eben tritt der Mond hervor.
Im Beiſein der Geſellſchaft erhielt ich deinen fünften Brief aus München. — Welch eine Bibliothek von lieben
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0304"n="296"/>ſich nichts draus, liebe Roſa, daß Ihr guter Wille nichts fruch-<lb/>
tete: ich geben alle <hirendition="#g">Monate</hi> unnütze Empfehlungsbriefe, die<lb/>
mir ſchwer ſauer werden: ich thue es aber immer wieder; es<lb/>
iſt Pflicht, und eine Frucht, eine ſchöne, des neuern Lebens. —</p><lb/><p>Ich nehme großen Antheil an Ihrem kurzen Landleben<lb/>
mit den lieben Kinderchen: es war aber bei weitem zu kurz.<lb/>
Konnten Sie da nicht länger bleiben? da ſie doch Aſſing alle<lb/>
Tage ſahen. Ein wenig inkommodirt hätte er immer noch<lb/>
bleiben können: ſonſt wird man zu früh <hirendition="#g">alt</hi>: wenn einem<lb/>
das nicht manchmal geboten wird. Haben Sie noch ſo viele<lb/>
Blumentöpfe? ich habe einen artigen ſchönen Garten, in dem<lb/>
ich ſpaziren gehen kann, hinter meinem Hauſe, aber nicht die<lb/>
Erlaubniß mich mit Gäſten zu etabliren; und habe <hirendition="#aq">une pe-<lb/>
tite nièce,</hi> Nichtenkind, welches <hirendition="#g">wir vergöttern</hi>! und wel-<lb/>
ches ich viel bei mir habe, Elischen; drei Jahr und ein Vier-<lb/>
tel. Varnh. ſchreibt ihr ganze Seiten lang. Ich führe ihr<lb/>
die Hand, und laſſe ſie auf das Siegel drücken. Kindern ihre<lb/>
Freude. Adieu lieben Freunde! Treu und anhänglich.</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Fr. Varnhagen. Auch Rahel</hi>.</salute></closer></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>An Varnhagen, in München.</head><lb/><divn="3"><dateline><hirendition="#et">Abends 11 Uhr, nachdem Williſen und Gr. Yorck<lb/>
weg ſind, den 12. September 1827. Mittwoch.<lb/>
Ganz warmes Wetter, eben tritt der Mond<lb/>
hervor.</hi></dateline><lb/><p>Im Beiſein der Geſellſchaft erhielt ich deinen fünften<lb/>
Brief aus München. — Welch eine Bibliothek von lieben<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[296/0304]
ſich nichts draus, liebe Roſa, daß Ihr guter Wille nichts fruch-
tete: ich geben alle Monate unnütze Empfehlungsbriefe, die
mir ſchwer ſauer werden: ich thue es aber immer wieder; es
iſt Pflicht, und eine Frucht, eine ſchöne, des neuern Lebens. —
Ich nehme großen Antheil an Ihrem kurzen Landleben
mit den lieben Kinderchen: es war aber bei weitem zu kurz.
Konnten Sie da nicht länger bleiben? da ſie doch Aſſing alle
Tage ſahen. Ein wenig inkommodirt hätte er immer noch
bleiben können: ſonſt wird man zu früh alt: wenn einem
das nicht manchmal geboten wird. Haben Sie noch ſo viele
Blumentöpfe? ich habe einen artigen ſchönen Garten, in dem
ich ſpaziren gehen kann, hinter meinem Hauſe, aber nicht die
Erlaubniß mich mit Gäſten zu etabliren; und habe une pe-
tite nièce, Nichtenkind, welches wir vergöttern! und wel-
ches ich viel bei mir habe, Elischen; drei Jahr und ein Vier-
tel. Varnh. ſchreibt ihr ganze Seiten lang. Ich führe ihr
die Hand, und laſſe ſie auf das Siegel drücken. Kindern ihre
Freude. Adieu lieben Freunde! Treu und anhänglich.
Fr. Varnhagen. Auch Rahel.
An Varnhagen, in München.
Abends 11 Uhr, nachdem Williſen und Gr. Yorck
weg ſind, den 12. September 1827. Mittwoch.
Ganz warmes Wetter, eben tritt der Mond
hervor.
Im Beiſein der Geſellſchaft erhielt ich deinen fünften
Brief aus München. — Welch eine Bibliothek von lieben
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/304>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.