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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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hält -- wird sie Einmal in etwas anderm bestehn. Pöbel selbst
wird geläuterte Ansprüche haben; weil keine so unmenschliche
pöbelhafte Einsprüche von Rechts wegen mehr werden ge-
macht werden.




Gestern den 25. Februar dachte ich morgens in meinem
Bette an Frau von *, weil ich sie nur approbiren kann, und
ich doch so sonderbare Eindrücke von ihr erhalten hatte; so,
daß ich nicht einschlafen konnte, nachdem ich sie gesehen hatte.
Immer stand mir ihr Gesicht vor meinen geschlossenen Augen;
ja, ich versuchte mir anderer Menschen Gesicht vorzustellen,
und es ging nicht: immer kam ihres wieder. (Par parenthese!
ist mir dies nie mit einem Geliebten geschehn: was doch so
häufig erzählt und als so bekannt angenommen wird. Äuße-
rungen, Arten, Unarten, die konnten mich wohl halbe Nächte
und Tage beschäftigen.) Ich will mir den Eindruck hier auf-
schreiben, um ihn in Zukunft an meiner Kenntniß ihrer zu
prüfen. Jetzt gefällt mir alles, was sie sagt und äußert, sehr
wohl: sie hat durchaus einen bearbeiteten Kopf -- seltenstes
Begegniß! -- ist geübt in Dialogen mit sich selbst; und noch
obenein sehr gebildet und gewandt im Ausdruck, ohne im
mindesten affektirt dadurch zu sein, oder an Nachdruck verloren
zu haben; zeigt im Gespräch sich reich in Beziehungen, und
Wendung von einem Gegenstand des Denkens auf den an-
dern. Ist gerne wahr; denn sie ist es leicht, wo sie sieht,
daß es angebracht ist; belebt und belebend, und gewiß noch
fähiger, als schon ausgebildet. Mit Einem Wort! ich weiß

hält — wird ſie Einmal in etwas anderm beſtehn. Pöbel ſelbſt
wird geläuterte Anſprüche haben; weil keine ſo unmenſchliche
pöbelhafte Einſprüche von Rechts wegen mehr werden ge-
macht werden.




Geſtern den 25. Februar dachte ich morgens in meinem
Bette an Frau von *, weil ich ſie nur approbiren kann, und
ich doch ſo ſonderbare Eindrücke von ihr erhalten hatte; ſo,
daß ich nicht einſchlafen konnte, nachdem ich ſie geſehen hatte.
Immer ſtand mir ihr Geſicht vor meinen geſchloſſenen Augen;
ja, ich verſuchte mir anderer Menſchen Geſicht vorzuſtellen,
und es ging nicht: immer kam ihres wieder. (Par parenthèse!
iſt mir dies nie mit einem Geliebten geſchehn: was doch ſo
häufig erzählt und als ſo bekannt angenommen wird. Äuße-
rungen, Arten, Unarten, die konnten mich wohl halbe Nächte
und Tage beſchäftigen.) Ich will mir den Eindruck hier auf-
ſchreiben, um ihn in Zukunft an meiner Kenntniß ihrer zu
prüfen. Jetzt gefällt mir alles, was ſie ſagt und äußert, ſehr
wohl: ſie hat durchaus einen bearbeiteten Kopf — ſeltenſtes
Begegniß! — iſt geübt in Dialogen mit ſich ſelbſt; und noch
obenein ſehr gebildet und gewandt im Ausdruck, ohne im
mindeſten affektirt dadurch zu ſein, oder an Nachdruck verloren
zu haben; zeigt im Geſpräch ſich reich in Beziehungen, und
Wendung von einem Gegenſtand des Denkens auf den an-
dern. Iſt gerne wahr; denn ſie iſt es leicht, wo ſie ſieht,
daß es angebracht iſt; belebt und belebend, und gewiß noch
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[322/0330] hält — wird ſie Einmal in etwas anderm beſtehn. Pöbel ſelbſt wird geläuterte Anſprüche haben; weil keine ſo unmenſchliche pöbelhafte Einſprüche von Rechts wegen mehr werden ge- macht werden. 1828. Geſtern den 25. Februar dachte ich morgens in meinem Bette an Frau von *, weil ich ſie nur approbiren kann, und ich doch ſo ſonderbare Eindrücke von ihr erhalten hatte; ſo, daß ich nicht einſchlafen konnte, nachdem ich ſie geſehen hatte. Immer ſtand mir ihr Geſicht vor meinen geſchloſſenen Augen; ja, ich verſuchte mir anderer Menſchen Geſicht vorzuſtellen, und es ging nicht: immer kam ihres wieder. (Par parenthèse! iſt mir dies nie mit einem Geliebten geſchehn: was doch ſo häufig erzählt und als ſo bekannt angenommen wird. Äuße- rungen, Arten, Unarten, die konnten mich wohl halbe Nächte und Tage beſchäftigen.) Ich will mir den Eindruck hier auf- ſchreiben, um ihn in Zukunft an meiner Kenntniß ihrer zu prüfen. Jetzt gefällt mir alles, was ſie ſagt und äußert, ſehr wohl: ſie hat durchaus einen bearbeiteten Kopf — ſeltenſtes Begegniß! — iſt geübt in Dialogen mit ſich ſelbſt; und noch obenein ſehr gebildet und gewandt im Ausdruck, ohne im mindeſten affektirt dadurch zu ſein, oder an Nachdruck verloren zu haben; zeigt im Geſpräch ſich reich in Beziehungen, und Wendung von einem Gegenſtand des Denkens auf den an- dern. Iſt gerne wahr; denn ſie iſt es leicht, wo ſie ſieht, daß es angebracht iſt; belebt und belebend, und gewiß noch fähiger, als ſchon ausgebildet. Mit Einem Wort! ich weiß

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/330>, abgerufen am 22.11.2024.