Eigenschaften: jede nach ihrer Art modifizirt; Talent, Ver- stand, alles. --
An Ludwig Robert.
1828.
Unsern Willen frei machen, ist unser Geschäft. Können wir wohl einen willkürlichen Willen voraussetzen? Was sollte uns in dieser Kur bestimmen? Unsern Willen befreien von Hindernissen, kann hier nur freimachen heißen. Wir sind ja nur ein Gesetz; begeistigt durch Einsicht und Übereinstimmung.
Schachspieler wollen, nach von ihnen selbst bestimmten Gesetzen einen auch von ihnen bestimmten Zweck ausführen; und kombiniren sich so nach diesem durch allerlei ihm fremde Kombinationen durch. Sie treffen, und irren; wollen aber immer dasselbe. Wir bewegen uns nach einem vorgefundenen, und endlich auch erkannten Gesetz. Dies ist unser nicht mehr zu trennender einfacher Wille; oder besser, Wollen. Je viel- stimmiger, harmonischer wir den machen, je geschickter, je ge- schwinder wir zu dem herabkommen in uns, desto fertiger. Spielen aber sollen wir, nämlich leben. Wir finden das Spiel vollkommen aufgestellt. "Das ist ein Faktum." Nicht der Sündenfall. Es ist eine Sünde, ein tiefster belei- digender Irrthum, Sünde anzunehmen im Aufbau der Welt!!! in des höchsten Geistes Spiel. Darin liegt Wohlthat, Fest -- fete --. Und nicht elender Sündenfall. Solche Voraus- setzung müssen Geister, edle Wesen, machen. Und wie Schach Gesetze hat, so hat das Leben unbedingte. Mit denen sich
Eigenſchaften: jede nach ihrer Art modifizirt; Talent, Ver- ſtand, alles. —
An Ludwig Robert.
1828.
Unſern Willen frei machen, iſt unſer Geſchäft. Können wir wohl einen willkürlichen Willen vorausſetzen? Was ſollte uns in dieſer Kur beſtimmen? Unſern Willen befreien von Hinderniſſen, kann hier nur freimachen heißen. Wir ſind ja nur ein Geſetz; begeiſtigt durch Einſicht und Übereinſtimmung.
Schachſpieler wollen, nach von ihnen ſelbſt beſtimmten Geſetzen einen auch von ihnen beſtimmten Zweck ausführen; und kombiniren ſich ſo nach dieſem durch allerlei ihm fremde Kombinationen durch. Sie treffen, und irren; wollen aber immer daſſelbe. Wir bewegen uns nach einem vorgefundenen, und endlich auch erkannten Geſetz. Dies iſt unſer nicht mehr zu trennender einfacher Wille; oder beſſer, Wollen. Je viel- ſtimmiger, harmoniſcher wir den machen, je geſchickter, je ge- ſchwinder wir zu dem herabkommen in uns, deſto fertiger. Spielen aber ſollen wir, nämlich leben. Wir finden das Spiel vollkommen aufgeſtellt. „Das iſt ein Faktum.“ Nicht der Sündenfall. Es iſt eine Sünde, ein tiefſter belei- digender Irrthum, Sünde anzunehmen im Aufbau der Welt!!! in des höchſten Geiſtes Spiel. Darin liegt Wohlthat, Feſt — fête —. Und nicht elender Sündenfall. Solche Voraus- ſetzung müſſen Geiſter, edle Weſen, machen. Und wie Schach Geſetze hat, ſo hat das Leben unbedingte. Mit denen ſich
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Eigenſchaften: jede nach ihrer Art modifizirt; Talent, Ver-
ſtand, alles. —
An Ludwig Robert.
1828.
Unſern Willen frei machen, iſt unſer Geſchäft. Können
wir wohl einen willkürlichen Willen vorausſetzen? Was ſollte
uns in dieſer Kur beſtimmen? Unſern Willen befreien von
Hinderniſſen, kann hier nur freimachen heißen. Wir ſind ja
nur ein Geſetz; begeiſtigt durch Einſicht und Übereinſtimmung.
Schachſpieler wollen, nach von ihnen ſelbſt beſtimmten
Geſetzen einen auch von ihnen beſtimmten Zweck ausführen;
und kombiniren ſich ſo nach dieſem durch allerlei ihm fremde
Kombinationen durch. Sie treffen, und irren; wollen aber
immer daſſelbe. Wir bewegen uns nach einem vorgefundenen,
und endlich auch erkannten Geſetz. Dies iſt unſer nicht mehr
zu trennender einfacher Wille; oder beſſer, Wollen. Je viel-
ſtimmiger, harmoniſcher wir den machen, je geſchickter, je ge-
ſchwinder wir zu dem herabkommen in uns, deſto fertiger.
Spielen aber ſollen wir, nämlich leben. Wir finden das
Spiel vollkommen aufgeſtellt. „Das iſt ein Faktum.“
Nicht der Sündenfall. Es iſt eine Sünde, ein tiefſter belei-
digender Irrthum, Sünde anzunehmen im Aufbau der Welt!!!
in des höchſten Geiſtes Spiel. Darin liegt Wohlthat, Feſt —
fête —. Und nicht elender Sündenfall. Solche Voraus-
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Geſetze hat, ſo hat das Leben unbedingte. Mit denen ſich
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/339>, abgerufen am 22.11.2024.
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