die Verzweiflung schon wie abgeschliffen war. "Je n'en sais rien, absolument rien," sagte er von den wichtigsten metaphy- sischen Angelegenheiten, mit der ironischen Hilarität, mit der man in tollen Zeiten Tagesneuigkeiten aufnimmt; nicht mit der erhabenen Gewißheit, womit wir die "decrets du ciel" zu erwarten haben. Ewig werde ich es bereuen, daß ich nicht in ein ernsteres, längeres Gespräch mit ihm kam; ich hätte ihm dies alles sagen sollen!
Schade, daß sein enjouement ironique aus so tiefer Quelle kam; und daß er da nicht tiefer schöpfte. Wo ist er nun? --
Donnerstag, den 16. December 1830.
An die Fürstin von Pückler-Muskau.
Sonnabend, den 1. Januar 1831.
Ströme vom neuen Jahreshimmel heitere, stärkende, frische Gesundheit auf Sie herab, verehrte Frau Fürstin! Mit der genießt man alles; mit der ertragen wir alles, wie wir sollen: leicht, und gelenk, uns immer nach Frischem, Neuem wendend. Dieser gründliche Wunsch, den ich auf große, und neuste Kosten gelernt, enthält alle andre guten; und ist für Sie, und was Sie lieben! Ich habe keinen einzigen Menschen auf der Erde, dem ich gewöhnt wäre zum 1. Januar zu gratuliren; da ich aber Ihro Durchlaucht die Zeitungen zu schicken habe, so dachte ich, vielleicht ist die Fürstin auf Gütern lebend gewöhnt, daß alles ihr laute Wünsche darbringt, und könnte sie ver-
die Verzweiflung ſchon wie abgeſchliffen war. „Je n’en sais rien, absolument rien,“ ſagte er von den wichtigſten metaphy- ſiſchen Angelegenheiten, mit der ironiſchen Hilarität, mit der man in tollen Zeiten Tagesneuigkeiten aufnimmt; nicht mit der erhabenen Gewißheit, womit wir die „décrets du ciel“ zu erwarten haben. Ewig werde ich es bereuen, daß ich nicht in ein ernſteres, längeres Geſpräch mit ihm kam; ich hätte ihm dies alles ſagen ſollen!
Schade, daß ſein enjouement ironique aus ſo tiefer Quelle kam; und daß er da nicht tiefer ſchöpfte. Wo iſt er nun? —
Donnerstag, den 16. December 1830.
An die Fürſtin von Pückler-Muskau.
Sonnabend, den 1. Januar 1831.
Ströme vom neuen Jahreshimmel heitere, ſtärkende, friſche Geſundheit auf Sie herab, verehrte Frau Fürſtin! Mit der genießt man alles; mit der ertragen wir alles, wie wir ſollen: leicht, und gelenk, uns immer nach Friſchem, Neuem wendend. Dieſer gründliche Wunſch, den ich auf große, und neuſte Koſten gelernt, enthält alle andre guten; und iſt für Sie, und was Sie lieben! Ich habe keinen einzigen Menſchen auf der Erde, dem ich gewöhnt wäre zum 1. Januar zu gratuliren; da ich aber Ihro Durchlaucht die Zeitungen zu ſchicken habe, ſo dachte ich, vielleicht iſt die Fürſtin auf Gütern lebend gewöhnt, daß alles ihr laute Wünſche darbringt, und könnte ſie ver-
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die Verzweiflung ſchon wie abgeſchliffen war. „Je n’en sais
rien, absolument rien,“ ſagte er von den wichtigſten metaphy-
ſiſchen Angelegenheiten, mit der ironiſchen Hilarität, mit der
man in tollen Zeiten Tagesneuigkeiten aufnimmt; nicht mit
der erhabenen Gewißheit, womit wir die „décrets du ciel“
zu erwarten haben. Ewig werde ich es bereuen, daß ich nicht
in ein ernſteres, längeres Geſpräch mit ihm kam; ich hätte
ihm dies alles ſagen ſollen!
Schade, daß ſein enjouement ironique aus ſo tiefer
Quelle kam; und daß er da nicht tiefer ſchöpfte. Wo iſt
er nun? —
Donnerstag, den 16. December 1830.
An die Fürſtin von Pückler-Muskau.
Sonnabend, den 1. Januar 1831.
Ströme vom neuen Jahreshimmel heitere, ſtärkende, friſche
Geſundheit auf Sie herab, verehrte Frau Fürſtin! Mit der
genießt man alles; mit der ertragen wir alles, wie wir ſollen:
leicht, und gelenk, uns immer nach Friſchem, Neuem wendend.
Dieſer gründliche Wunſch, den ich auf große, und neuſte Koſten
gelernt, enthält alle andre guten; und iſt für Sie, und was
Sie lieben! Ich habe keinen einzigen Menſchen auf der Erde,
dem ich gewöhnt wäre zum 1. Januar zu gratuliren; da ich
aber Ihro Durchlaucht die Zeitungen zu ſchicken habe, ſo
dachte ich, vielleicht iſt die Fürſtin auf Gütern lebend gewöhnt,
daß alles ihr laute Wünſche darbringt, und könnte ſie ver-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/479>, abgerufen am 28.11.2024.
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