Noch mit Pflaster und Verband auf dem Rücken, aber doch im Begriff auszufahren. Zweideutiges Wetter. Ich grüße dich, als Auferstandene, liebste Henriette! Dich und die mei- nigen: Roberts antworten mir weder auf Briefe durch B.'s noch auf einen mit der Post. Ich ängstige mich aber doch nicht: sie werden wohl Recht haben! Eine Gelegenheit ab- warten; oder dergleichen. Gerne hörte ich Spontini's Fest- marsch übermorgen! oder machte sonst das mir wichtige liebe Fest mit. Ein König, unter dem wir leben, ist gradzu ein Blutsverwandter. Von je war sein Glück und Unglück unse- res: seine Ambition, unsre. Und ein braver König fühlt ge- wiß auch so für uns Landsleute alle. Man giebt ihm Vor- schub und Respekt wie einem Vater: und er uns Allen, Liebe, Sorge, Nachsicht, wie an Kindern. Wenn die einmalige Situation richtig wirkt. Sei so gütig, liebe Freundin, inliegenden Brief sicher schleunig zu besorgen. Die Deinigen sind wohl.
Deine Rahel.
An Auguste Brandt von Lindau, in Volkstädt.
Sonnabend, den 10. August 1832.
Endlich schönes Wetter.
Dienstag den 6. überreichte man mir Ihren Brief, liebe Freundin, mit vielen andern: die man mir in vier Wochen
An Henriette Solmar, in Baden.
Mittags halb 1, den 1. Auguſt 1832.
Noch mit Pflaſter und Verband auf dem Rücken, aber doch im Begriff auszufahren. Zweideutiges Wetter. Ich grüße dich, als Auferſtandene, liebſte Henriette! Dich und die mei- nigen: Roberts antworten mir weder auf Briefe durch B.’s noch auf einen mit der Poſt. Ich ängſtige mich aber doch nicht: ſie werden wohl Recht haben! Eine Gelegenheit ab- warten; oder dergleichen. Gerne hörte ich Spontini’s Feſt- marſch übermorgen! oder machte ſonſt das mir wichtige liebe Feſt mit. Ein König, unter dem wir leben, iſt gradzu ein Blutsverwandter. Von je war ſein Glück und Unglück unſe- res: ſeine Ambition, unſre. Und ein braver König fühlt ge- wiß auch ſo für uns Landsleute alle. Man giebt ihm Vor- ſchub und Reſpekt wie einem Vater: und er uns Allen, Liebe, Sorge, Nachſicht, wie an Kindern. Wenn die einmalige Situation richtig wirkt. Sei ſo gütig, liebe Freundin, inliegenden Brief ſicher ſchleunig zu beſorgen. Die Deinigen ſind wohl.
Deine Rahel.
An Auguſte Brandt von Lindau, in Volkſtädt.
Sonnabend, den 10. Auguſt 1832.
Endlich ſchönes Wetter.
Dienstag den 6. überreichte man mir Ihren Brief, liebe Freundin, mit vielen andern: die man mir in vier Wochen
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An Henriette Solmar, in Baden.
Mittags halb 1, den 1. Auguſt 1832.
Noch mit Pflaſter und Verband auf dem Rücken, aber
doch im Begriff auszufahren. Zweideutiges Wetter. Ich grüße
dich, als Auferſtandene, liebſte Henriette! Dich und die mei-
nigen: Roberts antworten mir weder auf Briefe durch B.’s
noch auf einen mit der Poſt. Ich ängſtige mich aber doch
nicht: ſie werden wohl Recht haben! Eine Gelegenheit ab-
warten; oder dergleichen. Gerne hörte ich Spontini’s Feſt-
marſch übermorgen! oder machte ſonſt das mir wichtige liebe
Feſt mit. Ein König, unter dem wir leben, iſt gradzu ein
Blutsverwandter. Von je war ſein Glück und Unglück unſe-
res: ſeine Ambition, unſre. Und ein braver König fühlt ge-
wiß auch ſo für uns Landsleute alle. Man giebt ihm Vor-
ſchub und Reſpekt wie einem Vater: und er uns Allen, Liebe,
Sorge, Nachſicht, wie an Kindern. Wenn die einmalige
Situation richtig wirkt. Sei ſo gütig, liebe Freundin,
inliegenden Brief ſicher ſchleunig zu beſorgen. Die Deinigen
ſind wohl.
Deine Rahel.
An Auguſte Brandt von Lindau, in Volkſtädt.
Sonnabend, den 10. Auguſt 1832.
Endlich ſchönes Wetter.
Dienstag den 6. überreichte man mir Ihren Brief, liebe
Freundin, mit vielen andern: die man mir in vier Wochen
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/590>, abgerufen am 23.11.2024.
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