durften sie sich nicht wagen, weil man dort gewiß schon auf sie wartete. Jch gab ihnen alles, was ich an baarem Gelde hatte. Sie versprachen mir mein Darlehn gleich wieder auszahlen zu lassen, denn auf ihr zurückge- laßnes Vermögen in Venedig war nicht mehr zu rechnen. Sie gingen fort, und kamen glücklich nach Rom. Jch hatte alles so schnell und vorsichtig getrieben, daß es selbst vor meinem Bedienten ein Geheimniß geblieben war.
Jch hatte mir eine Erkältung zugezogen, und mußte einige Tage zu Hause bleiben. Als ich zum ersten Mal den Abend wieder in Gesell- schaft ging, kam mir die Dame vom Hause, die meine Freundin war, entgegen, und führte mich, so bald sie unbemerkt war, in ein Kabi- nett. Seyn Sie auf Jhrer Hut, sagte sie, es ist bekannt, daß Sie dem Mörder des jun- gen Nobile durchgeholfen haben, und daß er Jhr Freund ist. Sie erinnern sich, daß zwey Masken mit Jhnen sprachen, als einer von den Engländern Sie bey Jhrem Namen zu Hülfe
durften ſie ſich nicht wagen, weil man dort gewiß ſchon auf ſie wartete. Jch gab ihnen alles, was ich an baarem Gelde hatte. Sie verſprachen mir mein Darlehn gleich wieder auszahlen zu laſſen, denn auf ihr zuruͤckge- laßnes Vermoͤgen in Venedig war nicht mehr zu rechnen. Sie gingen fort, und kamen gluͤcklich nach Rom. Jch hatte alles ſo ſchnell und vorſichtig getrieben, daß es ſelbſt vor meinem Bedienten ein Geheimniß geblieben war.
Jch hatte mir eine Erkaͤltung zugezogen, und mußte einige Tage zu Hauſe bleiben. Als ich zum erſten Mal den Abend wieder in Geſell- ſchaft ging, kam mir die Dame vom Hauſe, die meine Freundin war, entgegen, und fuͤhrte mich, ſo bald ſie unbemerkt war, in ein Kabi- nett. Seyn Sie auf Jhrer Hut, ſagte ſie, es iſt bekannt, daß Sie dem Moͤrder des jun- gen Nobile durchgeholfen haben, und daß er Jhr Freund iſt. Sie erinnern ſich, daß zwey Masken mit Jhnen ſprachen, als einer von den Englaͤndern Sie bey Jhrem Namen zu Huͤlfe
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durften ſie ſich nicht wagen, weil man dort
gewiß ſchon auf ſie wartete. Jch gab ihnen
alles, was ich an baarem Gelde hatte. Sie
verſprachen mir mein Darlehn gleich wieder
auszahlen zu laſſen, denn auf ihr zuruͤckge-
laßnes Vermoͤgen in Venedig war nicht mehr
zu rechnen. Sie gingen fort, und kamen
gluͤcklich nach Rom. Jch hatte alles ſo ſchnell
und vorſichtig getrieben, daß es ſelbſt vor
meinem Bedienten ein Geheimniß geblieben
war.
Jch hatte mir eine Erkaͤltung zugezogen,
und mußte einige Tage zu Hauſe bleiben. Als
ich zum erſten Mal den Abend wieder in Geſell-
ſchaft ging, kam mir die Dame vom Hauſe,
die meine Freundin war, entgegen, und fuͤhrte
mich, ſo bald ſie unbemerkt war, in ein Kabi-
nett. Seyn Sie auf Jhrer Hut, ſagte ſie,
es iſt bekannt, daß Sie dem Moͤrder des jun-
gen Nobile durchgeholfen haben, und daß er
Jhr Freund iſt. Sie erinnern ſich, daß zwey
Masken mit Jhnen ſprachen, als einer von den
Englaͤndern Sie bey Jhrem Namen zu Huͤlfe
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/168>, abgerufen am 09.11.2024.
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