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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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schwungen und nach der Gegend hingespornt,
von wo er die Stimme vernahm; er kam
auf einen kleinen runden dicht umschloßnen
Platz im dicksten Theil des Waldes; hier
sprengte ihm hastig ein reichgekleideter Jo-
ckey entgegen, der ein gesatteltes Hand-
pferd führte. Retten Sie meinen gnädigen
Herrn! rief der Knabe. Unser Reisender
sah nach der Gegend hin, wo der Knabe
mit ängstlicher Gebehrde hinzeigte, und er-
blickte einen ältlichen Mann, der eben im
Begriff war, ein wildes Schwein abzufan-
gen; er fah eben, wie der Mann noch einen
Schritt zurücktrat, um sich mit dem Rücken
an einen Baum lehnen zu können, sah ihn
an eine Baumwurzel stoßen, rücklings nie-
derfallen, und in der größten Gefahr, von
der gereizten Sau zerfleischt zu werden. Jm
Moment sprang er vom Pferde und feuerte
sein Pistol auf das Thier, wodurch er, oh-
ne es zu treffen, seine ganze Wuth auf |sich
zog: das war seine Absicht. Das erboßte
Thier kehrte um und rannte auf ihn los, er

ſchwungen und nach der Gegend hingeſpornt,
von wo er die Stimme vernahm; er kam
auf einen kleinen runden dicht umſchloßnen
Platz im dickſten Theil des Waldes; hier
ſprengte ihm haſtig ein reichgekleideter Jo-
ckey entgegen, der ein geſatteltes Hand-
pferd fuͤhrte. Retten Sie meinen gnaͤdigen
Herrn! rief der Knabe. Unſer Reiſender
ſah nach der Gegend hin, wo der Knabe
mit aͤngſtlicher Gebehrde hinzeigte, und er-
blickte einen aͤltlichen Mann, der eben im
Begriff war, ein wildes Schwein abzufan-
gen; er fah eben, wie der Mann noch einen
Schritt zuruͤcktrat, um ſich mit dem Ruͤcken
an einen Baum lehnen zu koͤnnen, ſah ihn
an eine Baumwurzel ſtoßen, ruͤcklings nie-
derfallen, und in der groͤßten Gefahr, von
der gereizten Sau zerfleiſcht zu werden. Jm
Moment ſprang er vom Pferde und feuerte
ſein Piſtol auf das Thier, wodurch er, oh-
ne es zu treffen, ſeine ganze Wuth auf |ſich
zog: das war ſeine Abſicht. Das erboßte
Thier kehrte um und rannte auf ihn los, er

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[9/0017] ſchwungen und nach der Gegend hingeſpornt, von wo er die Stimme vernahm; er kam auf einen kleinen runden dicht umſchloßnen Platz im dickſten Theil des Waldes; hier ſprengte ihm haſtig ein reichgekleideter Jo- ckey entgegen, der ein geſatteltes Hand- pferd fuͤhrte. Retten Sie meinen gnaͤdigen Herrn! rief der Knabe. Unſer Reiſender ſah nach der Gegend hin, wo der Knabe mit aͤngſtlicher Gebehrde hinzeigte, und er- blickte einen aͤltlichen Mann, der eben im Begriff war, ein wildes Schwein abzufan- gen; er fah eben, wie der Mann noch einen Schritt zuruͤcktrat, um ſich mit dem Ruͤcken an einen Baum lehnen zu koͤnnen, ſah ihn an eine Baumwurzel ſtoßen, ruͤcklings nie- derfallen, und in der groͤßten Gefahr, von der gereizten Sau zerfleiſcht zu werden. Jm Moment ſprang er vom Pferde und feuerte ſein Piſtol auf das Thier, wodurch er, oh- ne es zu treffen, ſeine ganze Wuth auf |ſich zog: das war ſeine Abſicht. Das erboßte Thier kehrte um und rannte auf ihn los, er

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/17>, abgerufen am 21.11.2024.