kohlen machten mich traurig und schwermü- thig. Und ihre Freiheit, die mir so oft ge- priesene? ... Jch war bey einer Debatte im Unterhause zugegen ... und nun war ich be- stimmt entschlossen, und es bleibt unwiderruf- lich dabey, ich gehe zur republikanischen Ar- mee nach Amerika. Es muß jenen Menschen gelingen, sich frey zu machen, da sie nicht von falschem Schimmer geblendet sind, den man ihnen anstatt des ächten Goldes aufdringen will. Meine Kraft und meine Thätigkeit sey ihnen geweiht. Bey diesem Gedanken erwach- ten Muth und Freudigkeit wieder in mir, für die Amerikanische Freiheit fechten, dünkte mir ein würdiger Endzweck.
Jch fetzte einen Tag fest, an dem ich wieder nach Frankreich wollte. Den Tag vor- her hatten meine Londoner Herren ein Pfer- derennen, zu dem sie mich mit zogen; ich folgte mit einigen andern den Rennern, mein Pferd stürzte, ich ward heftig herunter geschleudert; ohne es zu achten, stieg ich wieder auf, fühlte mich aber, nach einer kurzen Anstrengung ih-
kohlen machten mich traurig und ſchwermuͤ- thig. Und ihre Freiheit, die mir ſo oft ge- prieſene? … Jch war bey einer Debatte im Unterhauſe zugegen … und nun war ich be- ſtimmt entſchloſſen, und es bleibt unwiderruf- lich dabey, ich gehe zur republikaniſchen Ar- mee nach Amerika. Es muß jenen Menſchen gelingen, ſich frey zu machen, da ſie nicht von falſchem Schimmer geblendet ſind, den man ihnen anſtatt des aͤchten Goldes aufdringen will. Meine Kraft und meine Thaͤtigkeit ſey ihnen geweiht. Bey dieſem Gedanken erwach- ten Muth und Freudigkeit wieder in mir, fuͤr die Amerikaniſche Freiheit fechten, duͤnkte mir ein wuͤrdiger Endzweck.
Jch fetzte einen Tag feſt, an dem ich wieder nach Frankreich wollte. Den Tag vor- her hatten meine Londoner Herren ein Pfer- derennen, zu dem ſie mich mit zogen; ich folgte mit einigen andern den Rennern, mein Pferd ſtuͤrzte, ich ward heftig herunter geſchleudert; ohne es zu achten, ſtieg ich wieder auf, fuͤhlte mich aber, nach einer kurzen Anſtrengung ih-
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kohlen machten mich traurig und ſchwermuͤ-
thig. Und ihre Freiheit, die mir ſo oft ge-
prieſene? … Jch war bey einer Debatte im
Unterhauſe zugegen … und nun war ich be-
ſtimmt entſchloſſen, und es bleibt unwiderruf-
lich dabey, ich gehe zur republikaniſchen Ar-
mee nach Amerika. Es muß jenen Menſchen
gelingen, ſich frey zu machen, da ſie nicht von
falſchem Schimmer geblendet ſind, den man
ihnen anſtatt des aͤchten Goldes aufdringen
will. Meine Kraft und meine Thaͤtigkeit ſey
ihnen geweiht. Bey dieſem Gedanken erwach-
ten Muth und Freudigkeit wieder in mir, fuͤr
die Amerikaniſche Freiheit fechten, duͤnkte mir
ein wuͤrdiger Endzweck.
Jch fetzte einen Tag feſt, an dem ich
wieder nach Frankreich wollte. Den Tag vor-
her hatten meine Londoner Herren ein Pfer-
derennen, zu dem ſie mich mit zogen; ich folgte
mit einigen andern den Rennern, mein Pferd
ſtuͤrzte, ich ward heftig herunter geſchleudert;
ohne es zu achten, ſtieg ich wieder auf, fuͤhlte
mich aber, nach einer kurzen Anſtrengung ih-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/194>, abgerufen am 06.10.2024.
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