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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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höchsten Glanze der Nichtigkeit aller mensch-
lichen Pracht erinnern möge. Denn, setzte
er hinzu, wahrscheinlich wird diese Bege-
benheit doch die anstrengendste und abentheuer-
lichste seyn, die sie in ihrem ganzen künftigen
Leben erfahren werden. --

Jn den Blicken der beyden Liebenden leuch-
tete die innigste Zärtlichkeit hervor. -- Darf
er so kühn unser künftiges Leben verspotten?
schien Juliane mit ihrem beseelten Blick zu
fragen; und in Eduards Augen las sie die Ver-
sicherung der ewigen Liebe, des unvergängli-
chen Glücks. Er hatte seinen Arm um sie ge-
schlungen, sie lehnte das holde Gesicht an seine
Schultern; die Seligkeit der Liebe hielt ihre
Lippen verschlossen, sie sprachen nicht, und
sagten sich doch alles.

Florentin war hinausgegangen und hatte
sich an die Hausthüre gelehnt. Er hörte auf
die Wogen des Bachs, der sich reissend fort-
wälzte, und sprudelnd und schäumend über die
Räder der Mühle hinstürzte; auf das Brausen
des Windes im Walde, und das friedliche

hoͤchſten Glanze der Nichtigkeit aller menſch-
lichen Pracht erinnern moͤge. Denn, ſetzte
er hinzu, wahrſcheinlich wird dieſe Bege-
benheit doch die anſtrengendſte und abentheuer-
lichſte ſeyn, die ſie in ihrem ganzen kuͤnftigen
Leben erfahren werden. —

Jn den Blicken der beyden Liebenden leuch-
tete die innigſte Zaͤrtlichkeit hervor. — Darf
er ſo kuͤhn unſer kuͤnftiges Leben verſpotten?
ſchien Juliane mit ihrem beſeelten Blick zu
fragen; und in Eduards Augen las ſie die Ver-
ſicherung der ewigen Liebe, des unvergaͤngli-
chen Gluͤcks. Er hatte ſeinen Arm um ſie ge-
ſchlungen, ſie lehnte das holde Geſicht an ſeine
Schultern; die Seligkeit der Liebe hielt ihre
Lippen verſchloſſen, ſie ſprachen nicht, und
ſagten ſich doch alles.

Florentin war hinausgegangen und hatte
ſich an die Hausthuͤre gelehnt. Er hoͤrte auf
die Wogen des Bachs, der ſich reiſſend fort-
waͤlzte, und ſprudelnd und ſchaͤumend uͤber die
Raͤder der Muͤhle hinſtuͤrzte; auf das Brauſen
des Windes im Walde, und das friedliche

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[217/0225] hoͤchſten Glanze der Nichtigkeit aller menſch- lichen Pracht erinnern moͤge. Denn, ſetzte er hinzu, wahrſcheinlich wird dieſe Bege- benheit doch die anſtrengendſte und abentheuer- lichſte ſeyn, die ſie in ihrem ganzen kuͤnftigen Leben erfahren werden. — Jn den Blicken der beyden Liebenden leuch- tete die innigſte Zaͤrtlichkeit hervor. — Darf er ſo kuͤhn unſer kuͤnftiges Leben verſpotten? ſchien Juliane mit ihrem beſeelten Blick zu fragen; und in Eduards Augen las ſie die Ver- ſicherung der ewigen Liebe, des unvergaͤngli- chen Gluͤcks. Er hatte ſeinen Arm um ſie ge- ſchlungen, ſie lehnte das holde Geſicht an ſeine Schultern; die Seligkeit der Liebe hielt ihre Lippen verſchloſſen, ſie ſprachen nicht, und ſagten ſich doch alles. Florentin war hinausgegangen und hatte ſich an die Hausthuͤre gelehnt. Er hoͤrte auf die Wogen des Bachs, der ſich reiſſend fort- waͤlzte, und ſprudelnd und ſchaͤumend uͤber die Raͤder der Muͤhle hinſtuͤrzte; auf das Brauſen des Windes im Walde, und das friedliche

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/225>, abgerufen am 21.11.2024.