tin ein, und es dauert lange, bis er weiß, was er will! -- es ist auch beynahe alles ei- nerley, und alles Thun ist das rechte. Nur daß man etwas thue! -- Ja wohl! und dar- um will ich eilen. Jch will fort! Vielleicht habe ich schon zu lange verweilt. --
Eduard antwortete nicht, Florentin hörte ihn seufzen. Was ist dir, Eduard? fragte er ihn mit herzlicher Liebe, du hast Schmerz, warum verhehlst du ihn mir? -- Nein, ich will ihn dir nicht verhehlen, rief Eduard aus. Sieh, Florentin! eine Seele, wie die deinige, einen Freund, wie du bist, suchte ich, seitdem Freundschaft mir ein Bedürfniß ist, und das ist sie, seit ich mich meiner selbst bewußt bin. Unverhofft fand ich dich; ich vermuthete gleich in den ersten Stunden, du seyst der, den ich suchte, und diese Vermuthung fand ich in der Erzählung deiner Schicksale mehr als einmal bestätigt. Und nun soll ich dich, kaum gefun- den, wieder verlieren! Halte es nicht eines Mannes unwürdig, wenn ich dir mein Leid darüber gestehe. Jch kann dich nicht wieder
Florentin I. 15
tin ein, und es dauert lange, bis er weiß, was er will! — es iſt auch beynahe alles ei- nerley, und alles Thun iſt das rechte. Nur daß man etwas thue! — Ja wohl! und dar- um will ich eilen. Jch will fort! Vielleicht habe ich ſchon zu lange verweilt. —
Eduard antwortete nicht, Florentin hoͤrte ihn ſeufzen. Was iſt dir, Eduard? fragte er ihn mit herzlicher Liebe, du haſt Schmerz, warum verhehlſt du ihn mir? — Nein, ich will ihn dir nicht verhehlen, rief Eduard aus. Sieh, Florentin! eine Seele, wie die deinige, einen Freund, wie du biſt, ſuchte ich, ſeitdem Freundſchaft mir ein Beduͤrfniß iſt, und das iſt ſie, ſeit ich mich meiner ſelbſt bewußt bin. Unverhofft fand ich dich; ich vermuthete gleich in den erſten Stunden, du ſeyſt der, den ich ſuchte, und dieſe Vermuthung fand ich in der Erzaͤhlung deiner Schickſale mehr als einmal beſtaͤtigt. Und nun ſoll ich dich, kaum gefun- den, wieder verlieren! Halte es nicht eines Mannes unwuͤrdig, wenn ich dir mein Leid daruͤber geſtehe. Jch kann dich nicht wieder
Florentin I. 15
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tin ein, und es dauert lange, bis er weiß,
was er will! — es iſt auch beynahe alles ei-
nerley, und alles Thun iſt das rechte. Nur
daß man etwas thue! — Ja wohl! und dar-
um will ich eilen. Jch will fort! Vielleicht
habe ich ſchon zu lange verweilt. —
Eduard antwortete nicht, Florentin hoͤrte
ihn ſeufzen. Was iſt dir, Eduard? fragte er
ihn mit herzlicher Liebe, du haſt Schmerz,
warum verhehlſt du ihn mir? — Nein, ich
will ihn dir nicht verhehlen, rief Eduard aus.
Sieh, Florentin! eine Seele, wie die deinige,
einen Freund, wie du biſt, ſuchte ich, ſeitdem
Freundſchaft mir ein Beduͤrfniß iſt, und das
iſt ſie, ſeit ich mich meiner ſelbſt bewußt bin.
Unverhofft fand ich dich; ich vermuthete gleich
in den erſten Stunden, du ſeyſt der, den ich
ſuchte, und dieſe Vermuthung fand ich in der
Erzaͤhlung deiner Schickſale mehr als einmal
beſtaͤtigt. Und nun ſoll ich dich, kaum gefun-
den, wieder verlieren! Halte es nicht eines
Mannes unwuͤrdig, wenn ich dir mein Leid
daruͤber geſtehe. Jch kann dich nicht wieder
Florentin I. 15
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/233>, abgerufen am 24.11.2024.
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