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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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macht hatten, erzählte sie ihr: sie hätte so eben
einen Vorsatz ausgeführt, den sie schon seit
länger als einem Jahre in ihrem Herzen gehegt,
habe, zu dessen wirklicher Ausführung sie noch
niemals Kräfte genug in ihrer Seele gefühlt
hätte; aber heute Nacht hätte sie diese in ihrem
heißem Gebete zur heiligen Jungfrau errungen.
Sie hätte es glücklich vollbracht, doch sich so ange-
strengt, daß sie gleich darauf ihre Besinnung
verlohren habe. Dieselbe, an deren Altar sie
die augenblickliche Kraft wie einen Strahl vom
Himmel in ihrer Seele empfangen, möge es
ihr vergeben, daß gleich darauf ihren Körper
diese Schwäche befallen, und daß sie auch jetzt
noch sich der Thränen nicht enthalten könne. --
Meine Tante erwartete mit ungeduldiger Un-
ruhe das Ende dieser Vorrede und das, wo-
hin sie führen sollte. Endlich sammelte sich
ihre Freundin und erzählte ihr: sie habe das
Gelübde abgelegt, und würde es unverbrüchlich
halten, sich freywillig von ihrem geliebten Ge-
mahl zu trennen, wenn sie länger als das näch-
ste Jahr ohne Kinder bliebe; ihr Gemahl soll-

macht hatten, erzaͤhlte ſie ihr: ſie haͤtte ſo eben
einen Vorſatz ausgefuͤhrt, den ſie ſchon ſeit
laͤnger als einem Jahre in ihrem Herzen gehegt,
habe, zu deſſen wirklicher Ausfuͤhrung ſie noch
niemals Kraͤfte genug in ihrer Seele gefuͤhlt
haͤtte; aber heute Nacht haͤtte ſie dieſe in ihrem
heißem Gebete zur heiligen Jungfrau errungen.
Sie haͤtte es gluͤcklich vollbracht, doch ſich ſo ange-
ſtrengt, daß ſie gleich darauf ihre Beſinnung
verlohren habe. Dieſelbe, an deren Altar ſie
die augenblickliche Kraft wie einen Strahl vom
Himmel in ihrer Seele empfangen, moͤge es
ihr vergeben, daß gleich darauf ihren Koͤrper
dieſe Schwaͤche befallen, und daß ſie auch jetzt
noch ſich der Thraͤnen nicht enthalten koͤnne. —
Meine Tante erwartete mit ungeduldiger Un-
ruhe das Ende dieſer Vorrede und das, wo-
hin ſie fuͤhren ſollte. Endlich ſammelte ſich
ihre Freundin und erzaͤhlte ihr: ſie habe das
Geluͤbde abgelegt, und wuͤrde es unverbruͤchlich
halten, ſich freywillig von ihrem geliebten Ge-
mahl zu trennen, wenn ſie laͤnger als das naͤch-
ſte Jahr ohne Kinder bliebe; ihr Gemahl ſoll-

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[239/0247] macht hatten, erzaͤhlte ſie ihr: ſie haͤtte ſo eben einen Vorſatz ausgefuͤhrt, den ſie ſchon ſeit laͤnger als einem Jahre in ihrem Herzen gehegt, habe, zu deſſen wirklicher Ausfuͤhrung ſie noch niemals Kraͤfte genug in ihrer Seele gefuͤhlt haͤtte; aber heute Nacht haͤtte ſie dieſe in ihrem heißem Gebete zur heiligen Jungfrau errungen. Sie haͤtte es gluͤcklich vollbracht, doch ſich ſo ange- ſtrengt, daß ſie gleich darauf ihre Beſinnung verlohren habe. Dieſelbe, an deren Altar ſie die augenblickliche Kraft wie einen Strahl vom Himmel in ihrer Seele empfangen, moͤge es ihr vergeben, daß gleich darauf ihren Koͤrper dieſe Schwaͤche befallen, und daß ſie auch jetzt noch ſich der Thraͤnen nicht enthalten koͤnne. — Meine Tante erwartete mit ungeduldiger Un- ruhe das Ende dieſer Vorrede und das, wo- hin ſie fuͤhren ſollte. Endlich ſammelte ſich ihre Freundin und erzaͤhlte ihr: ſie habe das Geluͤbde abgelegt, und wuͤrde es unverbruͤchlich halten, ſich freywillig von ihrem geliebten Ge- mahl zu trennen, wenn ſie laͤnger als das naͤch- ſte Jahr ohne Kinder bliebe; ihr Gemahl ſoll-

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/247>, abgerufen am 21.11.2024.