Hand, die er küßte. Während dem war auch Juliane wieder näher gekommen, die sich nach der ersten Begrüßung einige Schritte mit Eduard entfernt hatte, der ihr lebhaft etwas erzählte, und dem sie, so viel Florentin wahr- nehmen konnte, mit Theilnahme zuhörte. Jetzt ging sie auf ihn zu: Unser guter Engel führte Sie auf diesen Weg! flüsterte sie leise und schüch- tern erröthend.
Eben kamen die Kinder aus dem Garten herzu gesprungen, zwey Knaben und ein Mäd- chen; der Lärm, das Getümmel und Schäkern ward allgemein. Die Kleinen umwanden den Vater mit ihren Ketten und zogen ihn mit ih- ren Händchen zur Treppe. Der Alte gab sich dem Muthwillen der Kinder ganz hin, und die andern folgten. Es kamen noch einige Hausgenossen hinzu, und man ging zur Tafel.
Florentin fühlte sich leicht und wohl bey der allgemeinen Heiterkeit und der gutmüthigen Laune, die durch nichts unterbrochen ward. Man begegnete ihm wie einem längst Bekann- ten, wie einem Hausgenossen. Die Unbefan-
Hand, die er kuͤßte. Waͤhrend dem war auch Juliane wieder naͤher gekommen, die ſich nach der erſten Begruͤßung einige Schritte mit Eduard entfernt hatte, der ihr lebhaft etwas erzaͤhlte, und dem ſie, ſo viel Florentin wahr- nehmen konnte, mit Theilnahme zuhoͤrte. Jetzt ging ſie auf ihn zu: Unſer guter Engel fuͤhrte Sie auf dieſen Weg! fluͤſterte ſie leiſe und ſchuͤch- tern erroͤthend.
Eben kamen die Kinder aus dem Garten herzu geſprungen, zwey Knaben und ein Maͤd- chen; der Laͤrm, das Getuͤmmel und Schaͤkern ward allgemein. Die Kleinen umwanden den Vater mit ihren Ketten und zogen ihn mit ih- ren Haͤndchen zur Treppe. Der Alte gab ſich dem Muthwillen der Kinder ganz hin, und die andern folgten. Es kamen noch einige Hausgenoſſen hinzu, und man ging zur Tafel.
Florentin fuͤhlte ſich leicht und wohl bey der allgemeinen Heiterkeit und der gutmuͤthigen Laune, die durch nichts unterbrochen ward. Man begegnete ihm wie einem laͤngſt Bekann- ten, wie einem Hausgenoſſen. Die Unbefan-
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Hand, die er kuͤßte. Waͤhrend dem war auch
Juliane wieder naͤher gekommen, die ſich nach
der erſten Begruͤßung einige Schritte mit
Eduard entfernt hatte, der ihr lebhaft etwas
erzaͤhlte, und dem ſie, ſo viel Florentin wahr-
nehmen konnte, mit Theilnahme zuhoͤrte. Jetzt
ging ſie auf ihn zu: Unſer guter Engel fuͤhrte
Sie auf dieſen Weg! fluͤſterte ſie leiſe und ſchuͤch-
tern erroͤthend.
Eben kamen die Kinder aus dem Garten
herzu geſprungen, zwey Knaben und ein Maͤd-
chen; der Laͤrm, das Getuͤmmel und Schaͤkern
ward allgemein. Die Kleinen umwanden den
Vater mit ihren Ketten und zogen ihn mit ih-
ren Haͤndchen zur Treppe. Der Alte gab ſich
dem Muthwillen der Kinder ganz hin, und
die andern folgten. Es kamen noch einige
Hausgenoſſen hinzu, und man ging zur Tafel.
Florentin fuͤhlte ſich leicht und wohl bey
der allgemeinen Heiterkeit und der gutmuͤthigen
Laune, die durch nichts unterbrochen ward.
Man begegnete ihm wie einem laͤngſt Bekann-
ten, wie einem Hausgenoſſen. Die Unbefan-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/28>, abgerufen am 23.11.2024.
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