nicht, sagte er, was ich Jhnen gesagt; wenn Sie es auch jetzt nicht verstehen, einst wer- den Sie es doch verstehen lernen. -- Jch fühlte eine Thräne über mein Gesicht rollen, als ich ihm die Versicherung gab; seine Worte, seine Stimme, die wie eine scheidende Pro- phezeyhung klang, hatten mich tief bewegt. Er küßte sanft mir die Thräne vom Gesicht; ich konnte es nicht wehren, er war selbst zu sehr gerührt. -- Auch ich werde diesen Au- genblick nicht vergessen, sagte er; so sehe ich Sie niemals wieder. -- Darauf verließ er mich.
Aber Clementina, warum sind Sie nicht bey mir? wo soll ich Muth hernehmen die ernste Stunde zu überstehen? mußten Sie gerade jetzt Jhr Mädchen verlassen?
Jch vergesse alles, wovon ich Jhnen sonst schreiben könnte. Mein Herz ist so voll! von mir selbst voll! muß es, wird es nicht bald besser werden? Leben Sie wohl Cle- mentina, theure geliebte Freundin! Seegnen Sie Jhre Juliane.
nicht, ſagte er, was ich Jhnen geſagt; wenn Sie es auch jetzt nicht verſtehen, einſt wer- den Sie es doch verſtehen lernen. — Jch fuͤhlte eine Thraͤne uͤber mein Geſicht rollen, als ich ihm die Verſicherung gab; ſeine Worte, ſeine Stimme, die wie eine ſcheidende Pro- phezeyhung klang, hatten mich tief bewegt. Er kuͤßte ſanft mir die Thraͤne vom Geſicht; ich konnte es nicht wehren, er war ſelbſt zu ſehr geruͤhrt. — Auch ich werde dieſen Au- genblick nicht vergeſſen, ſagte er; ſo ſehe ich Sie niemals wieder. — Darauf verließ er mich.
Aber Clementina, warum ſind Sie nicht bey mir? wo ſoll ich Muth hernehmen die ernſte Stunde zu uͤberſtehen? mußten Sie gerade jetzt Jhr Maͤdchen verlaſſen?
Jch vergeſſe alles, wovon ich Jhnen ſonſt ſchreiben koͤnnte. Mein Herz iſt ſo voll! von mir ſelbſt voll! muß es, wird es nicht bald beſſer werden? Leben Sie wohl Cle- mentina, theure geliebte Freundin! Seegnen Sie Jhre Juliane.
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nicht, ſagte er, was ich Jhnen geſagt; wenn
Sie es auch jetzt nicht verſtehen, einſt wer-
den Sie es doch verſtehen lernen. — Jch
fuͤhlte eine Thraͤne uͤber mein Geſicht rollen,
als ich ihm die Verſicherung gab; ſeine Worte,
ſeine Stimme, die wie eine ſcheidende Pro-
phezeyhung klang, hatten mich tief bewegt.
Er kuͤßte ſanft mir die Thraͤne vom Geſicht;
ich konnte es nicht wehren, er war ſelbſt zu
ſehr geruͤhrt. — Auch ich werde dieſen Au-
genblick nicht vergeſſen, ſagte er; ſo ſehe ich
Sie niemals wieder. — Darauf verließ
er mich.
Aber Clementina, warum ſind Sie nicht
bey mir? wo ſoll ich Muth hernehmen die
ernſte Stunde zu uͤberſtehen? mußten Sie
gerade jetzt Jhr Maͤdchen verlaſſen?
Jch vergeſſe alles, wovon ich Jhnen
ſonſt ſchreiben koͤnnte. Mein Herz iſt ſo voll!
von mir ſelbſt voll! muß es, wird es nicht
bald beſſer werden? Leben Sie wohl Cle-
mentina, theure geliebte Freundin! Seegnen
Sie Jhre Juliane.
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/292>, abgerufen am 24.11.2024.
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