endlich mit der Frage heraus: Wie es kom- me, daß Clementine, die ihm als der Schutz- geist der Angehörigen sey bekannt gemacht worden, daß diese die Verbindung zwischen Walter und Betty wünschen, ja nur zuge- ben könne? Wie! leuchtet es ihr nicht in die Augen, sagte er, daß Betty mit diesem Menschen höchst unglücklich werden, oder ganz zu Grunde gehen muß? wie ist es so Schade um diese liebenswürdige Natur! -- Ja wohl Schade! rief der andre, mit einem halbunterdrückten Seufzer. Jch kenne Betty seit ihrem zwölften Jahre, ich liebe sie, seit ich sie kenne. Das sanft ernsthafte Gesicht des Mannes erröthete etwas bey die- sen Worten. -- Betty hat einen würdigen Freund, wie ich sehe, sagte Florentin nach einem kleinen Schweigen; wie kann es zu- gehen, daß sie einem schrecklichen Schicksal sichtbar entgegen gehen darf? -- Bettys unglückliche Neigung -- Wär es möglich? Was kann dieses liebenswürdige Kind, im Schooß der Liebe mit aller Sorgfalt ausge-
endlich mit der Frage heraus: Wie es kom- me, daß Clementine, die ihm als der Schutz- geiſt der Angehoͤrigen ſey bekannt gemacht worden, daß dieſe die Verbindung zwiſchen Walter und Betty wuͤnſchen, ja nur zuge- ben koͤnne? Wie! leuchtet es ihr nicht in die Augen, ſagte er, daß Betty mit dieſem Menſchen hoͤchſt ungluͤcklich werden, oder ganz zu Grunde gehen muß? wie iſt es ſo Schade um dieſe liebenswuͤrdige Natur! — Ja wohl Schade! rief der andre, mit einem halbunterdruͤckten Seufzer. Jch kenne Betty ſeit ihrem zwoͤlften Jahre, ich liebe ſie, ſeit ich ſie kenne. Das ſanft ernſthafte Geſicht des Mannes erroͤthete etwas bey die- ſen Worten. — Betty hat einen wuͤrdigen Freund, wie ich ſehe, ſagte Florentin nach einem kleinen Schweigen; wie kann es zu- gehen, daß ſie einem ſchrecklichen Schickſal ſichtbar entgegen gehen darf? — Bettys ungluͤckliche Neigung — Waͤr es moͤglich? Was kann dieſes liebenswuͤrdige Kind, im Schooß der Liebe mit aller Sorgfalt ausge-
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endlich mit der Frage heraus: Wie es kom-
me, daß Clementine, die ihm als der Schutz-
geiſt der Angehoͤrigen ſey bekannt gemacht
worden, daß dieſe die Verbindung zwiſchen
Walter und Betty wuͤnſchen, ja nur zuge-
ben koͤnne? Wie! leuchtet es ihr nicht in
die Augen, ſagte er, daß Betty mit dieſem
Menſchen hoͤchſt ungluͤcklich werden, oder
ganz zu Grunde gehen muß? wie iſt es
ſo Schade um dieſe liebenswuͤrdige Natur!
— Ja wohl Schade! rief der andre, mit
einem halbunterdruͤckten Seufzer. Jch kenne
Betty ſeit ihrem zwoͤlften Jahre, ich liebe
ſie, ſeit ich ſie kenne. Das ſanft ernſthafte
Geſicht des Mannes erroͤthete etwas bey die-
ſen Worten. — Betty hat einen wuͤrdigen
Freund, wie ich ſehe, ſagte Florentin nach
einem kleinen Schweigen; wie kann es zu-
gehen, daß ſie einem ſchrecklichen Schickſal
ſichtbar entgegen gehen darf? — Bettys
ungluͤckliche Neigung — Waͤr es moͤglich?
Was kann dieſes liebenswuͤrdige Kind, im
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/337>, abgerufen am 22.11.2024.
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