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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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tzen. -- Ei, Sie sagen das einem Arzt! --
Ja wohl; eben darum denke ich, können die
Frauen vortreffliche Wärterinnen und Verpflege-
rinnen, weniger aber Arzt seyn. Dieser muß
auch die härtesten Mittel nicht scheuen, um das
Uebel zu verderben; jene würden aus Mitgefühl
des äußern Leidens nichts entscheidendes thun
können. -- Darin liegt etwas wahres. Doch
sind fromme Stiftungen von unglücklichen Män-
nern errichtet worden. -- Jmmer werden diese
doch mehr das Gepräge des wilden, herben
Schmerzens tragen, werden eigentlich mehr für
Büßende als für Leidende taugen. Erinnern
Sie sich des Mannes, der den strengsten aller
Orden gestiftet! Auf dem Gipfel der Hoffnung
seiner glühenden Liebe von einem vernichtenden
Schlage getroffen, indem er die Geliebte todt
unter den Händen der Wundärzte antraf, die
ihren von einer entsetzlichen Krankheit entstellten
Körper öffneten, als er eben von einer Reise zu-
rückkommend, sich durch eine geheime Thür mit
Vorsicht und Ungeduld einfchlich, um sie mit
seiner unerwarteten Erscheinung freudig zu über-

tzen. — Ei, Sie ſagen das einem Arzt! —
Ja wohl; eben darum denke ich, koͤnnen die
Frauen vortreffliche Waͤrterinnen und Verpflege-
rinnen, weniger aber Arzt ſeyn. Dieſer muß
auch die haͤrteſten Mittel nicht ſcheuen, um das
Uebel zu verderben; jene wuͤrden aus Mitgefuͤhl
des aͤußern Leidens nichts entſcheidendes thun
koͤnnen. — Darin liegt etwas wahres. Doch
ſind fromme Stiftungen von ungluͤcklichen Maͤn-
nern errichtet worden. — Jmmer werden dieſe
doch mehr das Gepraͤge des wilden, herben
Schmerzens tragen, werden eigentlich mehr fuͤr
Buͤßende als fuͤr Leidende taugen. Erinnern
Sie ſich des Mannes, der den ſtrengſten aller
Orden geſtiftet! Auf dem Gipfel der Hoffnung
ſeiner gluͤhenden Liebe von einem vernichtenden
Schlage getroffen, indem er die Geliebte todt
unter den Haͤnden der Wundaͤrzte antraf, die
ihren von einer entſetzlichen Krankheit entſtellten
Koͤrper oͤffneten, als er eben von einer Reiſe zu-
ruͤckkommend, ſich durch eine geheime Thuͤr mit
Vorſicht und Ungeduld einfchlich, um ſie mit
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[342/0350] tzen. — Ei, Sie ſagen das einem Arzt! — Ja wohl; eben darum denke ich, koͤnnen die Frauen vortreffliche Waͤrterinnen und Verpflege- rinnen, weniger aber Arzt ſeyn. Dieſer muß auch die haͤrteſten Mittel nicht ſcheuen, um das Uebel zu verderben; jene wuͤrden aus Mitgefuͤhl des aͤußern Leidens nichts entſcheidendes thun koͤnnen. — Darin liegt etwas wahres. Doch ſind fromme Stiftungen von ungluͤcklichen Maͤn- nern errichtet worden. — Jmmer werden dieſe doch mehr das Gepraͤge des wilden, herben Schmerzens tragen, werden eigentlich mehr fuͤr Buͤßende als fuͤr Leidende taugen. Erinnern Sie ſich des Mannes, der den ſtrengſten aller Orden geſtiftet! Auf dem Gipfel der Hoffnung ſeiner gluͤhenden Liebe von einem vernichtenden Schlage getroffen, indem er die Geliebte todt unter den Haͤnden der Wundaͤrzte antraf, die ihren von einer entſetzlichen Krankheit entſtellten Koͤrper oͤffneten, als er eben von einer Reiſe zu- ruͤckkommend, ſich durch eine geheime Thuͤr mit Vorſicht und Ungeduld einfchlich, um ſie mit ſeiner unerwarteten Erſcheinung freudig zu uͤber-

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/350>, abgerufen am 22.11.2024.