mein Schüler in der Oekonomie werden, Flo- rentin? dann setze ich mich zur Ruhe und über- gebe Jhnen das Hauswesen. -- "Es soll ja den Frauen angehören." -- Nun gut, so wäh- len Sie unter den Töchtern des Landes und le- ben hier in Frieden. -- "Das Recht zu bey- dem werde ich erst mühevoll erringen müssen, Gräfin Eleonore, jetzt suche ich die Ferne und den Krieg." -- Bravo! rief der Graf; auch bekömmt die Ruhe nicht eher, bis man ihrer bedarf. -- Eduard schien hier in einiger Ver- legenheit, Juliane blickte liebevoll zu ihm hin. Das Gespräch nahm eine andere Wendung, und man ging in einen Gartensaal, wo sich bald alles wieder versammelte, was sich von der Gesellschaft nach der Tafel zerstreut hatte.
Juliane setzte sich zum Fortepiano, Eduard und einige andre griffen nach andern Jnstru- menten: ein recht gut besetztes Konzert war bald zu Stande gebracht. Juliane spielte vor- trefflich, und Eduard war Meister auf dem Violoncell. Eleonore fragte Florentin, ob er nicht musikalisch sey? -- Jch liebe die Mu-
mein Schuͤler in der Oekonomie werden, Flo- rentin? dann ſetze ich mich zur Ruhe und uͤber- gebe Jhnen das Hausweſen. — „Es ſoll ja den Frauen angehoͤren.‟ — Nun gut, ſo waͤh- len Sie unter den Toͤchtern des Landes und le- ben hier in Frieden. — „Das Recht zu bey- dem werde ich erſt muͤhevoll erringen muͤſſen, Graͤfin Eleonore, jetzt ſuche ich die Ferne und den Krieg.‟ — Bravo! rief der Graf; auch bekoͤmmt die Ruhe nicht eher, bis man ihrer bedarf. — Eduard ſchien hier in einiger Ver- legenheit, Juliane blickte liebevoll zu ihm hin. Das Geſpraͤch nahm eine andere Wendung, und man ging in einen Gartenſaal, wo ſich bald alles wieder verſammelte, was ſich von der Geſellſchaft nach der Tafel zerſtreut hatte.
Juliane ſetzte ſich zum Fortepiano, Eduard und einige andre griffen nach andern Jnſtru- menten: ein recht gut beſetztes Konzert war bald zu Stande gebracht. Juliane ſpielte vor- trefflich, und Eduard war Meiſter auf dem Violoncell. Eleonore fragte Florentin, ob er nicht muſikaliſch ſey? — Jch liebe die Mu-
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mein Schuͤler in der Oekonomie werden, Flo-
rentin? dann ſetze ich mich zur Ruhe und uͤber-
gebe Jhnen das Hausweſen. — „Es ſoll ja
den Frauen angehoͤren.‟ — Nun gut, ſo waͤh-
len Sie unter den Toͤchtern des Landes und le-
ben hier in Frieden. — „Das Recht zu bey-
dem werde ich erſt muͤhevoll erringen muͤſſen,
Graͤfin Eleonore, jetzt ſuche ich die Ferne und
den Krieg.‟ — Bravo! rief der Graf; auch
bekoͤmmt die Ruhe nicht eher, bis man ihrer
bedarf. — Eduard ſchien hier in einiger Ver-
legenheit, Juliane blickte liebevoll zu ihm hin.
Das Geſpraͤch nahm eine andere Wendung,
und man ging in einen Gartenſaal, wo ſich
bald alles wieder verſammelte, was ſich von
der Geſellſchaft nach der Tafel zerſtreut hatte.
Juliane ſetzte ſich zum Fortepiano, Eduard
und einige andre griffen nach andern Jnſtru-
menten: ein recht gut beſetztes Konzert war
bald zu Stande gebracht. Juliane ſpielte vor-
trefflich, und Eduard war Meiſter auf dem
Violoncell. Eleonore fragte Florentin, ob er
nicht muſikaliſch ſey? — Jch liebe die Mu-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/36>, abgerufen am 21.11.2024.
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