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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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und auch das Sprechen untersagt ist, so hat sie
mir aufgetragen, sie bey Jhnen zu entschuldi-
gen, daß sie nicht zur Gesellschaft herunter
kömmt; sie ist heute nicht im Stande, Sie zu
sehen, sie hofft, Sie würden noch einige Tage
länger hier verweilen. -- Hier kamen Betty,
der Rittmeister und noch einige andre zu ihnen.
Der Doktor entfernte sich, die Gräfin hatte ihn
zu sprechen verlangt.

Dem Rittmeister schien sein Versprechen,
sich gesitteter gegen Florentin zu betragen, ent-
weder zu reuen, oder unmöglich zu halten, er
war widerwärtiger als jemals gegen ihn. Wäh-
rend Betty zu erwarten schien, daß es zwischen
ihnen zu einem Gespräch kommen sollte, fing
der Rittmeister an in seiner gewöhnlichen Ma-
nier Florentin um seine Uniform zu befragen;
dieser antwortete kurz ab, mit sichtbarer Ver-
achtung. Endlich stand Walter auf und ging
mit den andern in eine Ecke des Saals, wo er
auf eine beleidigende Weise bald halb laut mit
ihnen flüsterte, dann überlaut lachte. Die
arme Betty war wie auf Kohlen. -- Jch
kenne Sie heute gar nicht, sagte sie leise zu Flo-

und auch das Sprechen unterſagt iſt, ſo hat ſie
mir aufgetragen, ſie bey Jhnen zu entſchuldi-
gen, daß ſie nicht zur Geſellſchaft herunter
koͤmmt; ſie iſt heute nicht im Stande, Sie zu
ſehen, ſie hofft, Sie wuͤrden noch einige Tage
laͤnger hier verweilen. — Hier kamen Betty,
der Rittmeiſter und noch einige andre zu ihnen.
Der Doktor entfernte ſich, die Graͤfin hatte ihn
zu ſprechen verlangt.

Dem Rittmeiſter ſchien ſein Verſprechen,
ſich geſitteter gegen Florentin zu betragen, ent-
weder zu reuen, oder unmoͤglich zu halten, er
war widerwaͤrtiger als jemals gegen ihn. Waͤh-
rend Betty zu erwarten ſchien, daß es zwiſchen
ihnen zu einem Geſpraͤch kommen ſollte, fing
der Rittmeiſter an in ſeiner gewoͤhnlichen Ma-
nier Florentin um ſeine Uniform zu befragen;
dieſer antwortete kurz ab, mit ſichtbarer Ver-
achtung. Endlich ſtand Walter auf und ging
mit den andern in eine Ecke des Saals, wo er
auf eine beleidigende Weiſe bald halb laut mit
ihnen fluͤſterte, dann uͤberlaut lachte. Die
arme Betty war wie auf Kohlen. — Jch
kenne Sie heute gar nicht, ſagte ſie leiſe zu Flo-

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[377/0385] und auch das Sprechen unterſagt iſt, ſo hat ſie mir aufgetragen, ſie bey Jhnen zu entſchuldi- gen, daß ſie nicht zur Geſellſchaft herunter koͤmmt; ſie iſt heute nicht im Stande, Sie zu ſehen, ſie hofft, Sie wuͤrden noch einige Tage laͤnger hier verweilen. — Hier kamen Betty, der Rittmeiſter und noch einige andre zu ihnen. Der Doktor entfernte ſich, die Graͤfin hatte ihn zu ſprechen verlangt. Dem Rittmeiſter ſchien ſein Verſprechen, ſich geſitteter gegen Florentin zu betragen, ent- weder zu reuen, oder unmoͤglich zu halten, er war widerwaͤrtiger als jemals gegen ihn. Waͤh- rend Betty zu erwarten ſchien, daß es zwiſchen ihnen zu einem Geſpraͤch kommen ſollte, fing der Rittmeiſter an in ſeiner gewoͤhnlichen Ma- nier Florentin um ſeine Uniform zu befragen; dieſer antwortete kurz ab, mit ſichtbarer Ver- achtung. Endlich ſtand Walter auf und ging mit den andern in eine Ecke des Saals, wo er auf eine beleidigende Weiſe bald halb laut mit ihnen fluͤſterte, dann uͤberlaut lachte. Die arme Betty war wie auf Kohlen. — Jch kenne Sie heute gar nicht, ſagte ſie leiſe zu Flo-

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/385>, abgerufen am 25.05.2024.