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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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digte sich nach der Veranlassung. -- Die
Tante, sagte Betty, hat es, so viel ich weiß,
nach ihrer Angabe für sich verfertigen lassen,
das ist aber schon sehr lange her, vielleicht noch
eh ich geboren ward. Es ist ihr heilig,
eine nähere Veranlassung hat sie aber keinem
von uns mitgetheilt. -- Schade nur, rief der
Rittmeister, daß die ganze Stadt von dem hei-
ligen Geheimniß sehr wohl unterrichtet ist. --
Jch weiß nicht, was Sie damit sagen wollen?
sagte Betty schüchtern. -- Wie sollten Sie
das wissen können, Liebe? erwiederte er; es
ist ja auch schon, wie Sie selber bemerkten, eine
sehr alte Geschichte. -- Betty schien aufge-
bracht und verlegen wegen dieser Ausfälle. --
Sie ist gerettet, dachte Florentin, wenn sie erst
zum deutlichen Gefühl, sich seiner zu schämen,
zu bringen ist! -- Er fragte nun absichtlich
nach manchen Dingen, die sie interessiren muß-
ten und ließ sich geduldig vom Rittmeister,
durch boshafte, witzig seyn sollende Anmerkun-
gen, hämische Verdrehungen und unmäßiges
Lachen unterbrechen. Jhm war es recht, je
mehr jener sich selbst herabsetzte. Betty sprang

digte ſich nach der Veranlaſſung. — Die
Tante, ſagte Betty, hat es, ſo viel ich weiß,
nach ihrer Angabe fuͤr ſich verfertigen laſſen,
das iſt aber ſchon ſehr lange her, vielleicht noch
eh ich geboren ward. Es iſt ihr heilig,
eine naͤhere Veranlaſſung hat ſie aber keinem
von uns mitgetheilt. — Schade nur, rief der
Rittmeiſter, daß die ganze Stadt von dem hei-
ligen Geheimniß ſehr wohl unterrichtet iſt. —
Jch weiß nicht, was Sie damit ſagen wollen?
ſagte Betty ſchuͤchtern. — Wie ſollten Sie
das wiſſen koͤnnen, Liebe? erwiederte er; es
iſt ja auch ſchon, wie Sie ſelber bemerkten, eine
ſehr alte Geſchichte. — Betty ſchien aufge-
bracht und verlegen wegen dieſer Ausfaͤlle. —
Sie iſt gerettet, dachte Florentin, wenn ſie erſt
zum deutlichen Gefuͤhl, ſich ſeiner zu ſchaͤmen,
zu bringen iſt! — Er fragte nun abſichtlich
nach manchen Dingen, die ſie intereſſiren muß-
ten und ließ ſich geduldig vom Rittmeiſter,
durch boshafte, witzig ſeyn ſollende Anmerkun-
gen, haͤmiſche Verdrehungen und unmaͤßiges
Lachen unterbrechen. Jhm war es recht, je
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[379/0387] digte ſich nach der Veranlaſſung. — Die Tante, ſagte Betty, hat es, ſo viel ich weiß, nach ihrer Angabe fuͤr ſich verfertigen laſſen, das iſt aber ſchon ſehr lange her, vielleicht noch eh ich geboren ward. Es iſt ihr heilig, eine naͤhere Veranlaſſung hat ſie aber keinem von uns mitgetheilt. — Schade nur, rief der Rittmeiſter, daß die ganze Stadt von dem hei- ligen Geheimniß ſehr wohl unterrichtet iſt. — Jch weiß nicht, was Sie damit ſagen wollen? ſagte Betty ſchuͤchtern. — Wie ſollten Sie das wiſſen koͤnnen, Liebe? erwiederte er; es iſt ja auch ſchon, wie Sie ſelber bemerkten, eine ſehr alte Geſchichte. — Betty ſchien aufge- bracht und verlegen wegen dieſer Ausfaͤlle. — Sie iſt gerettet, dachte Florentin, wenn ſie erſt zum deutlichen Gefuͤhl, ſich ſeiner zu ſchaͤmen, zu bringen iſt! — Er fragte nun abſichtlich nach manchen Dingen, die ſie intereſſiren muß- ten und ließ ſich geduldig vom Rittmeiſter, durch boshafte, witzig ſeyn ſollende Anmerkun- gen, haͤmiſche Verdrehungen und unmaͤßiges Lachen unterbrechen. Jhm war es recht, je mehr jener ſich ſelbſt herabſetzte. Betty ſprang

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/387>, abgerufen am 25.05.2024.