endlich ungeduldig auf, nahm Florentin am Arm, und lief nach den Garten hinaus; die übrigen folgten, Walter mit sichtbarem Grimm.
Es war stiller in dem Garten geworden, nur einzelne Personen wandelten in der Entfer- nung in den hohen Gängen, bis auch diese sich allmählich verloren. Sie stiegen eine Ter- rasse hinauf, die mit hohen Bäumen besetzt war, und dem Hause gegenüber den Garten am Ufer des Sees begrenzten. Jn der Mitte der Terrasse stand ein kleiner runder Tempel auf weißen Marmorsäulen mit Rosen- und Jas- minbüschen umgeben. Von hier hatte man die freye Aussicht über den jenseits liegenden, be- kannten See, mit seinem Kranz von wohlthäti- gen Pflanzungen. Darüber hinaus ging der Blick in weite Ferne, bis dunkel am Horizont das bläuliche Gebirge ihn begränzte. Der Mond stieg eben herauf, und schien eine hoch- rothe verzehrende Flamme durch die fernen Dünste, bis er sich plötzlich völlig hinauf ge- schwungen hatte, und rein und silberhell seine Bahn betrat.
Tief im Herzen ward nun Florentin die
endlich ungeduldig auf, nahm Florentin am Arm, und lief nach den Garten hinaus; die uͤbrigen folgten, Walter mit ſichtbarem Grimm.
Es war ſtiller in dem Garten geworden, nur einzelne Perſonen wandelten in der Entfer- nung in den hohen Gaͤngen, bis auch dieſe ſich allmaͤhlich verloren. Sie ſtiegen eine Ter- raſſe hinauf, die mit hohen Baͤumen beſetzt war, und dem Hauſe gegenuͤber den Garten am Ufer des Sees begrenzten. Jn der Mitte der Terraſſe ſtand ein kleiner runder Tempel auf weißen Marmorſaͤulen mit Roſen- und Jas- minbuͤſchen umgeben. Von hier hatte man die freye Ausſicht uͤber den jenſeits liegenden, be- kannten See, mit ſeinem Kranz von wohlthaͤti- gen Pflanzungen. Daruͤber hinaus ging der Blick in weite Ferne, bis dunkel am Horizont das blaͤuliche Gebirge ihn begraͤnzte. Der Mond ſtieg eben herauf, und ſchien eine hoch- rothe verzehrende Flamme durch die fernen Duͤnſte, bis er ſich ploͤtzlich voͤllig hinauf ge- ſchwungen hatte, und rein und ſilberhell ſeine Bahn betrat.
Tief im Herzen ward nun Florentin die
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endlich ungeduldig auf, nahm Florentin am
Arm, und lief nach den Garten hinaus; die
uͤbrigen folgten, Walter mit ſichtbarem Grimm.
Es war ſtiller in dem Garten geworden,
nur einzelne Perſonen wandelten in der Entfer-
nung in den hohen Gaͤngen, bis auch dieſe
ſich allmaͤhlich verloren. Sie ſtiegen eine Ter-
raſſe hinauf, die mit hohen Baͤumen beſetzt
war, und dem Hauſe gegenuͤber den Garten
am Ufer des Sees begrenzten. Jn der Mitte
der Terraſſe ſtand ein kleiner runder Tempel
auf weißen Marmorſaͤulen mit Roſen- und Jas-
minbuͤſchen umgeben. Von hier hatte man die
freye Ausſicht uͤber den jenſeits liegenden, be-
kannten See, mit ſeinem Kranz von wohlthaͤti-
gen Pflanzungen. Daruͤber hinaus ging der
Blick in weite Ferne, bis dunkel am Horizont
das blaͤuliche Gebirge ihn begraͤnzte. Der
Mond ſtieg eben herauf, und ſchien eine hoch-
rothe verzehrende Flamme durch die fernen
Duͤnſte, bis er ſich ploͤtzlich voͤllig hinauf ge-
ſchwungen hatte, und rein und ſilberhell ſeine
Bahn betrat.
Tief im Herzen ward nun Florentin die
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/388>, abgerufen am 18.05.2024.
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