an dem Tage so zufällig gefunden, und suchte ins klare zu kommen, welchen Eindruck sie auf ihn gemacht hätten. Eduard war ihm in den wenigen Worten, die er ihn hatte sprechen hö- ren, doch lieber geworden; das erkannte er beson- ders daran, weil er nicht mit dem Leichtsinn an Julianen denken konnte, der ihm sonst beym Anblick einer Schönen gewöhnlich war. Die Verhältnisse, in denen eine Frau stand, hielten ihn sonst nicht leicht von Entwürfen ab, wenn er nicht einen Freund dabey zu schonen hatte. -- "Wie ein Frühlingsmorgen erschienst du mir, reizendes Geschöpf, und dein Anblick erfüllte meine Brust mit Ahndung und Freude. Nur Barbaren können gefühllos bleiben bey solcher Schönheit! Eure Verabredungen sollten mich nicht hindern, ... auch nicht der unschul- dige Bräutigam, ... und am Ende? ... Betrüge dich nicht Florentin!" --
Wünsche und Erinnerungen an den schönen Leichtsinn von ehemals erwachten in ihm, und dann erschien ihm wieder die Geliebte seines künftigen Freundes, und alle ihre Verhältnisse
an dem Tage ſo zufaͤllig gefunden, und ſuchte ins klare zu kommen, welchen Eindruck ſie auf ihn gemacht haͤtten. Eduard war ihm in den wenigen Worten, die er ihn hatte ſprechen hoͤ- ren, doch lieber geworden; das erkannte er beſon- ders daran, weil er nicht mit dem Leichtſinn an Julianen denken konnte, der ihm ſonſt beym Anblick einer Schoͤnen gewoͤhnlich war. Die Verhaͤltniſſe, in denen eine Frau ſtand, hielten ihn ſonſt nicht leicht von Entwuͤrfen ab, wenn er nicht einen Freund dabey zu ſchonen hatte. — „Wie ein Fruͤhlingsmorgen erſchienſt du mir, reizendes Geſchoͤpf, und dein Anblick erfuͤllte meine Bruſt mit Ahndung und Freude. Nur Barbaren koͤnnen gefuͤhllos bleiben bey ſolcher Schoͤnheit! Eure Verabredungen ſollten mich nicht hindern, … auch nicht der unſchul- dige Braͤutigam, … und am Ende? … Betruͤge dich nicht Florentin!‟ —
Wuͤnſche und Erinnerungen an den ſchoͤnen Leichtſinn von ehemals erwachten in ihm, und dann erſchien ihm wieder die Geliebte ſeines kuͤnftigen Freundes, und alle ihre Verhaͤltniſſe
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an dem Tage ſo zufaͤllig gefunden, und ſuchte
ins klare zu kommen, welchen Eindruck ſie auf
ihn gemacht haͤtten. Eduard war ihm in den
wenigen Worten, die er ihn hatte ſprechen hoͤ-
ren, doch lieber geworden; das erkannte er beſon-
ders daran, weil er nicht mit dem Leichtſinn an
Julianen denken konnte, der ihm ſonſt beym
Anblick einer Schoͤnen gewoͤhnlich war. Die
Verhaͤltniſſe, in denen eine Frau ſtand, hielten
ihn ſonſt nicht leicht von Entwuͤrfen ab, wenn
er nicht einen Freund dabey zu ſchonen hatte. —
„Wie ein Fruͤhlingsmorgen erſchienſt du mir,
reizendes Geſchoͤpf, und dein Anblick erfuͤllte
meine Bruſt mit Ahndung und Freude. Nur
Barbaren koͤnnen gefuͤhllos bleiben bey ſolcher
Schoͤnheit! Eure Verabredungen ſollten
mich nicht hindern, … auch nicht der unſchul-
dige Braͤutigam, … und am Ende? … Betruͤge
dich nicht Florentin!‟ —
Wuͤnſche und Erinnerungen an den ſchoͤnen
Leichtſinn von ehemals erwachten in ihm, und
dann erſchien ihm wieder die Geliebte ſeines
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/44>, abgerufen am 21.11.2024.
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