nem reich und kostbar ist! -- Weil diese mehr der Gräfin überlassen bleibt; und da sie die Eigenheit des Grafen schont, der gerne, was das Alterthum seiner Familie bezeugt, in der ursprünglichen Gestalt zu erhalten wünscht, auch nichts von der Stelle gerückt, und keiner Sache eine andere Gestalt giebt, die noch als Ueberrest der alten Zeit sich erhalten hat, so läßt sich der Graf mit eben der Gefälligkeit ihre übrigen Einrichtungen gefallen. Sie sehen selbst, wie klug und gewandt sie beydes zu ver- einigen weiß. Sie erhält das Alte mit Ach- tung, und fügt hinzu, was die neuern Erfin- dungen Angenehmes verschaffen.
Die das Jnnere hier nicht zu kennen Gele- genheit haben, finden es sonderbar, und erlau- ben sich manchen Spott über das Gemisch von veraltetem und modernen Geschmack. Auch sieht es befremdend genug aus, wenn an den alten gewirkten Tapeten eine neue Flöten-Uhr, große Spiegel mit schweren künstlichen Verzie- rungen und neue krystallne Kronleuchter, schwer- fällige Sessel und einladende Sopha's friedlich
nem reich und koſtbar iſt! — Weil dieſe mehr der Graͤfin uͤberlaſſen bleibt; und da ſie die Eigenheit des Grafen ſchont, der gerne, was das Alterthum ſeiner Familie bezeugt, in der urſpruͤnglichen Geſtalt zu erhalten wuͤnſcht, auch nichts von der Stelle geruͤckt, und keiner Sache eine andere Geſtalt giebt, die noch als Ueberreſt der alten Zeit ſich erhalten hat, ſo laͤßt ſich der Graf mit eben der Gefaͤlligkeit ihre uͤbrigen Einrichtungen gefallen. Sie ſehen ſelbſt, wie klug und gewandt ſie beydes zu ver- einigen weiß. Sie erhaͤlt das Alte mit Ach- tung, und fuͤgt hinzu, was die neuern Erfin- dungen Angenehmes verſchaffen.
Die das Jnnere hier nicht zu kennen Gele- genheit haben, finden es ſonderbar, und erlau- ben ſich manchen Spott uͤber das Gemiſch von veraltetem und modernen Geſchmack. Auch ſieht es befremdend genug aus, wenn an den alten gewirkten Tapeten eine neue Floͤten-Uhr, große Spiegel mit ſchweren kuͤnſtlichen Verzie- rungen und neue kryſtallne Kronleuchter, ſchwer- faͤllige Seſſel und einladende Sopha’s friedlich
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nem reich und koſtbar iſt! — Weil dieſe mehr
der Graͤfin uͤberlaſſen bleibt; und da ſie die
Eigenheit des Grafen ſchont, der gerne, was
das Alterthum ſeiner Familie bezeugt, in der
urſpruͤnglichen Geſtalt zu erhalten wuͤnſcht,
auch nichts von der Stelle geruͤckt, und keiner
Sache eine andere Geſtalt giebt, die noch als
Ueberreſt der alten Zeit ſich erhalten hat, ſo
laͤßt ſich der Graf mit eben der Gefaͤlligkeit ihre
uͤbrigen Einrichtungen gefallen. Sie ſehen
ſelbſt, wie klug und gewandt ſie beydes zu ver-
einigen weiß. Sie erhaͤlt das Alte mit Ach-
tung, und fuͤgt hinzu, was die neuern Erfin-
dungen Angenehmes verſchaffen.
Die das Jnnere hier nicht zu kennen Gele-
genheit haben, finden es ſonderbar, und erlau-
ben ſich manchen Spott uͤber das Gemiſch von
veraltetem und modernen Geſchmack. Auch
ſieht es befremdend genug aus, wenn an den
alten gewirkten Tapeten eine neue Floͤten-Uhr,
große Spiegel mit ſchweren kuͤnſtlichen Verzie-
rungen und neue kryſtallne Kronleuchter, ſchwer-
faͤllige Seſſel und einladende Sopha’s friedlich
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/53>, abgerufen am 09.11.2024.
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