tina nicht auch der Meynung? Wenn es ihm selbst wohl geziemt, den wichtigen Dienst, den er uns geleistet, dem Zufall zuzuschrei- ben, so würde es sich von uns nicht ziemen, es eben so anzusehen, und seinen Muth, mit dem er das Leben unsers Vaters gerettet hat, zu vergessen.
Und warum gesteht Jhnen denn Betty nicht, daß der Fremde sich recht geschäftig um sie gezeigt, und daß sie seine Aufmerk- samkeiten recht wohlgefällig und artig an- nahm? -- Jch hielt sogar die Festigkeit, mit der sie sich losriß und fort eilte, für ein Opfer, das sie ihrem eifersüchtigen brause- köpfigen Walter brächte, und habe ihr im Herzen deswegen wohlgewollt. -- Belohnt sie so meine gute Meynung? böse Betty! Wenn sie Jhnen nicht abbittet, liebe Tante, und Jhnen gesteht, daß sie ihre Freude da- ran hat, Unfug zu treiben, so werde ich sie bey Herrn von Walter verklagen; er traut mir! --
Von dem Fremden, von diesem Floren-
tina nicht auch der Meynung? Wenn es ihm ſelbſt wohl geziemt, den wichtigen Dienſt, den er uns geleiſtet, dem Zufall zuzuſchrei- ben, ſo wuͤrde es ſich von uns nicht ziemen, es eben ſo anzuſehen, und ſeinen Muth, mit dem er das Leben unſers Vaters gerettet hat, zu vergeſſen.
Und warum geſteht Jhnen denn Betty nicht, daß der Fremde ſich recht geſchaͤftig um ſie gezeigt, und daß ſie ſeine Aufmerk- ſamkeiten recht wohlgefaͤllig und artig an- nahm? — Jch hielt ſogar die Feſtigkeit, mit der ſie ſich losriß und fort eilte, fuͤr ein Opfer, das ſie ihrem eiferſuͤchtigen brauſe- koͤpfigen Walter braͤchte, und habe ihr im Herzen deswegen wohlgewollt. — Belohnt ſie ſo meine gute Meynung? boͤſe Betty! Wenn ſie Jhnen nicht abbittet, liebe Tante, und Jhnen geſteht, daß ſie ihre Freude da- ran hat, Unfug zu treiben, ſo werde ich ſie bey Herrn von Walter verklagen; er traut mir! —
Von dem Fremden, von dieſem Floren-
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tina nicht auch der Meynung? Wenn es ihm
ſelbſt wohl geziemt, den wichtigen Dienſt,
den er uns geleiſtet, dem Zufall zuzuſchrei-
ben, ſo wuͤrde es ſich von uns nicht ziemen,
es eben ſo anzuſehen, und ſeinen Muth,
mit dem er das Leben unſers Vaters gerettet
hat, zu vergeſſen.
Und warum geſteht Jhnen denn Betty
nicht, daß der Fremde ſich recht geſchaͤftig
um ſie gezeigt, und daß ſie ſeine Aufmerk-
ſamkeiten recht wohlgefaͤllig und artig an-
nahm? — Jch hielt ſogar die Feſtigkeit,
mit der ſie ſich losriß und fort eilte, fuͤr
ein Opfer, das ſie ihrem eiferſuͤchtigen brauſe-
koͤpfigen Walter braͤchte, und habe ihr im
Herzen deswegen wohlgewollt. — Belohnt
ſie ſo meine gute Meynung? boͤſe Betty!
Wenn ſie Jhnen nicht abbittet, liebe Tante,
und Jhnen geſteht, daß ſie ihre Freude da-
ran hat, Unfug zu treiben, ſo werde ich
ſie bey Herrn von Walter verklagen; er
traut mir! —
Von dem Fremden, von dieſem Floren-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/72>, abgerufen am 04.12.2024.
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