nahm ihr die Guitarre ab, und spielte einen raschen Tanz, sie drehte sich mit Eduard in schnellen Kreisen. Er hatte sich unter einem Baume niedergesetzt. Nachdem sie zu tanzen aufgehört hatten, setzten sich beyde neben ihn. -- Es tanzt sich gut auf dem kurzen Grase. -- Besser und erfrenlicher als auf dem getäfelten Fußboden Eurer Säle, das ist gewiß. -- Wenn man nun hier im Walde an eine As- semblee denkt! -- Davon kein Wort, Ju- liane, ich mag eben so wenig von Assembleen hören, als Sie vom Tode. -- Hiemit nahm er die Guitarre wieder auf, und sang:
Sie ist mir fern, wie soll ich Freude finden! Jch kann dem Kummer nur mein Leben weihn. Wie um den Baum sich üppig Ranken winden, Die Nahrung raubend seiner Krone dräun, So, fern von Dir, mich Sorg und Un- muth binden, Daß keine Erdenlust mich kann erfreun.
nahm ihr die Guitarre ab, und ſpielte einen raſchen Tanz, ſie drehte ſich mit Eduard in ſchnellen Kreiſen. Er hatte ſich unter einem Baume niedergeſetzt. Nachdem ſie zu tanzen aufgehoͤrt hatten, ſetzten ſich beyde neben ihn. — Es tanzt ſich gut auf dem kurzen Graſe. — Beſſer und erfrenlicher als auf dem getaͤfelten Fußboden Eurer Saͤle, das iſt gewiß. — Wenn man nun hier im Walde an eine Aſ- ſemblee denkt! — Davon kein Wort, Ju- liane, ich mag eben ſo wenig von Aſſembleen hoͤren, als Sie vom Tode. — Hiemit nahm er die Guitarre wieder auf, und ſang:
Sie iſt mir fern, wie ſoll ich Freude finden! Jch kann dem Kummer nur mein Leben weihn. Wie um den Baum ſich uͤppig Ranken winden, Die Nahrung raubend ſeiner Krone draͤun, So, fern von Dir, mich Sorg und Un- muth binden, Daß keine Erdenluſt mich kann erfreun.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0084"n="76"/>
nahm ihr die Guitarre ab, und ſpielte einen<lb/>
raſchen Tanz, ſie drehte ſich mit Eduard in<lb/>ſchnellen Kreiſen. Er hatte ſich unter einem<lb/>
Baume niedergeſetzt. Nachdem ſie zu tanzen<lb/>
aufgehoͤrt hatten, ſetzten ſich beyde neben ihn.<lb/>— Es tanzt ſich gut auf dem kurzen Graſe. —<lb/>
Beſſer und erfrenlicher als auf dem getaͤfelten<lb/>
Fußboden Eurer Saͤle, das iſt gewiß. —<lb/>
Wenn man nun hier im Walde an eine Aſ-<lb/>ſemblee denkt! — Davon kein Wort, Ju-<lb/>
liane, ich mag eben ſo wenig von Aſſembleen<lb/>
hoͤren, als Sie vom Tode. — Hiemit nahm<lb/>
er die Guitarre wieder auf, und ſang:</p><lb/><lgtype="poem"><l>Sie iſt mir fern, wie ſoll ich Freude finden!</l><lb/><l>Jch kann dem Kummer nur mein Leben</l><lb/><l><hirendition="#et">weihn.</hi></l><lb/><l>Wie um den Baum ſich uͤppig Ranken</l><lb/><l><hirendition="#et">winden,</hi></l><lb/><l>Die Nahrung raubend ſeiner Krone draͤun,</l><lb/><l>So, fern von Dir, mich Sorg und Un-</l><lb/><l><hirendition="#et">muth binden,</hi></l><lb/><l>Daß keine Erdenluſt mich kann erfreun.</l><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[76/0084]
nahm ihr die Guitarre ab, und ſpielte einen
raſchen Tanz, ſie drehte ſich mit Eduard in
ſchnellen Kreiſen. Er hatte ſich unter einem
Baume niedergeſetzt. Nachdem ſie zu tanzen
aufgehoͤrt hatten, ſetzten ſich beyde neben ihn.
— Es tanzt ſich gut auf dem kurzen Graſe. —
Beſſer und erfrenlicher als auf dem getaͤfelten
Fußboden Eurer Saͤle, das iſt gewiß. —
Wenn man nun hier im Walde an eine Aſ-
ſemblee denkt! — Davon kein Wort, Ju-
liane, ich mag eben ſo wenig von Aſſembleen
hoͤren, als Sie vom Tode. — Hiemit nahm
er die Guitarre wieder auf, und ſang:
Sie iſt mir fern, wie ſoll ich Freude finden!
Jch kann dem Kummer nur mein Leben
weihn.
Wie um den Baum ſich uͤppig Ranken
winden,
Die Nahrung raubend ſeiner Krone draͤun,
So, fern von Dir, mich Sorg und Un-
muth binden,
Daß keine Erdenluſt mich kann erfreun.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/84>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.