getragen, und auch so als Knabe sah sie wunderschön aus; auch die beyden Freunde nahmen sich gut aus, als ältere Brüder des lieblichen Kindes. Sie gingen dem Morgen entgegen, der in voller Pracht heraufstieg, der Frühling in seiner ganzen Herrlichkeit um- fing sie, die Vögel sangen munter, Blüthen dusteten und die Bäume glänzten im Schein der Sonne.
Sie gingen durch den Wald nach dem Gebirge zu, fröhlich und unbekümmert wie die Kinder. Sie genossen sich selbst in rei- ner Unbefangenheit; Vergangenheit und Zu- kunft war ihren Gedanken fern, der Wille des Augenblicks war ihnen Gesetz.
"Ach, rief Eduard auf einmal aus; so le- ben, wenn auch nur eine kurze Zeit, und sterben, eh wir den Tod zu wünschen haben! Schlafen gehen und nicht wieder aufstehen! -- Jhr denkt an den Tod, sagte Florentin, um zu bedenken wie ihr so gern nicht an ihn den- ken wollt! -- Thorheit! rief Juliane, wer will jetzt vom Tode sprechen? -- Florentin
getragen, und auch ſo als Knabe ſah ſie wunderſchoͤn aus; auch die beyden Freunde nahmen ſich gut aus, als aͤltere Bruͤder des lieblichen Kindes. Sie gingen dem Morgen entgegen, der in voller Pracht heraufſtieg, der Fruͤhling in ſeiner ganzen Herrlichkeit um- fing ſie, die Voͤgel ſangen munter, Bluͤthen duſteten und die Baͤume glaͤnzten im Schein der Sonne.
Sie gingen durch den Wald nach dem Gebirge zu, froͤhlich und unbekuͤmmert wie die Kinder. Sie genoſſen ſich ſelbſt in rei- ner Unbefangenheit; Vergangenheit und Zu- kunft war ihren Gedanken fern, der Wille des Augenblicks war ihnen Geſetz.
„Ach, rief Eduard auf einmal aus; ſo le- ben, wenn auch nur eine kurze Zeit, und ſterben, eh wir den Tod zu wuͤnſchen haben! Schlafen gehen und nicht wieder aufſtehen! — Jhr denkt an den Tod, ſagte Florentin, um zu bedenken wie ihr ſo gern nicht an ihn den- ken wollt! — Thorheit! rief Juliane, wer will jetzt vom Tode ſprechen? — Florentin
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getragen, und auch ſo als Knabe ſah ſie
wunderſchoͤn aus; auch die beyden Freunde
nahmen ſich gut aus, als aͤltere Bruͤder des
lieblichen Kindes. Sie gingen dem Morgen
entgegen, der in voller Pracht heraufſtieg,
der Fruͤhling in ſeiner ganzen Herrlichkeit um-
fing ſie, die Voͤgel ſangen munter, Bluͤthen
duſteten und die Baͤume glaͤnzten im Schein
der Sonne.
Sie gingen durch den Wald nach dem
Gebirge zu, froͤhlich und unbekuͤmmert wie
die Kinder. Sie genoſſen ſich ſelbſt in rei-
ner Unbefangenheit; Vergangenheit und Zu-
kunft war ihren Gedanken fern, der Wille
des Augenblicks war ihnen Geſetz.
„Ach, rief Eduard auf einmal aus; ſo le-
ben, wenn auch nur eine kurze Zeit, und
ſterben, eh wir den Tod zu wuͤnſchen haben!
Schlafen gehen und nicht wieder aufſtehen! —
Jhr denkt an den Tod, ſagte Florentin, um
zu bedenken wie ihr ſo gern nicht an ihn den-
ken wollt! — Thorheit! rief Juliane, wer
will jetzt vom Tode ſprechen? — Florentin
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/83>, abgerufen am 09.11.2024.
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